Einsatz auf der ISS Tupperware schickt Kunststoff-Dosen mit frischem Salat ins All

Tupperdosen halten nicht nur auf der Erde das Essen frisch – sondern nun auch im All. Auf der ISS soll in den Kunststoffdosen Gemüse gezüchtet werden.

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Die US-Raumfahrtbehörde Nasa verwendet Tupperware-Produkte bei der Aufzucht von Pflanzen im All. Quelle: Nasa

Düsseldorf Der „Space Maker“ gehört seit vielen Jahren zu den Bestsellern von Tupperware: luftdicht verschließbare Kunststoffbehälter, die Platz sparen. Der Begriff „Space Maker“ hat für den US-Hersteller dieser Tage eine ganz neue Dimension bekommen.

Denn am Montagabend ist Tupperware von Cape Canaveral aus ins All gestartet. Die SpaceX Dragon bringt eine Weltrauminnovation bis Mittwoch zur Internationalen Raumstation (ISS). Dort sollen die Astronauten allerdings keine Tupper-Party feiern, sondern Salat und Gemüse züchten.

Seit mehr als drei Jahren experimentiert die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit der Zucht von Salat und Tomaten in Schwerelosigkeit. Der recht eintönige Speiseplan der Astronauten würde so durch frische Kost erweitert.

Ab 2030 sollen erstmals bemannte Flüge zum Mars Realität werden. Für solch lange Expeditionen wird frisches Gemüse, das im Raumschiff selbst nach zu züchten ist, immer wichtiger. Vor allem auch „aus psychologischer Sicht“, wie die Nasa betont.

Bisher wurde Gemüse im All aus Samen gezüchtet, die in Pflanzkissen eingebettet waren. Das bedeutete für die Astronauten viel Arbeit, denn sie mussten mit einer Pipette Wasser auf die Kissen injizieren. Es war schwierig, die Samen gleichmäßig feucht zu halten.

Das neue Zucht-System soll die Bewässerung und somit das Wachstum von Pflanzen im All deutlich verbessern. Es wurde von der Nasa angestoßen und von Techshot, ein Dienstleister für Weltraumtechnik, und Tupperware zusammen entwickelt. „Ziel des neuen Pflanzenzuchtsystems namens Ponds ist es, ein gleichmäßiges Wachstum der Pflanzen zu erreichen“, sagt Nicole Dufour, Projekt-Managerin beim Kennedy Space Center der Nasa.

Das neue System besteht aus saugfähigen Matten, die Kapillareffekte und die Oberflächenspannung des Wassers nutzen. Tupperware hat dabei seine Erfahrungen mit Design und Kunststoff eingebracht.

Das Wasser verteilt sich gleichmäßig in der Pflanzschale, für Astronauten bedeutet das weniger Pflegeaufwand. Nun wird auf der ISS zunächst Roter Römersalat angebaut. Im Mai soll Japanischer Blattsenf folgen.

„Jenseits der Küche in die Zukunft“, twitterte Tupperware-Chef Rick Goings erfreut. Mitte der 40er-Jahre hatte der US-Chemiker Earl Tupper „Wonderlier bowl“ erfunden. Die luftdicht verschließbare, lebensmittelechte „Wunderschüssel“ war damals eine Revolution in der Küche.

Den Durchbruch erlebte der Ladenhüter aber erst, als der Direktvertrieb durch Verkaufspartys eingeführt wurde. „Seit etwa 70 Jahren steht Tupperware für innovative Technologien“, sagt Forschungs-Vize-Chef David Kusuma von Tupperware Brands. „Wir sind stolz auf die spannende Kooperation mit Nasa und Techshot für nachhaltige Pflanzenzucht im All.“

Tupperware braucht dringend innovative Produkte, denn die Geschäfte des börsennotierten Direktvertrieblers lahmen. Zwar ist die Zahl der meist freiberuflichen Party-Manager, die Tupper-Produkte vertreiben, weltweit auf etwa 3,2 Millionen gestiegen. Die Umsätze sind jedoch seit 2012 von 2,58 Milliarden auf 2,21 Milliarden Dollar 2016 gesunken.

Auch das Jahr 2017 verlief mau. Nach vorläufigen Zahlen soll 2017 unter dem Strich ein Verlust von 265 Millionen Dollar stehen.
Das Nasa-Projekt dürfte den Umsätzen wohl nur wenig Schub geben. Zumindest wird es für Gesprächsstoff auf den Tupper-Partys sorgen. Von denen beginnt alle 1,2 Sekunden eine irgendwo auf unserem blauen Planeten.

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