Mit dem KaDeWe testet Karstadt in Deutschland Wiedereinstieg ins Geschäft mit Hochwertigem Luxusartikel laufen im Ausland gut

Seit September testet das Berliner Warenhaus KaDeWe in seinem Erdgeschoss den Wiedereinstieg in das Luxussegment. Mit Nobelmarken wie Louis Vuitton, Dior und Chanel will das Flaggschiff des angeschlagenen Karstadt-Quelle-Konzerns den Umsatzrückgang seiner Häuser stoppen.

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ali/cs/scm/su PARIS/LONDON/ MADRID. Die Vorbilder für das neue Konzept kommen aus dem Ausland. Denn dort ist von einer Krise der Vertriebsform Warenhaus nichts zu spüren. In Frankreich etwa legte der Umsatz des Marktführers Galeries Lafayette bis September 4,1 Prozent zu. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Printemps. Der vor gut einem Jahr eröffnete Beauty-Bereich auf zwei Etagen ist ein Wachstumsträger im Stammhaus am Boulevard Haussmann, ebenso wie die Damenmode. Nicht nur die stärkere Binnennachfrage in Frankreich lässt dort die Warenhäuser kräftig wachsen. In Paris hat man sich mit hochwertigen Sortimenten zudem gut auf den Ansturm der Touristen aus Japan und neuerdings auch aus China vorbereitet. Vor allem Printemps setzt erfolgreich auf Luxus-Artikel. In den ruinösen Preiskrieg mit H&M und anderen Ketten lassen sich Frankreichs stolze Vorzeige-Geschäfte erst gar nicht ein. Christian Devismes von der Investmentbank Natexis Bleichroeder glaubt zudem, dass die französischen Manager ihre Hausaufgaben schlichtweg besser gemacht haben als ihre Kollegen in Deutschland. „Sie haben investiert in die Renovierung der Häuser und in neue Informationssysteme“, sagt der Analyst. Die neuen Systeme erlauben ihnen, das Waren- Angebot schneller an den wechselnden Kundengeschmack anzupassen. Und so müsse am Ende der Saison weniger Ware über Sonderangebote verkauft werden. Auch in Spanien boomen die Warenhäuser. Mit einem Umsatz von 9,9 Mrd. Euro hat sich El Corte Inglés – zählt man dessen SB-Märkte hinzu – inzwischen zu Europas größtem Warenhauskonzern nach oben gearbeitet. Im vergangenen Geschäftsjahr blieben unter dem Strich 358 Mill. Euro Gewinn – ein Ergebnis, von dem die deutschen Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof nur träumen können.

So gute Geschäftszahlen erlauben dem Präsidenten Isidoro Alvarez, auf Bankkredite zu verzichten. Wachstum erfolgt seit jeher in Eigenfinanzierung. Das hat entscheidend zum Erfolg des Konzerns beigetragen. Alles, was nicht funktioniert, wird abgestoßen, lästige Konkurrenz wird einfach geschluckt. Heute gibt es bei dem in Grün leuchtenden Einzelhandelsriesen keine Linie mehr, die nicht rentabel ist. Selbst beim Onlineverkauf machen die Spanier Gewinn. Anders als Kaufhof und Karstadt hat Alvarez es in Spanien mit konsumfreudigeren Kunden zu tun. Den Luxus in Ausstattung und Sortiment zahlen sie anstandslos und nehmen in Kauf, dass die Produkte rund 20 Prozent teurer sind. Dafür stehen die Luxus-Lieferanten bei El Corte Inglés Schlange, die Einkaufsrabatte sind entsprechend hoch. Britische Warenhäuser haben es durch ihr überbordendes Luxusangebot teilweise zu Weltruhm gebracht. Ein Fall für sich ist das Londoner Nobelkaufhaus Harrods – sieben Etagen im Stadtteil Knightsbridge, 20 Restaurants und Bars, Schönheitssalon, eine Bank, 300 Abteilungen mit purem Luxus. Der Konsumtempel verkauft vor allem sich selbst, er ist eine Sehenswürdigkeit der britischen Metropole wie der Tower oder Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett. Täglich besuchen mehr als 35 000 Menschen das 1849 als Lebensmittelladen gegründete Haus, bei Sonderverkäufen können es zehn mal so viele werden. Im vergangenen Jahr hat das Haus knapp 20 Mill. Pfund Gewinn vor Steuern gebracht, nach nur sieben Mill. Pfund ein Jahr zuvor, und seinem Besitzer Mohamed Al Fayed 27 Mill. Pfund Dividende beschert. Der Umsatz des Konsumtempels stieg auf 472,5 Mill. Pfund, von 461 Mill. Pfund ein Jahr zuvor.

Konkurrent Selfridges ist die jüngere Version von Harrods, „cooler“ als das Traditionshaus und „in“ bei der Jugend. Die Kette setzt auf spektakuläre Sonderaktionen – Einkaufen soll Vergnügen und Unterhaltung sein. Marktführer Debenham versucht derzeit, einer möglichen Konsummüdigkeit der Briten mit Filialen im Ausland zu entkommen – das Unternehmen hat gerade ein Warenhaus im indonesischen Jakarta eröffnet. Insgesamt betreibt die Firma 15 Häuser außerhalb Großbritanniens, mehr als 100 in der Heimat. Die Umsätze im Ausland sollen jährlich um sieben Prozent wachsen. Aber auch im Inland kommt Debenhams an mit seinen vielen Eigenmarken, die rund die Hälfte es Sortiments ausmachen. 2003 stieg der Umsatz um gut neun Prozent auf 2,8 Mrd. Pfund, der Gewinn kletterte um mehr als 13 Prozent auf 169 Mill. Pfund.

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