Maschinenbau Druckmaschinen-Branche: Überlebensrezept Brutalumbau

Seite 2/2

Hoffen auf bessere Zeiten

Tröstlich für die Drucker: Der Tiefpunkt scheint überwunden. Die Mehrheit der Analysten gibt für Aktien von Heidelberg und KBA Kauf- oder Halteempfehlungen. „Der Markt zieht wieder an“, sagt Analyst Gordon Schönell vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe. Heidelberg verbucht seit drei Quartalen steigende Umsätze, wenn auch auf niedrigem Niveau.

Wirklich besser dürfte es der Branche aber erst gehen, wenn der Radikalumbau, der bei allen Druckmaschinenbauern im Gange ist, Früchte trägt. Heidelberg streicht etwa ein Viertel von einst 20.000 Arbeitsplätzen und senkt die Gewinnschwelle um 480 Millionen Euro: Künftig will Vorstandschef Bernhard Schreier schon bei einem Umsatz unter 2,5 Milliarden Euro schwarze Zahlen schreiben.

Die Heidelberger wollen sich zudem vom zyklischen Geschäft unabhängiger machen. Heidelberg soll mehr Geld mit dem Verkauf von Verbrauchsmaterialien wie Farbe oder Ersatzteilen verdienen. Auch der Verpackungsdruck wird gestärkt: Er ist im Vergleich zum Werbedruck ein stabiles und wachsendes Geschäft. Etwa die Hälfte der Umsätze statt bislang ein Drittel will Schreier in diesen Sparten erzielen. Zusätzlich will der Heidelberg-Chef wieder in den Digitaldruck einsteigen (lesen Sie hier das Interview mit Bernhard Schreier).

Noch radikaler geht KBA-Chef Helge Hansen vor. Er startete den Umbau schon 2008, deutlich früher als Heidelberg. Von einst 8200 Mitarbeitern sollen nur 6000 bleiben. Hansen begnügt sich nicht mit einer Verschlankung: Er will sich völlig neuen Geschäftsfeldern zuwenden wie Verpackungstechnik, thermischer Solartechnik oder Wasseraufbereitung. Auch für den Digitaldruck suchen die Augsburger nach Einstiegsmöglichkeiten.

Personalabbau auch bei Manroland: Mehr als 1000 von ursprünglich 8700 Jobs fallen weg. Das wird kaum reichen. Für Druck dürften schon die Eigner sorgen: Gut ein Drittel gehört MAN, zwei Drittel der Beteiligungsgesellschaft Allianz Capital Partners. Manroland-Chef Gerd Finkbeiner hat bereits Fertigungskapazitäten konzentriert. Von den einst fünf Werken im Rollenoffsetdruck im Rhein-Main-Gebiet blieb nur Offenbach übrig. Finkbeiner richtet sich langfristig darauf ein, statt wie bis zur Krise rund 2,0 Milliarden Euro nur rund 1,4 Milliarden umzusetzen und trotzdem profitabel zu sein. Auch er sucht nach Partnern beim Digitaldruck.

Eine Lösung für die Branche könnten Fusionen sein – bisher allerdings hat nichts geklappt. Vergangenen Herbst platzten die Gespräche von Manroland mit Heideldruck, die als weitgehend abgeschlossen galten. Und vor wenigen Wochen brach Finkbeiner die Verhandlungen mit der Schweizer Wifag ab. In beiden Fällen, munkelt die Branche, wären die Folgekosten für die Beteiligten, etwa Abfindungen für überzählige Mitarbeiter, zu hoch gewesen. Das muss aber noch nicht das finale Aus für Fusionen und Kooperationen bedeuten. Berater Garbrecht: „Es wird sich noch einiges bewegen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%