
„Wir nehmen die Restrukturierung selbst in die Hand und unterstreichen damit die Verantwortung für die betroffenen Mitarbeiter.“ Beim geplanten Verkauf der Sparte werde das Unternehmen die Bedingungen der Kaufinteressenten genau prüfen: „Vorrang hat die Tragfähigkeit“, sagte Kaeser. Möglich sei auch, dass Siemens die Telefonsparte in einer Übergangsphase als Gemeinschaftsunternehmen mit einem Käufer führe, sagte der Finanzchef.
„Wir gehen aber davon aus, dass wir uns in absehbarer Zeit aus diesem Geschäft zurückziehen“, betonte er. Personalvorstand Siegfried Russwurm kündigte die Gründung einer Transfergesellschaft an, die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitern bei der Vermittlung einer neuen Stelle helfen soll. Zudem habe Siemens allein in Deutschland 3000 offene Stellen und versuche, die Mitarbeiter dort unterzubringen. Bis September 2009 seien betriebsbedingte Kündigungen bei SEN wegen einer tariflichen Sondervereinbarung ausgeschlossen, erklärte Russwurm.
Verkauf von Leipziger Werk
Mit den Arbeitnehmervertretern liefen Gespräche, wie der Stellenabbau möglichst sozialverträglich gestaltet werden könne. Siemens hatte angekündigt, in Deutschland 2000 Stellen streichen zu wollen. Russwurm erklärte, möglicherweise könnten davon aber noch 800 Jobs gerettet werden. Dies hänge auch von Plänen der möglichen Käufer der Sparte ab. Am Stammhaus in München würden voraussichtlich 460 Stellen abgebaut. Am Standort Leipzig sei das Ziel, die 530 Arbeitsplätze auch bei einem möglichen Verkauf zu erhalten. Details zu den einzelnen Standorten müssten aber noch besprochen werden.
Etwa 3000 Stellen weltweit, die ausgelagert werden sollen, würden aber im Wesentlichen erhalten bleiben, versicherte Russwurm. Finanzvorstand Joe Kaeser räumte ein, die Telefonanlagensparte sei in den vergangenen Jahren bei neuen Entwicklungen hinter Wettbewerbern hergehinkt. „Das Unternehmen war hier nicht an der Spitze an der Innovation“, sagte er. SEN habe 2007 einen Verlust von 602 Millionen Euro ausgewiesen. „Diese Zahlen sprechen eine bedrückende deutliche Sprache“, sagte Kaeser. Darum sei nun ein „gravierender Umbau“ nötig, den andere Unternehmen schon früher vollzogen hätten.
Die IG Metall forderte, von jedem möglichen Investor werde eine "tragfähige Strategie" erwartet, die die Arbeitsplätze der Mitarbeiter langfristig sichere. "Wir hoffen, dass Siemens aus dem Desaster bei BenQ gelernt hat", erklärte der bayerischer IG-Metall-Chef Werner Neugebauer.