Mischkonzern Neuer Chef plant Befreiungsschlag für Haniel

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Franz Markus Haniel Quelle: LAIF

Wenn Kluge im Mai den Aufsichtsratsvorsitz von Metro übernimmt, ist das erste Verkaufsprojekt bereits auf dem Weg: Cordes will die Kaufhof-Warenhäuser zügig loswerden. Vor allem eine Verbindung von Kaufhof und einzelnen Filialen des insolventen Konkurrenten Karstadt beflügelt die Fantasie von Finanzinvestoren wie Blackstone. Ob es dazu kommt, ist offen.

Klar ist hingegen: Schon die Ankündigung, Kaufhof zum Verkauf zu stellen, befeuerte den Kurs der Metro-Aktie, die inzwischen bei rund 46 Euro notiert. Dadurch hat wiederum der Druck der Ratingagenturen auf Haniel zuletzt nachgelassen. Zumal später auch ein Teil des Kauhof-Erlöses von zwei bis drei Milliarden Euro an die Metro-Aktionäre ausgekehrt werden dürfte, etwa als Sonderdividende. Ein dreistelliger Millionenbetrag würde wohl auch in die Haniel-Kassen fließen. Mit dem Rest könnte Metro das Wachstum in Asien vorantreiben. Der Markteintritt in Indonesien werde geprüft, heißt es intern.

Ende des Jahres wird zudem die Zukunft des Metro-Ablegers Real verhandelt. Dann soll die Entscheidung fallen, ob die SB-Warenhaustochter verkauft wird. Damit könnte Cordes’ angebliches Konzept – das Herauslösen einzelner Metro-Sparten – doch noch Realität werden.

Schlechte Stimmung

Einen Plan für Celesio, das zweite große Unternehmen im Portfolio, mussten die Haniel-Oberen dagegen abschreiben. Der Pharmagroßhändler, der europaweit täglich 65.000 Apotheker mit Medikamenten versorgt, sollte – so die Idee – in Deutschland eine eigene Apothekenkette betreiben. Dazu übernahm Konzernchef Fritz Oesterle im Frühjahr 2007 eigens DocMorris, Deutschlands bekannteste Apothekenmarke. Doch im Mai 2009 blockierte der Europäische Gerichtshof die Gründung von Apothekenketten. Einen Großteil des Firmenwertes von DocMorris musste Celesio abschreiben. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Pharmagroßhändler zudem nur einen Mini-Überschuss von 2,3 Millionen Euro – bei mehr als 21 Milliarden Euro Umsatz.

Oesterle hat bereits nach Wachstumschancen außerhalb Europas gesucht. 2009 übernahm Celesio den brasilianischen Medikamenten-Großhändler Panpharma. Brasilien gilt als einer der weltweit am schnellsten wachsenden Pharmamärkte. Intern sorgte der Deal jedoch für reichlich Ärger.

Als Haniel kurz vor Abschluss des Geschäfts bei Celesio intervenierte, geriet Oesterles Vorstandsvize Stefan Meister in Verdacht, die Übernahme im Familienkreis madig gemacht zu haben. Von einem Zerwürfnis zwischen Oesterle und Meister war die Rede. Nur mit Mühe konnte Oesterle den Deal retten.

Bei Celesio hatte Meister danach wohl nur noch wenige Freunde, bei den Eignern umso mehr: Der ambitionierte Manager wurde kurzerhand zum Haniel-Vorstand befördert und krempelt nun gemeinsam mit Kluge den Konzern um.

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