
Auf den ersten Blick klang es seltsam. Als Bertelsmann Ende März den Geschäftsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr vorstellte, streiften die Herren auch das Thema Musik. Seit 2009 betreiben die Gütersloher gemeinsam mit dem Finanzinvestor KKR das Unternehmen BMG Rights Management, das sich auf die Verwertung von Musikrechten konzentriert, also mit den Rechten an Songs handelt. Das bringt ordentlich Geld in die Gütersloher Kassen und ist ein Geschäft, das auch durch Zukäufe weiter wachsen soll.
Kämmerer des Medienriesen
Gleichzeitig soll das Engagement jedoch noch für etwas anders sorgen: „Emotional bedeutet das die Rückkehr in die Musikwelt“. Der so sprach, war ausgerechnet Finanzvorstand Thomas Rabe, der Kämmerer des Medienriesen aus dem Westfälischen. Emotionen und Finanzen? Just damit traf der 46-Jährige gebürtige Luxemburger, der seit 2006 CFO bei Bertelsmann ist, einen wunden Punkt: Bertelsmann mag in den vergangenen Jahren vieles erreicht haben, Schulden abgebaut, Geschäftsfelder abgestoßen, Kosten um eine Milliarde Euro gedrückt – alles prima.
Großer Abstand zu den Konkurrenten
Doch der Eindruck nach außen war stets: In Gütersloh wird ein Geschäft nach dem anderen sauber abgearbeitet. Von Glamour und Faszination jedoch ist der Milliardenkonzern aus Gütersloh meilenweit entfernt. Immer größer wird der Abstand zu den internationalen Konkurrenten. Immer seltener, so der Eindruck, setzt Bertelsmann Trends. Stattdessen gefielen sich die Westfalen darin, der Konkurrenz die Steigbügel zu richten. Wer macht die Abrechnung für den Suchgiganten Google? Bertelsmanns Dienstleistungstochter Arvato. Wer verschickt Microsofts Spielkonsole Xbox? Arvato.