WirtschaftsWoche: Herr Hoffmann, was bedeutet das Beherbergungsverbot der Bundesregierung für das „25 hours“?
Erstmal bedeutet es Unsicherheit. Wir ärgern uns darüber, dass unsere jungen Kolleginnen und Kollegen an der Rezeption zum Handlager des Staates gemacht werden. Die Hoteliers müssen die verqueren Anordnungen der Regierung ausführen. Je nach Standort werden uns selbst Strafen angedroht, wenn wir schwer nachvollziehbare Regeln nicht befolgen.
Strafen?
Ja. Wenn ein Mitarbeiter an der Rezeption einen Fehler macht, drohen Konsequenzen. Da geht es um Geldstrafen im vierstelligen Bereich bis hin zur Schließung des Hotels.
Das klingt ja nach einer Belastungsprobe.
Durchaus. Jede Region hat andere Regeln, einheitliche Hotel-Richtlinien für die Mitarbeiter zu erlassen, ist schwierig. Wir können nicht kontrollieren, wo sich der Reisende in den vergangenen 48 Stunden aufgehalten hat. Die Verantwortung zu reisen oder in einem Hotel zu übernachten, sollte beim Gast liegen.

Die Maßnahmen sind ein Versuch, die Pandemie im Griff zu halten. Was würden Sie tun?
Ich bin kein Arzt oder Wissenschaftler. Ich stelle nur fest, dass es absurd ist, wenn ein Berliner in Hamburg zwar in einem Restaurant an einem Tisch mit Freunden essen darf, aber nicht alleine im Zimmer übernachten soll. Ein Hotel ist kein Ort, wo es normalerweise zu großen Menschenansammlungen kommt. Wir werden instrumentalisiert, um den Menschen das Reisen madig zu machen, wie man in Österreich sagt.
Hat sich der Alltag Ihrer Mitarbeiter verändert?
Zunächst nicht. Sie bekommen nur sehr viele Anrufe am Tag. Die Menschen wollen wissen, ob sie von einem inländischen Landkreis mit erhöhten Infektionszahlen in einen anderen reisen können, und was das für ihre Hotelübernachtung bedeutet. Das wissen wir derzeit auch nicht. Die Anordnungen ändern sich schließlich stündlich.
Wie hat sich die Situation in den vergangenen sechs Monaten entwickelt?
Wir haben 13 Hotels in unterschiedlichen Städten. Im März fiel der Umsatz komplett aus, bei laufenden Kosten. Das war natürlich eine Katastrophe, zumal die Kurzarbeit verzögert griff. Außerdem sind wir nicht Eigentümer der Immobilien. Es hat gedauert, bis wir mit den Vermietern gemeinsame Lösungen bezüglich der Pacht gefunden haben. Im Juli und August ging es dann bergauf, denn die Reisetätigkeit im Inland nahm durch den Tourismus langsam zu. Wir haben uns auf einen stabilen Minimalbetrieb eingestellt und konnten die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit entlassen. Die Hoffnung, dass der Aufschwung bis zum Herbst anhält, war groß. Heute schwindet sie.
Ist erneute Kurzarbeit eine Option?
Wir werden sie so intensiv und lange wie möglich nutzen. Doch letztendlich ist die Kurzarbeit nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein und zeitlich begrenzt. Sollte uns diese Krise noch länger begleiten, muss die Hotel- und Gastronomiebranche über alternative Arbeitsmodelle und -konzepte nachdenken. Dabei denke ich zum Beispiel an vermehrten Self-Service. Gleichzeitig haben die Gäste weiterhin eine Erwartungshaltung an den Aufenthalt. Den gewohnten Standard bei verringertem Personalstamm aufrechtzuerhalten, ist schwierig. Doch bisher gelingt uns das sehr gut. Es ermüdet aber auch die Mitarbeitenden, die seit einem halben Jahr viel Einsatz zeigen.
Sicher wollen viele Gäste ihre Reise stornieren. Wie gehen Sie damit um?
In der ersten Stornowelle war die Kostenerstattung das Problem. Unsere Gäste können eine Prepaid-Rate buchen und weniger zahlen als den gewöhnlichen Tarif. Gleichzeitig verzichten sie auf die Möglichkeit zu stornieren. Motiviert durch die Aussage öffentlicher Stellen, dass Rückerstattungen flächendeckend möglich sein sollen, fordern Gäste ihr Geld zurück. Das führt zu unschönen Diskussionen. Seit dem Lockdown verkaufen wir kaum noch Prepaid-Raten und tragen somit das komplette Storno-Risiko.