
Beim Gala-Dinner im Beverly Hilton Hotel am 17. Januar strahlt James Cameron und reckt die knubbeligen Golden-Globe-Pokale in die Höhe: Er wird ausgezeichnet für den besten Film des Jahres und die Regie bei der Science-Fiction-Schmonzette „Avatar“. Weltweit drängen die Zuschauer in die Kinos und zahlen etwa in Deutschland gut und gern 15 Euro, um den in 3-D-Technik gefilmten Streifen zu bestaunen.
Cameron und das Filmstudio, sie haben die riskante Wette gewonnen. 20th Century Fox steckte angeblich mindestens eine Viertelmilliarde Dollar in die Produktion, und schon nach wenigen Wochen spielte „Avatar“ 1,6 Milliarden Dollar ein. Damit liegen die blauen Aliens nur noch knapp hinter dem bisherigen Spitzenreiter – Camerons Schiffe-versenken-Operette „Titanic“.
Murdoch will es der Welt beweisen
Ein breites Grinsen angesichts des Triumphs konnte sich auch Rupert Murdoch sicher nicht verkneifen – der Vorstandschef des weltweit viertgrößten Medienkonzerns News Corporation ist Camerons oberster Boss. Und „Avatar“ ein Deal ganz nach dem Geschmack des 78-jährigen Kämpen: hoch gepokert, hoch gewonnen. Gleichzeitig ist jeder Kinogänger ein Argument für den Kurs, den der in Australien geborene letzte Medientycoon in seinem den Globus umspannenden Imperium eingeschlagen hat.
Denn Murdoch will der Welt beweisen, dass sich mit Medieninhalten nach wie vor Geld verdienen lässt. Trotz der Gratiswelle im Internet, wo sich bisher jedermann weitgehend kostenlos bedienen kann. Trotz weiter florierender Internet-Piraterie und Raubkopien, die den Filmmarkt bedrohen. Trotz der immer weiter wachsenden Macht von Suchmaschinen wie Google, die nach Murdochs Meinung von den hohen Investitionen etwa der Zeitungsverlage in ihre Redaktionen profitieren, indem sie mithilfe vor allem der journalistischen Inhalte Kunden auf ihre Seiten locken. Und nicht zuletzt trotz der Konkurrenz durch öffentlich-rechtlich finanzierte Medienangebote wie ARD und ZDF in Deutschland oder der britischen BBC, die mit Zwangsgebühren gepolstert Zuschauer und Leser ansaugen.
Murdoch schimpf auf "Internet-Kleptomanen"
Murdoch, der seine erste Zeitung 1952 kaufte und dessen News Corp. mit Zentrale in New York heute mehr als 30 Milliarden Dollar pro Jahr umsetzt, will „der Banausenphase des digitalen Zeitalters“ ein Ende setzen. Deshalb schimpft er auf die „Internet-Kleptomanen, Aggregatoren und Plagiatoren“, „Blutsauger“ wie Google, die seinen Medienkonzern „systematisch bestehlen“, indem sie mit den auch von News Corp. geschaffenen Inhalten Nutzer auf ihre anzeigenfinanzierten Seiten locken.
Sie will er so weit wie möglich aussperren von den Internet-Auftritten der meisten seiner fast 200 Zeitungen. Wenn nötig auf eigene Faust will er schaffen, woran andere vor ihm scheiterten – Bezahlinhalte im Internet durchzusetzen.
Und falls das nicht klappt, sollen zumindest bessere Konditionen von den Internet-Vermarktern Google, Microsoft und Yahoo für sein Medienimperium herausspringen: „Die Leute sind bereit, für Qualitätsinhalte zu zahlen“, ist Murdoch überzeugt. „Es hat nur noch keiner ernsthaft versucht.“