Konsumgüter Wie Henkel mit Schwarzkopf die Konkurrenz jagt

Seite 2/4

Grafik: Markt für Haarpflegeprodukte

Dabei könnte sich der Endvierziger auf seine Leistung einiges einbilden. Denn der Höhenflug von Schwarzkopf ist eng mit seiner Person verbunden. Noch vor wenigen Jahren war das Geschäft mit Glibber und Glamour nicht besonders beliebt im Henkel-Konzern. Doch van Bylen hat die Sparte zum profitabelsten Unternehmensbereich gestylt.

Seit dreieinhalb Jahren, genau 14 Quartale in Folge, wächst die Sparte und liefert Margen ab, die sich gewaschen haben und von denen Persil & Co. derzeit nur träumen können. Das größte Sorgenkind im Konzern ist nach wie vor die Klebstoffsparte, die rund die Hälfte der Konzernumsätze einfährt und kriselnde Branchen wie die Auto-, Elektro- oder Bauindustrie beliefert.

Zweimal im Monat steht Stefan Huchler, ein studierter Atomphysiker und verantwortlich für effiziente Lieferketten bei Henkel, mit der geheimnisvollen schwarzen Kiste vor seinem Chef van Bylen. In der Schachtel liegen Dosen, Flaschen und Tübchen – alles Neuheiten oder überarbeitete Produkte, die Henkel in diesen Wochen in den Handel bringt.

Die schwarze Kiste

Herr van Bylen, wie lange gibt es das Ritual mit der Kiste schon?

2005 habe ich die Kosmetiksparte übernommen. Ein knappes Jahr später haben wir damit begonnen. Und natürlich teste ich alle diese Produkte auch im täglichen Gebrauch.

Mussten Sie schon mal ein Produkt bei der Endabnahme stoppen, weil Ihnen dann doch etwas nicht gefallen hat?

Es gab einen Fall, da wurden zwei Fa-Shampoo-Flaschen für eine Verkaufsaktion von einer Folienverpackung zusammengehalten, die dann aber so ungünstig angebracht war, dass der Kunde wichtige Informationen nicht mehr auf Anhieb erkennen konnte. Das habe ich ändern lassen. Aber das passiert extrem selten. Ich habe großen Wert darauf gelegt, die Entwicklung von neuen Produkten in die Verantwortung aller Mitarbeiter in Forschung, Verpackung oder Marketing weltweit zu legen. Das hat die Fehlerquote enorm eingeschränkt.

Sie bekommen alle 14 Tage so eine prall gefüllte Kiste neuer Produkte vor die Nase. Wer soll das alles kaufen? Wie viele neue Produkte kann der Kunde überhaupt verkraften?

Bei den Produkten des alltäglichen Bedarfs legt kaum eine andere Branche ein ähnlich hohes Innovationstempo wie die Kosmetik vor. Da wollen wir ganz vorne mit dabei sein. Häufig sind es auch nur kleine Veränderungen oder Weiterentwicklungen. Mal wird die Verpackung mit einem praktischeren Verschluss optimiert, dann wiederum eine Produktserie um eine neue Duftnote oder eine trendige Haarfarbe erweitert. Selbstverständlich nehmen wir auch immer wieder Produkte aus dem Sortiment. Wir machen 40 Prozent unseres Umsatzes mit Produkten, die nicht älter als drei Jahre sind.

Van Bylen zählt zu den Managern, die ihr Metier von der Pieke auf gelernt haben. Anders als Konzernchef Kasper Rorsted, der 2005 aus der IT-Industrie zu Henkel stieß, beginnt der Betriebswirt bei dem Düsseldorfer Konzern ganz unten: 1984 als 23-jähriger Außendienstler für Waschmittel in Belgien. Er wechselt ins Produktmanagement und verantwortet das Waschmittel-Marketing in den Beneluxländern, später den gleichen Aufgabenbereich für Kosmetik- und Körperpflege. 2001 steigt er ins Direktorium auf, im Juli 2005 in den Vorstand, zuständig für die Kosmetik- und Körperpflege mit rund 8000 Mitarbeitern und einem Umsatz von heute über drei Milliarden Euro.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%