25 Jahre Mauerfall So wandelte sich die Deutsche Seereederei

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Schifffahrt adé!

Zwei DSR-Neugründungen haben bis heute überlebt – wenn auch nicht unter dem DSR-Dach – zumindest eine davon ist zu einem der erfolgreichsten Player im deutschen Touristikmarkt avanciert: die Clubschiffmarke Aida. Rahe entwickelte das Konzept 1994 nach dem Vorbild der Funships der US-Kreuzfahrtreederei Carnival Cruises. Die erste „Aida“mit dem roten Kussmund am Bug als Markenzeichen wurde 1996 abgeliefert, musste aber schon ein Jahr später wegen Liquiditätsproblemen vorübergehend verkauft und zurückgechartet werden.

1999 gründet Rahe zusammen mit der britischen Kreuzfahrtreederei P&O das Joint Venture Aida Cruises und lagerte das mittlerweile zurückgekaufte Clubschiff in die neue Gesellschaft aus. Mit der Übernahme von P&O durch Carnival und der Übernahme der DSR-Anteile an der britischen Reederei durch die Amerikaner 2003 war das Clubschiff-Kapitel für Rahe und die DSR beendet.

Nicht ganz so erfolgreich war Rahes Versuch, die Aida-Idee mit der Marke Arosa auf die Flusskreuzschifffahrt zu übertragen. Zwischen 2003 und wird die Arosa-Flotte auf sechs Flusskreuzer ausgebaut, die auf Rhein, Donau und Rhône verkehren. Mit dem Management-Buyout der Binnenreederei im Frühjahr 2009 verabschiedet sich die DSR vollständig aus der Schifffahrt.

Von den ursprünglich vier Kerngeschäftsfeldern Schifffahrt, Kreuzschifffahrt, Tourismus und Immobilien sind heute nur die beiden letztgenannten übrig geblieben. Die DSR ist zur Führungsholding für die Immobilienverwaltung sowie die Entwicklung und den Betrieb von Hotelprojekten geschrumpft. Das operative Geschäft ist in Tochtergesellschaften ausgegliedert:

  • Die A-Rosa Resorts und Hotel GmbH betreibt vier Luxus-Ferienhotels unter der Marke A-Rosa auf Sylt, in Travemünde, in Kitzbühel und am Scharmützelsee, ein Budget-Ferienhotels unter der Marke A-ja in Warnemünde sowie mehrere Hotelikonen wie das schon zu DDR-Zeiten entstandene Neptun in Warnemünde, das Louis C. Jacob in Hamburg oder das Paradies im Engadin.

  • Die Deutsche Immobilien AG kümmert sich um Immobilien, Projektentwicklung und -management,

  • die Premedion GmbH betreibt Spas und Wellness-Einrichtungen in einigen zur Gruppe gehörenden Hotels und

  • die Deutsche Immobilien Invest GmbH ist der Finanzdienstleister der Gruppe.

Rahe ist mittlerweile Alleingesellschafter der DSR und hat sich vor einigen Monaten mit inzwischen 75 Jahren aus der aktiven Geschäftsführung zurückgezogen. DSR-Chef wurde Richard Vogel, der vorher TUI-Cruises aufbaute, das Kreuzfahrt-Joint-Venture von TUI und Royal Caribbean Cruises.

Aus der hochdefizitären DDR-Staatsreederei hat Rahe einen ertragsstarken Konzern mit rund 150 Millionen Euro Jahresumsatz gemacht, gut zwei Drittel davon entfallen auf die acht Hotels, die 2013 im Jahresschnitt zu gut 65 Prozent ausgelastet waren und einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von knapp 21 Millionen Euro erwirtschafteten. Rund 1600 Mitarbeiter beschäftigt die DSR-Gruppe heute – rund zehn Prozent der Belegschaft der „alten“ DSR. Fünf waren schon vor 25 Jahren dabei, einer macht immer noch dasselbe wie zum Mauerfall: Frank Kletzsch, inzwischen 55 Jahre alt, war damals Direktionsfahrer, heute chauffiert er Firmenchef Horst Rahe.

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