Maschinenbau Ausverkauf der deutschen Industrie

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Traumobjekt in Augsburg. Roboterfertigung bei KUKA Quelle: AP

So wirkt das Interesse an deutschen Unternehmen des Maschinenbaus auch für viele Eigentümer nicht als feindliche Bedrohung. Allein bis 2014 muss in über 110 000 deutschen Familienunternehmen die Nachfolge gelöst werden. Bei größeren Unternehmen kann ein Einstieg neuer Gesellschafter Finanzierungsprobleme lösen oder den gewünschten Haupt- und Ankeraktionär bringen.

Beispiel Gildemeister: Aus einer engen Kooperation mit Aktientausch über fünf Prozent wurde eine Beteiligung des japanischen Partners Mori Seiki von rund 20 Prozent. Gildemeister-Chef Rüdiger Kapitza hat damit einerseits seit April endlich den lang ersehnten Ankeraktionär. Andererseits halten sich am Gildemeister-Standort Bielefeld hartnäckig die Gerüchte, dass die Japaner deutlich mehr Anteile des westfälischen Maschinenbauers wollen.

Umsätze gingen zurück

Hilfe könnten vor allem die drei deutschen Druckmaschinenbauer gebrauchen. Die Branche leidet unter der Konkurrenz des Internets, die Umsätze gingen in den vergangenen fünf Jahren teilweise um ein Drittel zurück. In harten Restrukturierungsrunden bauten die einstigen Glanzlichter der Branche rund ein Viertel ihrer Arbeitsplätze ab. Versuche, sich zusammenzuschließen, scheiterten an unternehmensinternen Widerständen. Jetzt gelten die drei Hersteller als Übernahmeziele für langfristig denkende Investoren. Andere Branchen wie die Windkraftbauer wachsen zwar, sind aber dabei, sich zu konsolidieren.

Kleinere Anbieter wie Fuhrländer könnten dabei geschluckt werden. Aber auch Nordex – etwa viermal so groß wie Fuhrländer – ist nicht gegen Übernahmen gefeit. Nordex ist immer noch zu klein, um weltweit zu expandieren. Beide Unternehmen dürften Wettbewerber aus China oder aus anderen Schwellenländern interessieren, die durch den Aufkauf eines technisch führenden Herstellers aus Deutschland ihren Rückstand ausgleichen wollen.

Technologiefirmen besonders begehrt

Erst recht Unternehmen wie KUKA, Aixtron oder GEA sind im Zielkreuz ausländischer Anleger oder Wettbewerber. Für Interessenten aus Schwellenländern sind die Technologiefirmen als Wissensträger spannend. Darüber hinaus wäre ein Einstieg vergleichsweise einfach, weil – zumindest bei GEA und bei Aixtron – die Aktien eher breit gestreut sind. Bei KUKA würde Investor Grenzebach, der rund 24 Prozent der Anteile hält, beim Verkauf ein gutes Geschäft machen.

Hinzu kommt: Nach dem Einbruch des Marktes für Unternehmensbeteiligungen im Krisenjahr 2009 hat sich die Schockstarre im vergangenen Jahr wieder gelöst. Laut M&A International ist die Zahl der Deals in der deutschen Maschinenbaubranche im vergangenen Jahr um fast ein Drittel auf 93 Transaktionen angestiegen und hat damit das Niveau des Ausnahmejahrs 2008 fast erreicht. In den drei Jahren davor kam es im Durchschnitt nur zu 67 Deals. Geld ist kein Problem. Die Kassen der amerikanischen Investoren sind wieder gefüllt. Der Londoner Consulter Prequin schätzt, dass die – zumeist amerikanischen – Private-Equity-Fonds über 700 Milliarden Euro halten. Auch die Chinesen sind flüssig. Allein der Staatsfonds CIC hält umgerechnet fast 300 Milliarden Euro in seinen Kassen.

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