Krankenversicherer finden wenig Gehör Branche der Krankenversicherer kämpft um ihren Erhalt

Die Bürgerversicherung würde das Aus für die privaten Anbieter bedeuten.

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HB DÜSSELDORF. Die Schlacht des kommenden Jahres wird für deutsche Versicherer die Reform des Gesundheitssystems. Hier steht nicht weniger als die Zukunft der privaten Krankenversicherung auf dem Spiel. Einen Vorgeschmack gab die Diskussion über Bürgerversicherung und Gesundheitsprämie. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung sehen sich die Lobbyisten der Branche bei der politischen Diskussionen an den Rand gedrängt. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass sie das gegenwärtige System behutsam weiterentwickeln möchten. Die Koexistenz zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung möchten sie nicht antasten. Damit findet die Branche in einer Zeit radikaler Ideen – der Bürgerversicherung der Bundesregierung und der Gesundheitsprämie der CDU/CSU – naturgemäß wenig Gehör. Die Bürgerversicherung würde das Aus für die private Vollversicherung bedeuten. Zwar dürfte dies aus verfassungsrechtlichen Gründen wohl nur für Neukunden gelten, doch der Bestandsschutz für ihre bisherigen Kunden wäre kein Trostpflaster. Denn durch einen Stopp im Hauptgeschäft würde die wichtigste Ertragssäule der 51 Anbieter wegbrechen. Schließlich stammen 71 Prozent ihrer Einnahmen aus der Vollversicherung, bei steigender Tendenz. Auch für die Versicherten würde es unangenehm. Denn durch die Überalterung der Versicherten dürften die Beiträge deutlich steigen. Trotz genauer Kalkulation ist die Branche auf eine Bestandsmischung zwischen alten und jungen Menschen angewiesen. Wenig zu befürchten hätte die Assekuranz dagegen bei einer Umsetzung der Gesundheitsprämie. Nach den Plänen der CDU/CSU soll jeder gesetzlich Versicherte künftig eine fixe Monatsprämie zahlen. Zusätzlich würde sich die Krankenversorgung aus einem Fonds speisen, der von den Arbeitgebern finanziert wird. Soziale Härtefälle sollen aus Steuergeldern Hilfe erhalten. Bei diesem Modell könnten die privaten Krankenversicherer weitermachen wie bisher. Wenig Gefallen finden dürfte die Branche auch an dem Reformvorschlag des Sachverständigenrates, der das Gesundheitssystem nach Schweizer Vorbild reformieren will. Danach würden private und gesetzliche Krankenversicherer eine gleichgeartete Bürgerversicherung anbieten. Darüber hinaus bliebe den privaten Anbietern das Geschäft mit Zusatzversicherungen. In der Schweiz führte dieser Weg allerdings für die privaten Anbieter zu einem Abbröckeln des Geschäfts. Sehr ruhig geblieben ist es seit dem Sommer um das eigene Reformvorhaben der PKV-Unternehmen. Dabei sind die Versicherer in der Not bereit, alte Tabus zu brechen. So wollen sie das Schlimmste verhindern. Künftig sollen Versicherte daher leichter zwischen privaten Anbietern wechseln können als bisher. Dies ist eine alte Forderung von Verbraucherschützern. Zudem will die Branche den Verbrauchern eine Basisversicherung anbieten, die Interessierten bis zum 55. Lebensjahr offen steht. Einmalig sollen in dieses System auch ältere Menschen übernommen werden. Mit beiden Ideen bewegt sich die Branche. Für ihre Ideen muss sie nun Verbündete in der Politik finden. Denn eines ist klar. Das Festhalten am Status quo dürfte den privaten Krankenversicherern kaum gelingen. Zumal sie in Deutschland wie auf einer Insel agieren: Nirgendwo sonst gibt es ein vergleichbares System in Europa. Lesen Sie Ausblicke auf das Jahr 2005 in der großen Handelsblatt.com-Jahreschronik: >>> weiter...

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