Am 1. Juli 2019 begann für den Gebäudedienstleister ISS Deutschland eine neue Zeitrechnung. Im Rahmen eines Großauftrags „mit historischen Ausmaßen“ betreut die Tochter des dänischen ISS-Konzerns seitdem Gebäude und Sendeanlagen der Deutschen Telekom. An 9000 Telekom-Standorten warten ISS-Fachkräfte technische Anlagen, verteilen Post, sind Hausmeister, Reinigungskraft, Empfangspersonal oder Gärtner, organisieren Baumaßnahmen und Umzüge. Bis 2030 läuft der Auftrag, den der Wettbewerber Strabag an ISS verloren hat.
ISS ist aber auch für deutsche Mittelständler erste Wahl. Das ergibt die Studie „Beste Mittelstandsdienstleister 2022“, die das Kölner Marktforschungsinstitut ServiceValue exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt. Ermittelt wurde für 41 Dienstleistungszweige etwa, wie die Auftraggeber die Kompetenz des für sie arbeitenden Fremdpersonals und das Preis-Leistungs-Verhältnis einschätzen. 12 844 Führungskräfte, Einkäufer und Nutzer gaben dazu online Bewertungen ab. Und unter den Gebäudedienstleistern belegt ISS Platz eins – zum sechsten Mal in Folge (siehe Tabelle unten).
Für Thomas Ball vom Marktforschungsunternehmen Lünendonk im bayrischen Mindelheim ist der Spagat zwischen der eigenen globalen Struktur der Dienstleister und mittelständischen Bedürfnissen der Kunden kein Widerspruch. „Die wissen, wie der Mittelstand tickt“, sagt der auf Dienstleistung spezialisierte Berater.
Zwar spült die Telekom 55 Prozent des deutschen ISS-Jahresumsatzes von zuletzt 730 Millionen Euro in die Kasse. Aber die 45 restlichen Prozent entfallen auf 300 weitere Kunden, rechnet Finanzchef Florian Eisenmagen vor. Der gebürtige Wiener führt mit Vorstandskollegin Anna Hellweg von Düsseldorf aus das ISS-Deutschlandgeschäft. Hellweg ist für Personal und Unternehmenskultur verantwortlich und glaubt: „Auch Mittelständler schätzen den guten Schulungsstand unserer Mitarbeitenden und den wertschätzenden Umgang mit- und untereinander.“
Für die 12.000-köpfige Belegschaft gelten Tarifverträge. Jeder Vierte kam 2019 von Strabag zu ISS und wurde in die eher legere dänisch-deutsche Umgebung integriert. Branchenbeobachter Ball bestätigt, dass im Dienstleistungsgeschäft die vielen persönlichen Kontakte über Erfolg oder Misserfolg einer Geschäftsbeziehung entscheiden: „Ist das Personal des Dienstleisters unzufrieden, merkt der Kunde das schnell und sorgt sich um die Qualität der Arbeitsleistung.“ Gute Stimmung im Team des Servicepartners und gegenseitige Wertschätzung seien daher zentrale Wettbewerbsfaktoren: „Es ist nicht zwingend ein Vorteil, selber Mittelständler zu sein.“
So erklärt sich in einigen Branchen das Faible der Mittelständler für Töchter großer Konzerne. Bei Callcentern schätzen viele Firmen die Leistung von Webhelp, einem Global Player der Callcenterbranche. Auf Rang zwei landete die Tochter des französischen Sitel-Konzerns, einer der fünf größten Callcenterbetreiber weltweit. Der siegreiche belgische Co-Working-Anbieter Regus vermietet seine Arbeitsplätze und Büros in 900 Städten in 120 Ländern. Und das Kopenhagener ISS-Management steuert Geschäfte in 32 Ländern.
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Bei den Personaldienstleistern hingegen glänzt von den Großen dagegen nur die deutsche Tochter des US-Zeitarbeitskonzerns Manpower mit einem zweiten Platz. Auf Platz eins liegt der auf die Vermittlung von IT-Freiberuflern spezialisierte Anbieter Solcom, ein Mittelständler aus Reutlingen. Die Marktschwergewichte Adecco und Randstad liegen weit hinten.
Wenig Verschiebungen gab es im ServiceValue-Ranking bei der Sympathie für die Dienstleistungsbranchen an sich. Die schlechtesten Bewertungen erhielten die Anbieter von Kassensystemen und Co-Working-Arbeitsplätzen. Am zufriedensten sind die Unternehmen mit der Nutzung von Tankkarten-Service und Fuhrpark-Management (siehe Tabelle).
Ihre eigene Poleposition wollen die ISS-Chefs Eisenmagen und Hellweg gern halten. Eine neu aufgebaute Tochter soll sich „ganz der Deutschen Telekom und perspektivisch weiteren Kunden aus der Telekommunikationsbranche“ widmen.
Mittelständler soll außerdem überzeugen, dass ISS bis 2030 seine Leistungen klimaneutral anbieten will. Begonnen hat das Unternehmen damit, die Flotte von 4200 Firmen- und Kundenfahrzeugen auf E-Antrieb umzustellen. Den Auftraggebern hilft das, die eigene CO2-Bilanz zu verbessern.
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