Wenn Männer oder Frauen eine Führungsposition behalten wollen, dann müssen sie sich um eine gute Betreuung ihrer Kinder kümmern. Das bedeutet, dass sie dafür finanziell selber etwas aufwenden müssen. Die Politik ist allerdings gefordert, genügend Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.
All diese Erfahrungen machen wir über alle Hierarchien hinweg, zum Beispiel mit den Gruppenleitern, die acht bis zwölf Mitarbeiter unter sich haben. In der Näherei sind das nur Frauen. In der Stoffherstellung, wo nur Männer arbeiten, sind nur Männer Gruppenleiter, Gleiches gilt für die Färberei und die Bleicherei.
Darüber kommen die Werksleitungen. Hier haben wir zwei Konfektionswerke, das eine mit 300 Mitarbeitern in Altshausen im Südosten von Baden-Württemberg, das andere mit 200 Mitarbeitern in Rangendingen unweit von unserem Stammsitz in Burladingen sowie unser dortiges Hauptwerk selbst. Leiter der Zweigwerke, in denen zu 90 Prozent weibliche Kräfte arbeiten, sind Frauen.
In der Verwaltung am Stammsitz in Burladingen haben wir zurzeit mehr Frauen als Männer in Führungspositionen. Das ist keine Planung sondern Zufall. Von den über 40 Lehrlingen pro Jahr, waren viele weibliche Auszubildende in den vergangenen Jahren so gut, dass sie selbstverständlich später Führungspositionen angeboten bekommen haben. Eine davon ist zum Beispiel unsere Verkaufsleiterin. Sie ist 43 Jahre alt und arbeitet seit 28 Jahren bei Trigema.
Frauen in Führungspositionen bei Trigema sind übrigens keine Akademikerinnen. Die einzigen Akademiker bei Trigema sind meine Tochter, mein Sohn und ich. Man darf nicht glauben, Akademiker aus Stuttgart, Frankfurt oder Düsseldorf sind gescheiter als diejenigen, die hier die Schule besucht und sich über zehn, fünfzehn Jahre bei Trigema bewährt, hochgearbeitet und stets weitergebildet haben. Mein Vater hatte früher immer wieder Führungskräfte von draußen geholt, die das Geschäft vermeintlich besser machen sollten. Daraus wurde allzu oft nichts, mit dem Ergebnis, dass nicht die Akademiker, sondern unsere langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Karren wieder aus dem Dreck ziehen mussten, an der Spitze oft Frauen.
Vor diesem Hintergrund wäre es bei Trigema eine Beleidigung für sämtliche Frauen, wenn sie aufgrund einer Quote in Führungspositionen gelangen sollten. Und auch, wenn es um meine Nachfolge geht, stellt sich die Geschlechterfrage überhaupt nicht. Meine Meinung ist, dass entweder nur mein Sohn oder nur meine Tochter die Firmenleitung übernehmen soll.
Wer, das wird einzig nach der Leistung und dem Privatleben entschieden, nicht nach dem Geschlecht. Wer seine Liebe in den USA oder in Brasilien findet und dorthin zieht, der fällt dann für den Chefposten aus, egal ob Mann oder Frau.