Lee Junior unter Verdacht Samsung droht ein neuer Schlag

Samsung-Erbe Lee Jae-yong wird vom Zeugen zum Verdächtigen im Korruptionsskandal um Südkoreas Präsidentin Park. Ein Verlust des Thronfolgers wäre ein schwerer Schlag für den Familienkonzern.

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Der Firmenerbe ist im Korruptionsskandal vom Zeugen zum Verdächtigen geworden. Quelle: Reuters

Tokio Korruptionsklagen sind für südkoreanische Konzernchefs ein Berufsrisiko. Nun droht dieses Schicksal auch Samsungs Thronfolger Lee Jae-yong. Ein Sonderermittler kündigte am Mittwoch an, den Vize-Chairman von Samsung Electronics am Donnerstagmorgen im Skandal um die ihres Amtes enthobene Präsidentin Park Geun-hye erneut zu vernehmen. Und zwar nicht als Zeugen, sondern erst einmal als Verdächtigen. Die Ermittler wollten nicht einmal eine Verhaftung ausschließen. „Alles ist möglich“, sagte der Sprecher des Ermittlerteams.

Ein Verlust des designierten Chefs wäre ein schwerer Schlag für den Familienkonzern. Denn Südkoreas größtes Unternehmen baut sich gerade drastisch um. Nur sind die Konzernstrukturen darauf ausgerichtet, dass das amtierende Oberhaupt der Gründerfamilie die Richtung vorgibt und riskante Investitionen absegnet. Und diese Person ist nicht der amtierende, schwer kranke Chairman Lee Kun-hee, sondern sein 48-jähriger Sohn Jae-yong.

Ob Lee Junior die juristische Attacke parieren kann, ist ungewiss. Denn die Vorwürfe der Ermittler wiegen schwer. Demnach hat die Staatschefin die Großkonzerne gebeten, an Stiftungen und Unternehmen ihrer engen persönlichen Beraterin Choi Soon-sil zu spenden. Insgesamt flossen über 60 Millionen Euro an Choi. Doch Samsung war am spendabelsten.

Die Firmengruppe habe unter anderem 17,4 Millionen Euro an eine deutsche Firma von Choi und ihrer Tochter Chung Yoo-ra überwiesen, zur Unterstützung von Chungs olympischem Reittraining. Fast die gleiche Summe ist offenbar an zwei Stiftungen Chois geflossen. Die Ermittler gehen nun dem Verdacht nah, dass Choi eine wertvolle Gegenleistung erbracht hat. Sie soll 2015 über die Regierung Druck auf Südkoreas nationalen Pensions-Investmentfonds ausgeübt haben, eine umstrittene Fusion von zwei Samsung-Firmen zu unterstützen.

Dieser Zusammenschluss von Samsung C&T mit der damaligen De-facto-Holding der Gruppe Cheil Industries gilt als Schlüsselstein für die Kontrolle der Lee-Erben über die Samsung-Gruppe und vor allem das Flaggschiff Samsung Electronics. Aktionäre von Samsung C&T, darunter der Investmentfonds Elliott, hatten jedoch lautstark protestiert, dass die Firma zum Wohle der Familie unterbewertet worden wäre.

Der Pensionsfonds hatte lange Zeit abgestritten, dass die Regierung Druck ausgeübt habe. Aber Ende Dezember nahmen die Ermittler den Fondschef Moon Hyung-pyo in Untersuchungshaft. Moon war zur Zeit der Fusion Gesundheitsminister und damit für die Kontrolle des Fonds zuständig.

Lee Junior hatte zwar bisher in Verhören und einer Anhörung des Parlaments abgestritten, dass die Zahlungen mit Gegenleistungen verbunden wären. Seine Zukunft hängt davon ab, dass er diese Linie verteidigen kann. Nur bröckelt die Front.

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