Eine arbeitsrechtliche Klageschrift, die Deisels Anwalt beim Landgericht Düsseldorf einreichte, listet eine Reihe von Vorwürfen gegen seinen Nachfolger Max Müller und dessen Schweizer Investmentgesellschaft Comco auf. Eine von Müller kontrollierte Gesellschaft hatte bei der Alno-Kapitalerhöhung im Februar, damals noch unter Deisel, die Zeichnung von Aktien für 15 Millionen Euro garantiert und die Aktien an 107 Investoren weitergereicht.
In der Klage heißt es, Müller habe als Gegenleistung für die 15 Millionen Euro Kapital und für Verhandlungen mit Banken und Großaktionären über einen Forderungsverzicht zusammen 2,75 Millionen Euro Provision verlangt. Laut Klageschrift ist das Geld bereits überwiesen worden. Müller sagte der WirtschaftsWoche, er gebe dazu „keine Auskunft“.
Zudem, so die WirtschaftsWoche weiter, habe Müller laut Klageschrift für Comco und eine andere von ihm kontrollierte Gesellschaft mehrere Beraterverträge gefordert, etwa zur Bearbeitung aller Alno-Einkaufsvorgänge ab einem Einzelvolumen von 200 000 Euro, einen Vertrag zur Überwachung der Restrukturierung von Alno, ein Beratungsmandat zur Expansion von Alno in der Schweiz sowie die künftige Vergabe von Beratungsleistungen durch Alno an eine von der Comco zu bestimmende Adresse. Nach Schätzungen der WirtschaftsWoche hätten die Verträge Müllers Beratung und der Comco mindestens 8,5 Millionen Euro Einnahmen gebracht.
Laut Klageschrift lehnte Deisel die Beraterverträge ab, weil sie eine „erhebliche nachhaltige finanzielle Belastung“ für Alno bedeutet hätten. Müller sagte der WirtschaftsWoche zu den Beraterverträgen: „Das ist nicht abgeschlossen worden.“ Auf die Frage, ob mittlerweile Verträge über Beratungsleistungen zwischen Alno und Comco unterzeichnet wurden, sagte er: „Wir sind in Diskussionen.“ Deisel, der einen noch bis Mitte 2015 laufenden Vorstandsvertrag hatte, wurde am 6. April entlassen, Müller wurde sein Nachfolger. Deisel fordert in einem ersten Schritt rund 1,4 Millionen Euro vom Unternehmen. Alno will Ex-Chef Deisel auf der Hauptversammlung am 14. April nicht entlasten. „Aufsichtsrat und Vorstand prüfen derzeit eine Schadensersatzklage gegen Herrn Deisel“, sagte ein Sprecher des Unternehmens der WirtschaftsWoche