Konzernumbau Das Trauma bei der Deutschen Post

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Ähnlich düster wie im Briefgeschäft sind die Prognosen für das klassische Paketgeschäft, das unter dem Unvermögen der Post-Manager in den vergangenen Jahren leidet. Weil die Post hier keinen staatlichen Schutz genoss, trotzten ihr Wettbewerber wie der DPD, der heute zu einer Tochter der französischen Post gehört, GLS, inzwischen eine Tochter der britischen Post, sowie Hermes, ein Ableger des Handelsriesen Otto, mehr als die Hälfte des Marktes ab. Für Hermes nehmen inzwischen rund 13.500 Kioskbesitzer, Getränkemärkte oder Lotto-Toto-Annahmestellen Pakete an, mehr als die Post Filialen unterhält.

Das Paketnetz der Deutschen Post „hat große Schwierigkeiten“, sagt der Hamburger Unternehmensberater Horst Manner-Romberg. Seit Jahren kämpft die Post gegen rote Zahlen in dem personal- und fixkostenintensiven Geschäftszweig innerhalb Deutschlands. Der Wettbewerb zwang sie vor drei Jahren zu Preissenkungen um rund 30 Prozent. Ein Versuch, die Kosten zu drücken, sind die mittlerweile rund 1500 Packstationen, deren Einführung Appel einst selbst verantwortete. Doch es sieht nicht danach aus, dass sich die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten bald amortisieren. Eine Unternehmensberatung hatte im Herbst 2008 eine Woche lang die Anzahl der Abholungen in Hamburg und Mainz ausgewertet. Ergebnis: Am Tag kamen nur 19 Kunden, die ein Paket abholten — die Kapazität liegt bei 100 Paketen pro Packstation. Wettbewerber verzichten auf diesen Aufwand und seien „viel schlanker aufgestellt“, sagt Berater Manner-Romberg.

Gilt die Deutsche Post bei der Paketbeförderung im Heimatmarkt noch als Marktführer, hat sie nach Schätzung von Experten in Europa das Nachsehen. In Großbritannien etwa kommt Hermes auf 24 Prozent Marktanteil gegenüber fünf Prozent der Post. Erst kürzlich, fast neun Jahre nach Zumwinkels großer Einkaufstour in den Nachbarländern, schuf die Post einen neuen Geschäftsbereich, der zusammen mit den nationalen staatlichen Postgesellschaften ein funktionierendes europäisches Paketnetz aufziehen soll.

Wirtschaftskrise belastet Kuriergeschäft

Auch das Expressgeschäft, also die Beförderung termingebundener Sendungen, die als erhoffte stabile Säule die erwarteten Gewinnrückgänge im Briefgeschäft wettmachen sollte, fällt zurzeit aus. Hier ist die Post seit dem Kauf des internationalen Kurierdienstes DHL zu Beginn dieses Jahrzehnts zwar weltweit Marktführer. Doch die Wirtschaftskrise trifft den schnellen Transport von Dokumenten und Paketen mit voller Wucht. Der Geschäftsbereich, der jedes Jahr mehr als 13 Milliarden Euro Umsatz macht, ist mit seiner festen Flugzeug- und Lkw-Flotte besonders kapitalintensiv. Ein Unternehmen, das verspricht, am nächsten Tag auszuliefern, muss auch laufen, wenn wie zurzeit nur wenige Dokumente eingehen. Nach Schätzung von Experten dürfte das Sendevolumen in den vergangenen Monaten im zweistelligen Prozentbereich gesunken sein. Im dritten Quartal 2008 war das operative Ergebnis bereits negativ — und dürfte es bis heute sein.

Damit hat sich Express endgültig zur Problemsparte der Post entwickelt. Im vergangenen Jahr sorgte das US-Geschäft für den ersten Konzernverlust seit dem Börsengang. Beim Expressversand von Dokumenten innerhalb Amerikas, also etwa von Washington nach San Francisco, zahlte der Konzern in den vergangenen Jahren mindestens 7,5 Milliarden Euro drauf. DHL vermochte nicht, die Platzhirsche UPS und FedEx um ihre Pfründen zu bringen.

Für Appel wird das US-Abenteuer nun zum gefährlichen Stolperstein. Denn er entschied im vergangenen Jahr, aus dem inneramerikanischen Expressgeschäft auszusteigen und Sendungen aus Europa oder Asien künftig von UPS an Zielorte in den USA weitertransportieren zu lassen. Doch die erhoffte Kooperation gibt es noch immer nicht. Während Appel überzeugt ist, UPS nehme das DHL-Transportvolumen gerne an, hielt UPS-Chef Scott Davis Anfang Februar eine Übereinkunft für „äußerst schwierig“. Die Transportmenge, die DHL bringe, sei zu gering. Nicht auszuschließen, dass UPS den deutschen Erzrivalen ganz aus dem Heimatmarkt jagen will.

Allein die Logistiklösungen, also die komplette Lagerung, Beförderung und Verteilung von Gütern, gelten im Konzern noch als stabiles Segment. Allerdings sind sich Experten einig, dass der Kauf des britischen Logistikers Exel im Jahr 2005 für 5,5 Milliarden Euro ein teures Investment war. So schrieb Finanzchef John Allan erst vor einem Monat fast eine Milliarde Euro des Firmenwertes ab, mit dem Exel in der Post-Bilanz steht. Damit sorgte er für Nervosität bei den Anlegern. Das sei „ein klares Zeichen, dass es auch dort nicht 100-prozentig rund läuft“, sagt Jochen Rothenbacher, Analyst bei Equinet.

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