
Umso verwunderlicher für viele Volkswirte und Banker ist daher, dass die Investitionsbereitschaft im Vergleich zu 2012 zwar zugenommen hat, aber immer noch weit hinter den Möglichkeiten bleibt. Denn eigentlich sind Mittelständler gerade in hervorragender Verfassung. Viele haben in den vergangen Jahren Geld gehortet und verfügen über ausreichend Kapital, um auch größere Sprünge zu wagen.
Lediglich jedes vierte Unternehmen gibt an, aufgrund der eigenen, schlechten, Wirtschaftslage nicht investieren zu können. "Die Gründe, warum nicht investiert wird, liegen nicht in fehlenden Mitteln der Eigen- oder Fremdfinanzierung", sagt Windheuser. "Es sind exogene Faktoren wie etwa ungünstige Rahmenbedingungen."

Beispiel mittelständische Industrie: Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn sind insbesondere die schwankenden und steigenden Rohstoffpreise ein Grund für die Zurückhaltung.
Während die Investitionsbereitschaft bei größeren Unternehmen zumindest konstant bleibt, zeigt die IfM-Frühjahrsbefragung industrieller Mittelständler, dass besonders Kleinunternehmen weniger investieren wollen. "Die kleinen Unternehmen sind vorsichtiger geworden", sagt Siegrun Brink vom IfM. Zudem seien Investitionen der kleinen Mittelständler stärker von deren jeweiliger wirtschaftlichen Lage abhängig. Investiert wird nur, wenn Geld da ist.
Diese Unsicherheiten belasten dabei auch die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. "Die Investitionsplanung in den Unternehmen wird insgesamt schwieriger", sagt Brink. "Im Rückblick hat nur ein Drittel der Unternehmen auch genau das gemacht, was vorher geplant war."
Chancen und Risiken ausgewählter Finanzierungsformen für Unternehmen
Geeignet für Mittelständler mit: Umsatz im dreistelligem Mio.-Bereich, Kapitalbedarf ab 50 Millionen Euro
Chance: Jederzeit neues Kapital, Öffentlichkeitswirkung, strukturelle Verbesserung im Unternehmen
Risiko: Lange Vorbereitung, hohe Kosten, Kontrolle von außen (Berichtspflichten, Stimmrecht der Aktionäre)
Geeignet für Mittelständler mit: Kapitalbedarf zwischen 5 und 40 Millionen Euro
Chance: Wissen und Kontakte des Kapitalgebers nützen dem Unternehmen
Risiko: Kontrolle im Falle einer Mehrheitsbeteiligung, oft nur mittelfristiges Engagement des Kapitalgebers (drei bis sieben Jahre), danach Verkauf oder Börsengang
Geeignet für Mittelständler mit: bekanntem Namen oder Marke, Kapitalbedarf ab 30 Millionen Euro
Chance: Positiver Imageeffekt durch Präsenz am Kapitalmarkt, keine Sicherheiten nötig
Risiko: Hohe Kosten (bis zu sechs Prozent des Emissionsvolumens, Zinszahlungen), Berichtspflichten
Geeignet für Mittelständler mit: Kapitalbedarf bis etwa zehn Millionen Euro
Chance: Günstiger als Bankdarlehen, Direktvertrieb über die firmeneigene Internet-Seite, nachrangige Schulden
Risiko: Keine festen Zeichnungstermine, daher ungeeignet für dringenden Kapitalbedarf
Geeignet für Mittelständler mit: Bedarf an teuren Investitionsgütern
Chance: Flexible Laufzeit und Umfang der Leasing-Verträge, Entlastung der Kreditlinien
Risiko: Haftung für Schäden am Objekt, unter Umständen teurer als Kredit, schlechte Vergleichbarkeit der Angebote
Geeignet für Mittelständler mit: Liquiditätsproblemen, Kunden mit schlechter Zahlungsmoral
Chance: Factorer trägt das Risiko bei Zahlungsausfall eines Kunden, schnelle Liquiditätsbeschaffung
Risiko: Hohe Kosten, hängen ab vom eigenem Rating, der Bonität der Kunden, Zahl der Rechnungen und Zahlungszielen
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen gelangt auch die Studie der Commerzbank. Zwar wächst gerade bei großen Unternehmen die Bereitschaft langfristig zu planen, auch dort gelten die Rohstoffpreise aber als größte Investitionsbremse.
Andere Branchen kämpfen zudem noch stärker als die Industrie mit anderen Problemen: Die Baubranche leidet besonders stark unter dem Fachkräftemangel, die schwankenden Rohstoffpreise belasten auch das verarbeitende Gewerbe und den Großhandel. Die unsichere gesamtwirtschaftliche Lage ist laut Commerzbank-Studie "vor allem ein Problem für den konjunkturabhängigen Einzelhandel".
Mittelstand
Auch die politischen Rahmenbedingungen werden laut Commerzbank häufig kritisiert: Viele Unternehmer nennen komplexe behördliche Genehmigungsprozesse und unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen als Investitionsbarrieren. Der Effekt ist immer gleich: Investitionen werden eingeschränkt oder verschoben.
Was die Banken besonders ärgert: Selbst wenn die Mittelständler investieren, machen sie das häufig ohne die Kreditinstitute. Fremdfinanzierung ist und bleibt im Mittelstand extrem unbeliebt. Zwei Drittel der Unternehmen wollen Anschaffungen am liebsten ganz aus eigener Tasche zahlen – und das trotz Niedrigzinsen und Sonderkonditionen der Banken und Sparkassen.
Doch nachdem sich viele Unternehmer in den Krisenjahren von den Banken im Stich gelassen fühlten, fällt ihnen das schwer. Die Abhängigkeit von Geldgebern wollen sie deshalb lieber meiden.