Champions des deutschen Mittelstands Die neuen Strategien der Weltmarktführer

Nach zehn goldenen Jahren, in denen die Champions des deutschen Mittelstands prächtig an der Globalisierung verdienten, brechen für viele härtere Zeiten an. Politische Krisen, verteilte Märkte und neue Konkurrenten verlangen andere Strategien, um auch künftig vorne mitzuspielen. Welche erprobten Unternehmensstrategien haben künftig ausgedient?

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Die besten deutschen Mittelständler Quelle: Dominik Asbach für WitschaftsWoche, Stefan Kröger für WitschaftsWoche, Martin Wagenhan / Manz AG

Anke Henrich, Franz Hubik, Hermann J. Olbermann, Jaqueline Goebel, Mario Brück

Hans Beckhoff schätzt klare Ansagen. „Ich will eine bis zwei evolutionäre Neuentwicklungen pro Jahr und alle fünf Jahre eine Revolution in meinem Unternehmen“, fordert der Chef von Beckhoff Automation von seinen Mitarbeitern im westfälischen Verl. Und der Spezialist für Automatisierungs- und Steuerungstechnik erklärt auch, warum: „Die nächste Krise erwarte ich spätestens in drei Jahren.“

Dabei ist Beckhoff kein Pessimist, sondern dank Wagemut äußerst erfolgreich. Sein Unternehmen knackte 2014 erstmals die 500-Millionen-Euro-Umsatzgrenze. Der steile Anstieg weckt den Neid der Konkurrenz und bescherte dem Unternehmen einen Platz unter den ersten zehn im neuen WirtschaftsWoche-Ranking der wachstumsstärksten deutschen mittelständischen Weltmarktführer.

Der gelernte Physiker ist vielmehr Realist. Deshalb treibt den 60-Jährigen die Frage um, wie er die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens aus den zurückliegenden Jahren weiterschreiben kann. Seine Kinder klopfen schon an die Tür.

Die 30 Besten des deutschen Mittelstands
Produktion bei Ensinger Quelle: Presse
Sennheiser Produktion Quelle: Presse
Screenshot der Adva-Internetseite Quelle: Screenshot
Schiffsschraube Quelle: PR
Das Pfeiffer Vacuum Firmengebäude Quelle: Pfeiffer Vacuum Pressebild
Frank Blase, der Geschäftsführer von igus. Quelle: Presse
Armaturen in der Fertigung von Hansgrohe Quelle: REUTERS

Viel Bewegung im Ranking

Der Westfale teilt die Sorgen der deutschen Mittelständler. Immer mehr Absatzmärkte, die eben noch glänzende Geschäfte ermöglichten, vermelden sinkendes Wachstum bis hin zur Stagnation, gelten als politisch instabil oder bringen ernst zu nehmende Mitbewerber mit eigenem Know-how und gut ausgebildeten Mitarbeitern hervor.

Das ist eines der Hauptthemen des jährlichen Gipfels der Weltmarktführer, den die WirtschaftsWoche in dieser Woche in Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg veranstaltet. Redner wie Telekom-Chef Tim Höttges, Porsche-Vorstand Matthias Müller, DM-Gründer Götz Werner oder Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer versuchen, Antworten auf die Frage zu geben: Wie können die Champions des deutschen Mittelstands ihre führende Position halten oder sogar ausbauen, wenn das wirtschaftliche Umfeld schwieriger wird? Wie da schöpferisch reagieren und weiter vorne mitspielen?

Die zehn besten deutschen Mittelständler

Denn Bewegung deutet sich an unter den bisherigen Stars. Das zeigen die aktuellen Top 100, die die WirtschaftsWoche zusammen mit dem Münchner Unternehmensberater Bernd Venohr erstellte und in Schwäbisch Hall präsentieren wird. Es gibt Aufsteiger wie die Bremer Werftengruppe Lürssen (von Platz 24 auf Platz 2) oder den Kofferhersteller Rimowa (von 87 auf 16), Absteiger wie den Vorjahressieger und Sicherheitsspezialisten Mobotix (von 1 auf 3) oder den Sanitärfachmann Viega (von 8 auf 18). Oder gar Aussteiger wie der Tunneltechniker Herrenknecht – er reißt die Mittelstandsgrenze nach oben. Der beste von allen ist der Automobilzulieferer Hirschvogel.

Bisher haben deutsche Mittelständler von der Globalisierung profitiert

Bislang galten die hiesigen Mittelständler als die großen Gewinner der Globalisierung. Nach Finnland, Dänemark und Japan hat Deutschland in den vergangenen 30 Jahren am stärksten von der Internationalisierung der Wirtschaft profitiert, sagt das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos. Insgesamt liege der Globalisierungsgewinn der deutschen Volkswirtschaft bei 2000 Milliarden Euro. Ihre Unternehmen exportierten erfolgreich in die neuen Märkte, verlegten Produktion oder einzelne Fertigungsschritte dorthin und profitierten von neuen Zulieferern.

Doch die Belle Époque neigt sich dem Ende zu. Allein die wachsende Zahl politischer Brennpunkte von Griechenland, Russland und der Ukraine über Nordafrika und die arabischen Staaten bis Thailand und Venezuela ruinieren Businesspläne.

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