McFit-Chef Schaller Der Loveparade-Chef und das Spiel mit dem Risiko

Rainer Schaller geht gerne Risiken ein. Der schillernde Unternehmer aus Franken mit dem kahlen Haupt ist seit vier Jahren Mr. Loveparade. Seine Fitness-Studio-Kette McFit machte er zum Hauptsponsor für die Massenveranstaltung. Mit großem Erfolg: der Bekanntheitsgrad steigerte sich sprunghaft. Doch jetzt droht ein kolossaler Imageschaden.

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Rainer Schaller Quelle: REUTERS

"Ich bin 100 Prozent risikobereit", sagte Rainer Schaller noch vor einem Jahr mit dem Handelsblatt. Gemeint war sein unternehmerisches Selbstverständnis. Diesen Satz würde der gebürtige Bamberger heute sicher nicht mehr wiederholen. Im Jahr 2006 übernahm er die kriselnde Techno-Party in Berlin und verlegte sie kurzerhand ins Ruhrgebiet. Die Loveparade in Duisburg sollte nach seinem Willen neue Maßstäbe setzen. Denn im vergangenen Jahr wurde die immer wieder totgesagte Techno-Party in Bochum abgesagt.

Schaller war derjenige, der die Werbewirkung und die Markenstärke der Loveparade als Erster erkannte. "Für mich ist die Loveparade eine kulturelle Veranstaltung. Man kann sie mögen oder nicht. Aber man muss anerkennen, dass sie die bekannteste deutsche Musikmarke der letzten 20 Jahre ist", sagte der 41-Jährige. Deshalb war es für ihn auch ein Leichtes, das Kulturhauptstadt-Europa-Projekt "Ruhr.2010" mit ins Boot zu holen. Ruhr.2010-Macher Fritz Pleitgen kennt schließlich die Kraft der magischen Bilder einer ausgelassenen Party mit fröhlichen Menschen im "Pott".

Mit der Loveparade machte Schaller seine Fitness-Studio-Kette McFit bundesweit bekannt. "Ich war bei renommierten Werbeagenturen, die mir sagten, dass man im Jahr zwischen acht bis zehn Millionen Euro braucht, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Und das war einfach damals vom Budget nicht möglich.

Wir haben uns lange überlegt, was wir denn Verrücktes machen können, um bekannter zu werden", sagte Schaller. "Wir haben uns für die Loveparade entschieden. Das war ein Himmelfahrtskommando." McFit ist heute mit seinen niedrigen Preisen eine Art Fitness-Aldi für jedermann. Die Kette, die nun europaweit expandieren möchte, zählt knapp eine halbe Million Mitglieder.

Schaller ist ein unkonventioneller Unternehmer. Sein erstes noch nicht angemeldetes Fitness-Studio betrieb er auf dem Dachboden seines fränkischen Elternhauses. 1997 ging es mit dem ersten offiziellen Fitness-Studio in einer umgebauten Möbelhalle in Würzburg los. Anfangs war Schaller Mädchen für alles: Trainer, Putzmann und Manager.

Sein Vorbild: Arnold Schwarzenegger. Der Muskelprotz aus der österreichischen Provinz schaffte es zum Hollywood-Star und Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien. So weit ist Schaller nie gekommen. Doch wie Schwarzenegger weiß der ausgebildete Kaufmann, Bruder des bekannten Dirigenten Gerd Schaller, die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. Die Loveparade war bis zur Tragödie von Duisburg dafür eine dankbare Veranstaltung.

Ins Ruhrgebiet kam Schaller, der Mann aus dem Süden, eher zufällig. Er entdeckte, dass die Industrieregion ein ideales Pflaster für seine Fitness-Studios war. In Bochum, Oberhausen und Essen startete er zuerst. Heute zählt sein Unternehmen rund 90 Filialen. Der Umsatz soll bei über 100 Mio. Euro liegen. Mittlerweile ist Schaller sogar mit einem Fitness-Studio auf der spanischen Ferieninsel Mallorca präsent. "Unsere Kunden wollen einfach nur gut aussehen. In Spanien ist der Narzissmus, gerade bei den männlichen Mitgliedern, noch ausgeprägter als in Deutschland", sagte der Unternehmer.

Um ein ehrliches Wort war der sportliche Unternehmer bisher nie verlegen: "Auch bei der Loveparade muss man zugeben, es werden Drogen genommen. Aufklärung über die Nebenwirkungen finde ich wichtiger, als sich in die eigene Tasche zu lügen."

Nun aber steht der Unternehmer mit der Glatze im Feuer der Kritik. Alte Feinde wie der Urvater der Love-Parade, Dr. Motte, haben bereits wenige Stunden nach dem Unglück in Duisburg Schaller als Mitverantwortlichen ausgemacht. Schaller geht unterdessen in die Offensive und verspricht Aufklärung. Auf der Homepage von McFit bringt er seine Trauer und Bestürzung über das Unglück in Duisburg zum Ausdruck. hps

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