Koelnmesse-Chef im Interview "Schwarze Zahlen bis 2012"

Gerald Böse will die koelnmesse nach einer Periode von schwachen Jahren mit neuen Veranstaltungen im In- und Ausland wieder nach vorn bringen.

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Gerald Böse, Messechef in Köln

WirtschaftsWoche: Herr Böse, Sie haben in der kurzen Zeit seit Ihrem Antritt in Köln vier Messen geholt. Wie lebt es sich mit dem Ruf des Messejägers?

Böse: Köln hat in der Vergangenheit auch ein paar Messen abgeben müssen. Für den Standort, der eine Veranstaltung verliert, ist das immer eine mittlere Katastrophe. Oft heißt es dann, es sei bei dem Wechsel nicht mit rechten Dingen zugegangen. Aber wir haben uns für die Veranstaltungen ganz normal beworben.

In der Branche war die Rede von Dumping.

Wörter wie Abwerbung, Messeklau oder Dumping fallen immer wieder bei einem Standortwechsel. Aber ein Verband oder Veranstalter, der seine Messe nur wegen des Preises verlagert, tut sich keinen Gefallen. Bei einer Messe müssen Ter-min, Infrastruktur und Konzept stimmen. Bei Letzterem sind die Finanzen wichtig. Aber Geld ist nicht alles. Wir jedenfalls können uns nicht grenzenlos verausgaben.

Vor allem die Entscheidung, die führende Computerspielmesse in Köln statt in Leipzig abzuhalten, hat Aufsehen verursacht.

Dieser Wechsel war ein schönes Antrittsgeschenk meiner Kollegen. Die Gründe sind einfach: Die Branche wollte die Messe im Zentrum eines Ballungsraums veranstalten. Im Umkreis von zwei Fahrstunden wohnen hier mehr als 40 Millionen Menschen. Und Köln hat eine europäische Anbindung an die Verkehrsnetze.

Leipzig will die Games Convention trotzdem weiterführen. Haben Sie keine Angst, dass das der neuen Kölner Gamescom zusetzt?

Nein. Wir sehen an den Anmeldungen, dass sich die Branche für Köln entschieden hat. Von allen großen und mittelgroßen Anbietern denkt keiner daran, weiter in Leipzig auszustellen. Nach der ersten Messe wird es keinen Raum mehr geben für eine andere Großveranstaltung zum Thema. Wir gehen davon aus, dass wir die bisherige Besucherzahl noch toppen.

Weniger Spaß machen dürften Ihnen die darbenden Kunstmessen.

Die Kunstmessen haben neue Termine und neue Leuten an der Spitze. Wir haben die Zahl der Galerien drastisch eingeschränkt und eine klare thematische Trennung vorgenommen: die Art Cologne im Frühjahr für zeitgenössische und klassische moderne Kunst und die Cologne Fine Art & Antiques im Herbst mit Kunst und Kunsthandwerk aus zwei Jahrtausenden bis zur Nachkriegskunst. Die Fine Arts & Antiques im Herbst ist sehr gut gelaufen.

Wie geht es weiter mit der IMM, die gleich mehrere Wettbewerber attackieren?

Einrichten und Möbel ist für die koeln-messe ein wichtiger Bereich. Da gibt es nicht nur die IMM, sondern auch die Büromesse Orgatec oder die Zuliefermesse Interzum – alles in allem fünf Veranstaltungen mit 400.000 Besuchern und 6000 Ausstellern. Aber wir haben einen zersplitterten Markt. Es gibt eine Unzahl von Hausmessen, die Veranstaltungen der Einkaufsverbände, große nationale Messen wie in Bad Salzuflen und die Konkurrenz in Mailand.

Vor einigen Wochen ist der verantwortliche Manager Wolfgang Kranz von Ihnen abberufen worden.

Es gibt eine gemeinsame Erklärung, aus der hervorgeht, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben. Mehr will und darf ich dazu nicht sagen.

"Impulsgeber auf den Weg in bessere Zeiten"

Die Kölner Messe hat in den vergangenen zehn Jahren kaum zugelegt. Nürnberg und Frankfurt haben in der Zeit ihren Umsatz fast verdreifacht oder verdoppelt. Was ist falsch gelaufen?

Angesichts der Tatsache, dass große Veranstaltungen weggefallen sind oder den Turnus geändert haben wie die zweimal im Jahr stattfindende Herrenmodewoche, die Domotechnica oder die Fahrradmesse IFMA, erstaunt es eigentlich, dass die Kollegen hier in Köln es geschafft haben, den Umsatz zu halten. Köln hat auch später mit dem Auslandsgeschäft angefangen. Es geht aber nach oben. Wir haben acht neue Veranstaltungen in diesem Jahr kreiert oder nach Köln geholt. Und wir haben inzwischen über 25 Auslandsmessen. Köln ist ein Spieler, mit dem man künftig rechnen muss.

Oder ein Messeplatz, der sich mit der Nachbarmesse Düsseldorf zusammenschließt?

Dazu gehören immer zwei. Es gibt keine Gespräche. Köln ist auch ohne Düsseldorf stark.

Sie wollen das Jahresminus von zwölf Millionen Euro bis 2012 ausgleichen. Schaffen Sie das?

Ja. Wir trennen uns von Veranstaltungen, die keinen positiven Ergebnisbeitrag versprechen. Und ein Effizienzprogramm soll die Messe fitter machen und uns bis 2012 schwarze Zahlen bringen.

Was erwarten Sie von der Krise?

Auf der Ausstellerseite werden wir im ersten Jahr nicht viele Auswirkungen sehen. Auf den Auftritt auf Großmessen wie der Ernährungsmesse Anuga oder der Süßwarenmesse ISM werden die Aussteller nicht verzichten, zudem haben sie lange Planungszeiten. Bei den Besuchern sieht es anders aus, die können schnell reagieren. Aber zentrale Standorte wie Köln leiden darunter weniger als abgelegenere Plätze. Für die Messebranche birgt die Krise die Chance, sich als Impulsgeber auf dem Weg in bessere Zeiten zu profilieren. Das müssen wir unseren Kunden vermitteln.

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