
Die „Leipziger Erklärung" hat es in sich: Von einer „aggressiven Geschäftspolitik der Versicherungsunternehmen, die die Kundeninteressen durch einseitige Aktionärspolitik aus den Augen verloren haben", ist die Rede und von Versicherern, die „ihre Produkte immer häufiger nach Ertragsgesichtspunkten und nicht nach den Kundenbedürfnissen schreiben." Die Erklärung ist keine Kampfschrift von Verbraucherschützern oder Verdi-Gewerkschaftern. Es sind Deutschlands Versicherungsvertreter, die mit ihren eigenen Versicherungen neuerdings so hart ins Gericht gehen.
Anfang Juni verabschiedeten die Vertreter auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) in Leipzig die ketzerische Schrift. Tenor: Die Versicherer entwickeln immer mehr Produkte, die sich vor allem für sie selbst rechnen, nicht für den Verbraucher. Und: Durch unseriöse Verkaufsmethoden würden Kunden schlechte oder überflüssige Policen angedreht. Der BVK hat knapp 11.000 Mitglieder und vertritt als Arbeitgeberverband vor allem Einfirmenvertreter, Vermittler, die ausschließlich die Policen einer einzigen Versicherung verkaufen. Die Botschaft an die Versicherer: Wenn sie den Druck auf die Vertreter weiter erhöhen, leidet das Kundenvertrauen und schließlich die gesamte Branche.