Etwa 85 Prozent der Ugander haben keinen Zugang zur zentralen Energieversorgung, und auch in den kommenden 20 Jahren gibt es kaum Chancen, dass sich daran etwas ändert. Kirchner bietet dafür die Problemlösung, hat aber auch selbst etwas davon, denn „für uns ist das ein interessanter Markt“, sagt der Unternehmenschef. Uganda ist politisch relativ stabil, hat in einigen Distrikten ein Wirtschaftswachstum von 15 bis 20 Prozent und dient Kirchner als Ausgangspunkt, um den gesamten ostafrikanischen Raum zu erreichen.
Unterstützung für die Region
„Unternehmen wie Kirchner verbinden betriebswirtschaftliche Interessen mit entwicklungspolitischen Zielen“, lobt Schmidt-Hoffmann. Das Unternehmen hat in Uganda die Situation der Menschen verbessert und zugleich einen neuen Markt erschlossen. Für den Experten ist das der Kern einer echten CSR-Strategie: Unternehmen handeln verantwortlich, haben aber auch selbst etwas davon.
Wenn Unternehmen einfach nur spenden, sponsern und stiften, ist das dagegen selten der Fall. Solche milden Gaben können schlimmstenfalls sogar Schaden anrichten, warnt Nick Lin-Hi, Juniorprofessor für Corporate Social Responsibility an der Universität Mannheim: „Wenn ein Unternehmen Fehlverhalten durch Großzügigkeit an anderer Stelle ausgleichen will, geht das irgendwann schief.“
Wie man es richtig macht, zeigt die Detmolder Privat-Brauerei Strate: Das 151 Jahre alte Unternehmen unterstützte früher lokale Vereine. Auch heute fördert Strate noch Sport und Kultur – aber gezielt, um die Region Lippe als Standort attraktiv zu halten. Mit der gleichen Intention arbeitet die Brauerei mit Zulieferern und Dienstleistern aus der Region zusammen.
Die Braugerste etwa kommt von Landwirten aus der Umgebung. Als vor einigen Jahren die Zuckerrübensubventionen wegfielen, wussten viele Bauern nicht, wie es für sie weitergehen sollte. Die Brauerei erkannte die Not, half den Landwirten bei der Umstellung auf Gerste. Durch die verschiedenen Maßnahmen stiegen zwar die Kosten, „aber da die Bewohner aus Lippe unser Unternehmen und unsere Strategie sehr schätzen, unterstützen die Menschen uns“, sagt Geschäftsführerin Simone Strate. Ähnlich wie bei Biolebensmitteln akzeptieren sie den etwas höheren Preis für das Bier aus der Region.
Die familiengeführte Brauerei mit einem Ausstoß von 131.000 Hektolitern 2013 – Umsatzzahlen werden nicht genannt – wirbt heute offensiv mit ihrer CSR-Strategie. Untypisch für einen Mittelständler, sagt Expertin Riess von der Bertelsmann Stiftung. Während große Unternehmen mit Nachhaltigkeit und Sozialengagement werben, seien Mittelständler häufig zu bescheiden. Riess: „Gutes tun, reicht nicht, man muss auch darüber reden.“