Bettwarenhersteller Sanders Anleihegläubiger müssen Federn lassen

Der insolvente Bettwarenhersteller Gebr. Sanders wird mehrheitlich von der Wiener Grosso Holding übernommen. Die rund 700 Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze, die Anleihegläubiger kommen aber nicht gut weg.

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Mit einer Minderheitsbeteiligung soll er das Unternehmen weiterführen. Quelle: Dirk Hoppe für Handelsblatt

„Es war kein leichter Tag für mich heute, aber es war ein guter Tag für die Menschen, die hier arbeiten“, kommentierte Geschäftsführer Hans-Christian Sanders das Ergebnis der Gläubigerversammlung seiner insolventen Firma mit Sitz in Bramsche. Für 18,5 Millionen Euro wird ein strategischer Investor aus Wien, die Grosso Holding, das Unternehmen kaufen und fortführen. Dabei sollen sämtliche Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Gläubiger können nach derzeitiger Schätzung mit einer Quote von bis zu 30 Prozent rechnen. Tausende Anleger hatten bei dem Bettenhersteller Anleihen in Höhe von 22 Millionen Euro gezeichnet (WKN A1X3MD).

Hans-Christian Sanders soll nach Abschluss des Insolvenzverfahrens Mitinhaber mit einer Beteiligung von deutlich über 20 Prozent werden und die Geschäfte weiterführen. Er leitet den Familienbetrieb, der gerade erst sein 125-jähriges Bestehen feiert, in vierter Generation. Die Gebr. Sanders GmbH & Co., Hersteller von Kissen und Bettdecken im Vollsortiment, beschäftigt in zwei Werken in der Südwest-Ukraine 570 Mitarbeiter, in Bramsche und Bad Bentheim insgesamt 170 Menschen. Die Grosso Holding ist eine Beteiligungsgesellschaft des österreichischen Sanierers Erhard Grossnig, zu dessen Portfolio auch der Strumpfhersteller Kunert gehört.

Sanders war Ende September in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem die Commerzbank einen Kontokorrent-Kredit in Höhe von über fünf Millionen Euro gekündigt hatte. Ab 1. Oktober befand sich Sanders in einem Schutzschirmverfahren, seit 1. Januar wird der Bettwarenhersteller im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung geführt. Sachwalter ist Michael Mönig aus Münster. Die Anleihegläubiger hatten zuvor Stefan Denkhaus von der Hamburger Kanzlei BRL als gemeinsamen Vertreter gewählt.

Dem Beschluss vom Freitag war ein heftiger Bieterwettstreit vorausgegangen. Der Sekundärinvestor Robus, der nach eigenen Angaben knapp elf Prozent der Anleihen hält, hatte eine übertragende Sanierung angestrebt und wollte Sanders gemeinsam mit anderen Großgläubigern über einen Anleiheumtausch übernehmen. Im Gegenzug hätten die Anleihegläubiger das gesamte Vermögen erhalten. Der Haken dabei: die neuen Anleihen sollten auf mindestens 100.000 gestückelt werden, Kleinanleger wären bei dem Anleiheumtausch nicht zum Zuge gekommen. Für sie und alle anderen Gläubiger war eine Barabfindung von knapp fünf Millionen Euro vorgesehen. Das hätte für die Kleinanleger eine deutlich niedrigere Quote als die nun zu erwartenden 20 bis 30 Prozent bedeutet, errechneten Experten.

Der Bettenhersteller Sanders produziert Feder- und Kunstfaserbetten und hatte zuletzt einen Umsatz von rund 55 Millionen Euro. Er zählt im hochwertigen Segment zu den Marktführern. Eines der zwei Werke in der Ukraine beliefert nahezu ausschließlich den Möbelriesen Ikea, mit dem Sanders allein ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet.

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