Kundenzentriertes Management Gemeinsam kochen

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Beim Maschinen- und Anlagenbauer Huber aus Berching im Altmühltal ist seit dem Jahreswechsel die sechste Generation am Steuer. Die Senioren Hans und sein Bruder Karl Josef Huber legten die Unternehmensleitung in die Hände ihrer Söhne und Schwiegersöhne Georg Huber und Oliver Rong. Das Unternehmen ist seit 135 Jahren im Besitz der Hubers. Es wächst seit Jahren, hat sich zu einem der wichtigsten europäischen Anbieter bei der Abwasser- und Schlammbehandlung entwickelt, beschäftigt 900 Mitarbeiter, macht rund 140 Millionen Euro Umsatz im Jahr und verfügt über 50 Tochterfirmen und Repräsentanzen im In- und Ausland. "Natürlich soll die Firma den Lebensunterhalt gewährleisten, Ziel ist es aber auch immer gewesen, mehr an die nächste Generation weiterzugeben, als man selbst bekommen hat", sagt Neu-Chef Georg Huber.

Der unternehmerische Altruismus ist Programm bei den Hubers. Das langfristige Wohl des Unternehmens geht vor kurzfristige Erfolge oder maximalen Boni. "In den vergangenen drei Jahren wurden bei uns hohe Beträge investiert, obwohl mein Vater und mein Onkel zum Jahresende ausgeschieden sind und damit von den Rückflüssen der Investitionen nicht mehr profitieren werden", sagt Huber. Auch bei der Expansion nach China, Mitte der Neunzigerjahre, war allen Hubers klar, dass sich dieses Engagement erst nach Jahren rechnen würde. Die Huber-Historie nimmt 1872 ihren Anfang, als Johann Huber in einen bestehenden Kupferschmiedbetrieb einheiratet. Den wirtschaftlichen Aufstieg verdanken die Oberpfälzer unter anderem den vielen bayrischen Brauer- und Brennereien, die über Jahrzehnte große Kupferkessel ordern.

Multiplikation des Erfolgs

Inzwischen fertigt das Unternehmen Maschinen, Komponenten und Anlagen für das Abwasserrecycling und die Klärschlammbearbeitung. Schub erhält das Unternehmen durch die Wiedervereinigung und die Öffnung Osteuropas. Viele Kläranlagen dort sind renovierungsbedürftig. Hinzu kommen Aufträge aus Schwellenländern, wo die Hubers auf allzu viel High Tech verzichten, was die Anlagen deutlich billiger und für arme Länder erschwinglich macht. Rund drei Viertel der Umsätze stammen heute aus dem Ausland. Trotzdem wohnen die Hubers seit Generationen am Stammsitz in Berching. "Wir sind hier zur Schule gegangen und nehmen am gesellschaftlichen Leben Teil. Das schafft Wurzeln", sagt Huber junior. Kurzfristige Überlegungen über Standortverlagerungen kämen so gar nicht erst auf. "Huber ist ein Paradebeispiel für ein eigentümergeführtes Unternehmen, das in Generationen denkt. Im Vordergrund steht dabei die die langfristige Steigerung des Unternehmenswertes im Sinne der Eigentümer, Mitarbeiter und anderer Stakeholder und nicht das kurzfristige Optimieren von Quartalsergebnissen", sagt Keylens-Partner Meurer .

