Ladestationen für Elektroautos BMW, Ford und Co gegen Tesla

Gemeinsam wollen die Autobauer BMW, Daimler, Porsche und Ford ein europäisches Netz von Ladesäulen aufbauen – und damit Tesla herausfordern. Doch die wichtigsten Fragen im Gemeinschaftsunternehmen sind noch ungeklärt.

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Ladestation für Elektroauto Quelle: dpa

Wer deutsche Automanager nach dem Elektroauto fragte, erhielt über viele Jahre die immer gleiche Antwort: Der Preis für die Batterien sei zu hoch, die Reichweite zu gering und außerdem würden in Deutschland schlicht die Ladestationen fehlen, um das Elektroauto in den Massenmarkt zu bringen. Eigene Ladepunkte wollten die Hersteller nicht aufbauen. Man betreibe schließlich auch keine Tankstellen für Diesel und Benzin.

Innerhalb weniger Jahre hat sich diese Blockadehaltung völlig in Luft aufgelöst. Egal ob BMW, Daimler oder VW – alle großen Hersteller des Landes wollen in den kommenden Jahren etliche neue Elektromodelle auf den Markt bringen. Das zwingt sie, auch das Problem mit den Ladestationen zu lösen, für das man sich so lange nicht verantwortlich fühlte. Denn Elektroautos können ohne Ladestationen eine sehr frustrierende Angelegenheit sein.

Vor einem Jahr verkündeten Porsche, BMW, Daimler und Ford darum die Absicht, gemeinsam ein Joint Venture aufzubauen, um eine Ladeinfrastruktur für die Langstrecke aufzubauen. Ein Jahr später nehmen die Pläne langsam Kontur an. Mit der gemeinsamen Firma „European High Power Charging“ wollen die Unternehmen europaweit 400 Schnellladestationen aufbauen – entlang aller wichtigen Fernstraßen. Jeder Konzern hält ein Viertel der Anteile.

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Nach kartellrechtlichen Freigaben habe man das Gemeinschaftsunternehmen inzwischen gegründet und ins Handelsregister eintragen lassen, sagte ein Porsche-Sprecher am Dienstag in Stuttgart. Weitere Details wollte er nicht nennen. Der Sportwagenbauer aus Stuttgart soll in der Gemeinschaftsfirma die Interessen des gesamten VW-Konzerns vertreten, Audi ist bei Planung und Ausführung ebenfalls an Bord.

Auch BMW bestätigte die Firmengründung. „Mit dem operativen Start des Gemeinschaftsunternehmens befinden wir uns nun [...] auf der Zielgeraden“, bestätigte eine Sprecherin einen entsprechenden Bericht der „Stuttgarter Zeitung“. Die rund 50 Mitarbeiter der neuen Gemeinschaftsfirma sollen in München stationiert werden.

80 Prozent in 15 Minuten

Erste Teststationen könnten bis zum Jahresende errichtet werden. Wer die Technik liefert, ist noch unklar. An den ersten Stationen sollen die möglichen Zulieferer ihre Technik unter Beweis stellen. Danach solle entschieden werden, welche Technologie flächendeckend eingesetzt werden kann. Diese Entscheidung könnte noch für viele Diskussionen zwischen den Herstellern sorgen.

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Denn mit der Reichweite steigt auch der Energiehunger der Autos. Um stundenlange Wartezeiten zu vermeiden, müssen die Schnellladestationen mit einer höheren Spannung arbeiten als bislang. Porsche will mit dem „Mission E“ bereits 2019 den ersten rein elektrisch betriebenen Sportwagen vorstellen. Dieser soll binnen 15 Minuten um bis zu 80 Prozent aufgeladen werden können, wirbt der Hersteller.

Das Problem: bislang gibt es keine einzige öffentliche Ladestation in Deutschland, mit der das möglich ist. Und je leistungsfähiger die Station, desto höher fallen auch die Kosten für die Hersteller aus. Für Volumenmarken wie Ford und VW dürften die Kosten eine höhere Rolle spielen als für Premiummarken wie BMW, Daimler und Porsche.

Getrieben werden die Konzerne ohnehin durch den Elektropionier Tesla, der schon seit Jahren europaweit ein flächendeckendes Schnellladenetz für seine Elektroautos betreibt. Doch anders als Tesla streben die Konzerne eine gemeinsame Lösung an, mit der Autos markenübergreifend geladen werden können. Dass der Betrieb einer Ladeinfrastruktur teuer werden kann, weiß der Pionier am besten. Käufer des Model 3 sollen künftig für den Strom bezahlen, den sie am Supercharger aufladen. Die ersten Tesla-Kunden hatten noch umsonst geladen.

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