500 Unternehmen im Überblick Das Ranking der Weltmarktführer 2023

Globale Krisen führen zu einer Auslese im aktuellen Ranking der Weltmarktführer. Verlierer leiden unter Auftragseinbruch, Gewinner profitieren von ihrer Sonderkonjunktur – und ein Digitalaufsteiger macht Hoffnung.

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Es wird ungemütlicher in den Chefetagen der Exportunternehmen, da ist sich Christoph Müller sicher. Der Ökonomie-Professor der Universität Sankt Gallen erstellt jedes Jahr das Ranking der Weltmarktführer – und in diesem Jahr gibt es „so viel Geheimniskrämerei wie nie“. Zahlreiche Firmen hätten ihre Geschäftszahlen nur unvollständig oder gar nicht mehr veröffentlicht. Oder sind aufgekauft worden. Für Müller „ein Indiz, dass die Firmen möglicherweise unter wirtschaftlichen Problemen leiden“. Coronapandemie, Gaspreisexplosion, Lieferengpässe, Inflation – die Multikrisensituation gehe an Unternehmen nicht spurlos vorbei. „Wir werden in den kommenden Monaten weitere Übernahmen oder sogar Insolvenzen erleben“, sagt Müller. Allein 20 Unternehmen seien wegen Intransparenz aus dem diesjährigen Ranking gefallen. „Eine seriöse Bewertung ihrer Exportstärke war so nicht möglich.“

Die Gruppe der Weltmarktführer im deutschsprachigen Raum ist damit auf unter 500 geschmolzen. Gleichwohl gibt es auch Auf- und Neueinsteiger: Firmen aus den Pharma- und Chemiebranchen etwa, die 2021 von einer Sonderkonjunktur profitierten. Der Impfstoffhersteller Biontech ist das bekannteste Beispiel. Mit dem Coronavakzin haben die Mainzer 2021 knapp 19 Milliarden Euro Umsatz und einen Exportanteil von 88 Prozent erzielt. Die Erfolgsstory ist beispiellos. Es gibt auch unbekannte Einsteiger: Der Anlagenbauer Exyte etwa geht auf die Ausgründung eines Unternehmens von 1912 zurück, sieht sich „als Pionier im Bereich der Reinraumtechnik“. Exyte produziert Fabrikteile für Hightechsektoren – und setzt fast fünf Milliarden Euro um.

Ausschläge bis 50 Prozent

Eine hohe Volatilität beobachtet Müller auch bei den Umsatzzahlen der Unternehmen. „Üblich sind jährliche Abweichungen von bis zu zehn Prozent“, sagt der Ökonom. Doch in den Coronajahren 2020 und 2021 hätten „die Ausschläge bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr betragen“, sagt Müller – „nach unten wie nach oben“. Bei kaum einem Unternehmen ging es so turbulent zu wie beim Spezialmaschinenbauer Wafios aus Reutlingen. 2020 brach der Umsatz um fast 30 Prozent ein. Mit einem fulminanten Turnaround kehrte die Firma 2021 fast auf das Vor-Corona-Krisenniveau zurück. Wafios produziert unter anderem Maschinen, die Kunststoffrohre für die Heizsysteme in E-Autos biegen.

Weltmarktführer 2023

Die Stärken Deutschlands bleiben auch in diesem Jahr über die klassischen Industrien wie Auto, Chemie und Maschinenbau verteilt. Digital-Start-ups sucht man vergebens, obwohl es sie gibt. Zahlreiche Jungunternehmen werden mit zig Milliarden Euro bewertet. Der Essenslieferant Delivery Hero hat es sogar kurzzeitig in den Dax der 40 größten Börsenunternehmen geschafft. Doch in Sachen Marktposition kommt der Lieferdienst weltweit oft nicht auf die beiden vorderen Plätze, ein Platz im Ranking der Weltmarktführer ist ihm nicht vergönnt.

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Anders HelloFresh: Der Kochboxenversender ist in eine einzigartige Lücke gestoßen – und gehört laut Experte Müller mit einem Auslandsanteil von mehr als 50 Prozent und führenden Positionen in Deutschland und den USA zu den neuen deutschen Weltmarktführern.

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