
"2009 war ein hartes Jahr für die Messebranche", sagt Peter Neven, Geschäftsführer des Messeverbandes Auma. "Und 2010 wird wohl im Vergleich zu den jeweiligen Vorveranstaltungen kein Wachstum bringen." Neven erwartet eine nachhaltige Erholung frühestens im Herbst. Tatsächlich war das vergangene Jahr mit einem geschätzten Rückgang von fast 15 Prozent eines der härtesten Jahre in der Branche – schlimmer als die Flaute infolge der Internet-Krise vor zehn Jahren.
Anfangs hatten sich Deutschlands Messefürsten noch in Optimismus geübt und auf die durchwachsenen Aussteller- und Besucherzahlen der ersten Monate hingewiesen. Tatsächlich konnten viele Messen zu Anfang 2009 von Verzögerungseffekten profitieren: Nachdem die Marketingbudgets verabschiedet und die Messestände angemeldet waren, scheuten die Marketingchefs den Befehl „Kehrt um, marsch". Hinzu kam: Eine Absage oder ein verkleinerter Stand wurde von den Konkurrenten als Schwäche gewertet.
Das hat sich geändert. Schönfärben ist out. Die Absage eines Messeauftritts gilt inzwischen als Zeichen von Realitätssinn. "Niemand schämt sich heute mehr, weil er am Messeauftritt spart", sagt Christian Brühe, Chef der auf Events und Messebau spezialisierten Kölner Agentur Uniplan.
Verändert hat sich auch der Planungsvorlauf. Verkleinerungen der Standfläche oder komplette Stornierungen wenige Wochen vor der Veranstaltung gehören heute zum Alltag der Messemanager.
Tröstlich für die Ausstellungsmacher: Die miesen Zahlen für 2009 sind nicht nur Folge der Krise. Die Branche folgt nicht nur der allgemeinen Wirtschaftslage, sondern hängt auch am Messekalender. Im vergangenen Jahr waren die großen Messeereignisse rar. Denn viele Messen finden nur im Zwei- oder Dreijahrestakt statt.
Deshalb wird 2010 ein gutes Jahr: Auf dem Plan stehen mehrere Megaschauen wie die Münchner Baumesse Bauma oder die Düsseldorfer Kunststoffmesse K. Mit etwas Glück könnte die Umsatzmarke des Superjahres 2008 von 2,8 Milliarden Euro erreicht werden. Im Vergleich zu den jeweiligen Vorveranstaltungen jedoch dürfte das laufende Jahr für die deutschen Messemacher schwach ausfallen.
Unter Schwindsucht leiden vor allem die publikumsstarken Messen. So zählte die Leipziger Automobilmesse Ami im Vorjahr nur 250.000 Besucher – 40.000 weniger als 2008. Auch die Cebit musste einen Einbruch der Besucherzahlen von 30 Prozent hinnehmen.
Dennoch dürfte Deutschland seinen Spitzenplatz behaupten, denn hier finden zwei Drittel aller internationalen Leitmessen statt. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Aussteller eher die Veranstaltungen der zweiten oder dritten Reihe fallen lassen als die Leitmessen.
Vor allem die neu- und ausgebauten Standorte in Südeuropa oder in der chinesischen Provinz leiden darunter. In den vergangenen Jahren waren dort zahllose Hallen aus dem Boden gestampft worden. So stockten allein zwischen Anfang 2006 und Ende 2009 die spanischen Messemacher ihre Flächen um 15 Prozent auf.
Die deutsche Messebranche hat dagegen Grund zur Hoffnung. Immerhin planen 27 Prozent der deutschen Aussteller eine Aufstockung ihrer Ausgaben. Nur 19 Prozent wollen weniger Geld investieren. „Die Aussteller wissen, dass die direkte Kommunikation am Stand mit dem Kunden und die Konfrontation mit den Wettbewerbern auf einer Messe durch nichts zu ersetzen ist“, sagt Auma-Geschäftsführer Neven.