100 Prozent Grupp

Zwei-Klassen-Gesellschaft im Betrieb

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Lückenbüßer in Dauerwartestellung


Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist davon überzeugt, dass der Ansatz, der in den Koalitionsverhandlungen diskutiert wird, an den tatsächlichen Bedürfnissen der allermeisten Teilzeitkräfte vorbei geht. Quelle: dapd

Das mag für den Unternehmer theoretisch zu schaffen sein. Doch was bedeutet dies für diejenigen, die ständig einspringen müssen? Die Antwort ist eindeutig: Diese Mitarbeiter haben den Schwarzen Peter gezogen. Und wenn dieses Gesetz kommt, wird ihre Zahl immer größer. Neben den Festangestellten mit wachsenden Rechten, die Arbeitszeit frei zu wählen, wird ein immer größeres Heer an Lückenbüßern herangezüchtet, die in Dauerwartestellung verharren. Das nenne ich eine wachsende Zweiklassengesellschaft in den Betrieben. Will der Gesetzgeber oder eine Gewerkschaft wirklich, dass die einen sich immer alles herausnehmen können und die anderen nur nach deren Pfeife tanzen müssen?

Ich bin fest überzeugt, dass dieser Ansatz auch an den tatsächlichen Bedürfnissen der allermeisten Teilzeitkräfte vorbei geht. Für mich steht fest, dass ihre überwiegende Zahl gar nicht voll arbeiten will. Wenn ich Mitarbeiterinnen z. B. in unseren Testgeschäften anbiete, in Vollzeit zu arbeiten, lehnen sie dies oft ab. Bei Trigema stelle ich sowieso am liebsten nur Vollzeitkräfte ein, weil diese dem Unternehmen auch voll zur Verfügung stehen und vollen Einsatz bringen, anders als zum Beispiel 450-Euro-Jobber, die meist nur mit halber Kraft und mäßigem Interesse bei der Arbeit sind. Deshalb wollen wir keine 450-Euro-Kräfte und haben auch nur Halbtags- bzw. Teilzeitkräfte, weil dies auf ausdrücklichen Wunsch des Arbeitnehmers erfolgt.

Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung falsch, Frauen würden ständig von einer Vollzeitbeschäftigung abgehalten.

Deshalb warne ich noch einmal, mit dieser angestrebten Gesetzesänderung automatisch eine Zwei- Klassen-Gesellschaft innerhalb der Arbeitnehmerschaft zu schaffen.

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