Rohre und Behälter aus Kunststoffen, auch Thermoplaste genannt, in denen Gas oder Wasser fließen, gelten nicht eben als Blickfang oder elektrisierende Themen für Partys und Empfänge. Trotzdem hat die Plastikware in den vergangenen Jahrzehnten Ton-, Blei- oder Stahlrohre in fast allen Bereichen des Lebens ersetzt - und dem Familienunternehmen Frank im hessischen Mörfelden seit über 40 Jahren zu Wohlstand verholfen. Verkaufsschlager des Unternehmens mit seinen 130 Mitarbeitern sind schweißbare Rohre aus Polyethylen. Neben der chemischen Industrie und dem Bergbau sind auch Kommunen Einsatzgebiete für das Kanalrohr-System. Es ermöglicht den Bau von Abwasserrohrsystemen mit einer Lebensdauer von 100 Jahren und ersetzt Kanalrohre aus Beton. Doch die Firma Frank arbeitet nicht nur in Mörfelden, sondern auch im Ausland. "Trotz aller struktureller und kultureller Unterschiede gibt es bestimmte Werte, die in fast jedem Kulturkreis gelten: Qualität, Vertrauen, Integrität, nachhaltige persönliche Beziehungen", sagt Keylens-Partner Meurer. Also hat Frank, was ihn in Deutschland stark machte, auf das Ausland übertragen: flexible Lieferbereitschaft, modernste Logistik, ein breites Produktsortiment, die Zusammenarbeit mit Hoch- und Fachschulen, die Ausbildung eigener Leute - all das machte das Unternehmen zu einem der führenden Systemanbieter bei Kunststoffrohren mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz.

Perfekt in der Nische

Zusammen mit einem langjährigen Lieferanten aus Österreich hat Frank-Geschäftsführer Christian Habedank diverse Gemeinschaftsunternehmen fern der Heimat gegründet, etwa eine polnische Vertriebstochter mit Standorten in Warschau und Breslau. "Mit vielen Kunden verbindet uns eine freundschaftliche, vertrauensvolle Beziehung. Ziel ist nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern eine langfristige Geschäftsbeziehung", sagt Mittelständler Habedank. In einem Fall ging das so weit, dass er mit einem Kunden ein Joint Venture namens PPS-Frank gründete, um in Neuseeland große Kanalrohre aus Kunststoff zu versorgen. Die Hessen zählen nicht zu denjenigen, die sich auf Kosten des Unternehmens aus der Firmenkasse bedienen. Gewinne bei Frank werden traditionell in den Ausbau und das Wachstum des Unternehmens reinvestiert. Im krisengeschüttelten Jahr 2009 wurde sogar antizyklisch investiert. Frank gründete zwei neue Produktionsbetriebe und baute an den bestehenden Standorten die Produktionskapazitäten und die Belegschaften aus. "Führungskräfte im Unternehmen werden weitestgehend aus den eigenen Reihen rekrutiert. Die Mitarbeiterfluktuation liegt unter fünf Prozent", sagt Habedank.

Familienunternehmen picken sich oft bewusst bestimmte Marktsegmente oder spezielle Problemlösungen heraus und entwickeln ein breitgefächertes Angebot mit hoher Perfektion. Das klingt häufig exotisch, bringt aber Erfolg. So wie bei Homatherm, einem Hersteller von Dämmmaterial aus Berga am Südharz. Die Thüringer haben sich auf flexible Dämmstoffmatten aus nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert, lediglich zehn Prozent des Dämmstoffmarktes. Aber: "Der Markt für natürliche Rohstoffe wächst zulasten der herkömmlichen, künstlichen Materialien", sagt Homatherm-Geschäftsführer Horst Mosler. Und innerhalb der nachwachsenden Rohstoffe spezialisierte sich das 1994 gegründete Unternehmen nochmals, indem es sich auf Holz und Zellulose verlegte. Hier sind die Ostdeutschen Marktführer in Europa. Sie konnten den Umsatz zwischen 2003 und 2008 zweimal verdoppeln auf heute rund 25 Millionen Euro. Auch im Krisenjahr 2009 stiegen die Erlöse zweistellig, die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 50 auf 80 Mitarbeiter. Für 2010 rechnet Mosler erneut mit einem Wachstum von rund 30 Prozent - obwohl insgesamt deutlich weniger gebaut werde.

Zu den Kunden von Homatherm zählen Dachdecker, Architekten, Zimmerer, Baustoffhändler, aber auch Energiefachberater und einzelne Bauherrn. Auf den ersten Blick haben Dämmstoffe von Homatherm nichts mit dem Zahnmaterial von Bego bei Olympia in Vancouver zu tun. Doch beim näheren Hinsehen eint beide etwas: langjährige Kontakte zu den Kunden, Hingabe ans Geschäft, fast freundschaftlicher Umgang mit den Beschäftigten.

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