Bei WiWo-Veranstaltung Frank Thelen: „Wir müssen in Deutschland mehr Gas geben“

Frank Thelen Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche

In Düsseldorf wurden 16 Mittelständler von der WirtschaftsWoche und Deloitte mit dem Axia BMC Award ausgezeichnet. Bestimmende Themen des Abends: Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Frank Thelens Blick in die Zukunft.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Das „Herz der deutschen Wirtschaft“ und „unsere Stütze“ – die im Düsseldorfer Capitol Theater versammelten Mittelständler und Familienunternehmen erhielten am Donnerstagabend viele wohltuende Worte. Und 16 von ihnen sogar einen „Axia Best Managed Companies Award“.

Die WirtschaftsWoche hatte nämlich gemeinsam mit der Unternehmensberatung Deloitte und dem BDI zur Preisverleihung geladen. Ausgezeichnet wurden Unternehmen, die – wie der Name des Awards vermuten lässt – besonders vorbildlich geführt werden. Und zwar in den Kernbereichen „Strategie“, „Produktivität und Innovation“, „Governance und Finanzen“ sowie „Kultur und Commitment“.

Beat Balzli, Chefredakteur der WirtschaftsWoche, wollte an diesem Abend tun, „was Wirtschaftsminister Peter Altmaier mit seiner Industriestrategie 2030 versäumt hat“: Den Mittelstand feiern. Doch bevor das geschah, gab Starinvestor Frank Thelen den mehr als 200 Gästen einen Einblick in seine Vorstellung von Deutschlands Zukunft. Dass er nicht ohne Befürchtungen auf die nächsten Jahre blickt, merkte wohl der gesamte Saal.

Die Verleihung des Axia Best Managed Companies Awards in Bildern
Axia Best Managed Companies Award Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
Capitol Theater Düsseldorf Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
Susanne Schöne Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
WirtschaftsWoche-Chefredakteur Beat Balzi und Deloitte-Partner Lutz Meyer  begrüßten in Düsseldorf rund 200 Gäste. Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
Frank Thelen Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
Rolf Königs, Chairman und CEO AUNDE Group Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche
Die Preisträger des diesjährigen Axia Best Managed Companies Awards. Quelle: Rainer Holz für WirtschaftsWoche

Europa droht neben den USA und China zu verblassen

Den Grund für seine Sorgen machte Thelen gleich zu Beginn seiner Präsentation deutlich und warf die Marktkapitalisierung der DAX-Unternehmen an die Wand, also den Wert der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen. Ergebnis: 1,1 Billionen Euro. Dem stellte Thelen die Marktkapitalisierung von „GAFAM“ und „BAT“ gegenüber. Börsenbeobachtern dürften diese Buchstabencodes etwas sagen, dahinter verbergen sich nämlich Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft sowie Baidu, Alibaba und Tencent. Diese acht Unternehmen aus den USA und China kommen zusammen auf eine Marktkapitalisierung von ganzen 4,5 Billionen Euro. Das mache ihm Angst, sagten Thelen. „Wir haben scheiße [sic] wenig Kapital in Deutschland.“

Thelen selbst wolle noch viel reicher werden, um mehr investieren zu können. Doch gleichzeitig entzauberte der Investor Technologien wie die Künstliche Intelligenz oder Robotik. Zumindest in der Form, in der sie heute in Deutschland verbreitet sind: Denn heutzutage bleibe der Rasenmähroboter noch oft hängen und er wisse auch, dass „Siri saudumm ist“, sagte Thelen. „Doch täuscht Euch bitte nicht“, bat er die versammelten Unternehmer, das alles werde in den nächsten Jahren besser – und zwar erheblich.

Was zum Beispiel das US-amerikanische Robotik-Unternehmen Boston Dynamics entwickle, sei „mindblowing“, findet zumindest Thelen. In kurzen YouTube-Videos, die millionenfach geklickt werden, zeigt Boston Dynamics, was die hauseigenen Roboter bereits können: Mal läuft ein Roboter dort Parkour und überspringt elegant meterhohe Blöcke. Mal zieht eine Gruppe kleinerer Roboter einen Lkw des Unternehmens. „Ich hätte so etwas auch gerne in Europa“, sagte Thelen.

Was nun die von der WirtschaftsWoche, Deloitte und BDI ausgezeichneten Unternehmen wie Drogerieriese Rossmann, die Kögel Trailer GmbH oder der Sitzhersteller Recaro von dem 43-jährigen Thelen lernen sollten? Fehler seien erlaubt. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos habe „das Smartphone verschlafen“ und mit dem Firephone hunderte Millionen Dollar in den Sand gesetzt. Trotzdem sei Bezos – genau wie Tesla-Gründer Elon Musk – für Thelen „einer der Denker unserer Zeit“.

Und diese Denker sehen Technologien, die in Deutschland gerne belächelt werden, eben kommen. Etwa Künstliche Intelligenz, Flugtaxis oder gar Quanten-Computer. „Wir müssen in Deutschland einen Tick mehr Gas geben“, forderte Thelen, obwohl „es uns so gut geht wie nie zuvor.“

Mittelständler geben bereits Gas

Aus einer Umfrage unter den diesjährigen Preisträgern des „Axia Best Managed Companies Awards“ geht hervor, dass die Unternehmen bereits auf das Gaspedal treten: Denn 81 Prozent der Mittelständler haben demnach ein klares Innovationsmanagement, um neue Geschäftsideen zu identifizieren. Und sie investieren hauptsächlich in Technologie (88 Prozent), die Anzahl ihrer Mitarbeiter (69), Maschinen und Anlagen (69) und Verbesserung der Prozesse (63).

Thelens Ratschlag befolgen die Preisträger also offenbar schon. Und das ist auch notwendig: „Langfristig ist der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens nur sichergestellt, wenn das Unternehmen eine Vision hat und diese in einem schlüssigen strategischen Plan umsetzt“, erklärt Christoph Nürk, Managing Parnter und Mitglied der Jury des diesjährigen Awards. Eine Vision, so Nürk, sorge für Differenzierung im Markt, trage zur Markenbildung bei und damit zur langfristigen Entwicklung des Unternehmenswertes.

Frank Thelen ließ es sich zum Ende seines Vortrags nicht nehmen, seine Investments in Zukunftstechnologien zu präsentieren. Mit dabei: Der Lufttaxi-Hersteller Lilium aus München und das Unternehmen Kraftblock, das einen Energiespeicher entwickelt. Vielleicht zählt bald ja auch eines dieser „Zukunfts-Unternehmen“ zu den am besten geführten Unternehmen Deutschlands.

Hier finden Sie eine Auflistung der Unternehmen, die von der WirtschaftsWoche, Deloitte und dem BDI in Düsseldorf mit dem „Axia Best Managed Companies Award“ ausgezeichnet wurden.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%