Die Gründe hierfür sind in der stark fragmentierten Branche vielschichtig. Hersteller von Windkraftanlagen sind gezwungen, erheblich mehr Kostenvorteile aus Skaleneffekten zu ziehen. Immer größere, professionellere Kunden und Windparkbetreiber werden verstärkt auf große Markenproduzenten setzen.
Die Projekte werden größer und umfangreicher, vor allem getrieben durch das wachsende Offshore-Segment. Analog zum traditionellen Energieanlagenbau steigen die Ansprüche der Kunden an Generalunternehmerschaft und komplementäre Leistungsangebote. Dadurch entstehen größere Einzelrisiken. Diese können größere, finanzstarke Player - auch durch ein professionelleres Risikomanagement - besser abfedern. Größe und Finanzkraft erleichtern darüber hinaus den Zugang zu Projektfinanzierungen, die immer noch schwierig sind.
Die Fusionswelle wird rollen
Oliver Wyan Consulting kommt zu dem Schluss, dass Unternehmen deutlich mehr in Forschung und Entwicklung investieren müssen, insbesondere im Offshore-Bereich, in dem asiatische Player derzeit geballt Windkraftanlagen entwickeln. Nur Größe sichere eine entsprechende Amortisation der Forschung und Entwicklungsinvestitionen.
„Internationale OEMs werden einen Marktanteil von deutlich mehr als zehn Prozent haben müssen, um im globalen Wettbewerb auch künftig mithalten zu können“, prognostiziert die Managementberatung.
Mit 12,7 Prozent liege derzeit nur Branchenprimus Vestas über dieser Marke, der aber in den letzten Jahren bereits erheblich Marktanteil verloren hat. Oliver Wymann geht davon aus, dass es in den kommenden Jahren massiv zu Übernahmen und Fusionen kommen wird.
Baukonzerne investieren ins Windgeschäft
„Die klassischen großen Kraftwerks- und Anlagenbauer werden sich verstärkt in den Windmarkt einkaufen und im Offshore-Segment, das zumindest in Europa in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen wird, mit ihrem breiten Leistungsangebot das Rennen machen“, sagt Wymann voraus. Die Energiekonzerne RWE und E.On betreiben bereits eigene Windparks vor der deutschen Nordseeküste.
Aber auch Baukonzerne wie Bilfinger Berger und Hochtief wollen ein Stück von Energiewende-Kuchen abhaben und erweitern ihre Windkraftsparten. Dazu hat Bilfinger Berger ein Joint Venture mit den polnischen Stahlbauunternehmen Crist und dem staatlichen Investmentfonds MARS gegründet. Gemeinsam werden Stahlfundamente für Windräder in großer Meerestiefe errichtet. Konkurrent Hochtief ist ein Joint Venture mit Finanzinvestor Ventizz Capital eingegangen, um bereits in der Entwicklungsphase von Windparks mitzuwirken. Bisher transportiert der Baukonzern Windkraftanlagen über Spezialschiffe zu ihrem Bestimmungsort im Meer und montiert sie auch. Hochtief-Chef Frank Stieler verkündete kürzlich: "Wir planen den Kauf von bis zu sechs Windfeldern."
Die Zeit drängt
Konkurrenz könnte den europäischen Konzernen zunehmend aus Fernost drohen. "Chinesische Hersteller von Windkraftanlangen werden zunehmend internationale Wettbewerber akquirieren", ist sich Oliver Wyman Consulting sicher. Entsprechend müssten sich westliche Player jetzt schnell bewegen, um Größenvorteile zu erzielen und bis 2020 auf der Gewinnerseite zu stehen.
„Die Zeit drängt, der Markt wird jetzt verteilt“, betont Wolfgang Krenz. „Windkraft ist eine gute Technologie. Sie ist wettbewerbsfähiger und attraktiver als alle anderen im Bereich der erneuerbaren Energien. Doch die gegenwärtigen Probleme im Windmarkt verschwinden nicht von alleine. Die OEMs müssen schnell und gezielt handeln.“