Europa-Park-Chef Mack So will der Europa-Park jetzt wieder durchstarten

Europa-Park-Chef Roland Mack Quelle: Getty Images

Ende Juni sind die Kapazitätsbeschränkungen im Europa-Park gefallen. Unternehmenschef Roland Mack über die Coronaschäden, neue Trends bei Achterbahnen – und das Ende der Kolonialzeit in den Themenbereichen.

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WirtschaftsWoche: Herr Mack, nach den Lockdown-Monaten hat der Europa-Park seit Mai wieder geöffnet. Bis vor Kurzem war die Gästezahl auf 20.000 pro Tag begrenzt. Haben Sie den Park voll bekommen?
Roland Mack: An Wochenenden haben wir diese Kapazitätsgrenze erreicht. Vor allem unter der Woche kamen aber deutlich weniger Besucher. Normalerweise leben wir im Juni von Klassenfahrten und Gruppentouren, die mit Bussen zu uns kommen. Wegen der strengen Coronabeschränkungen sind die meisten Busfahrten ausgefallen. Statt 300 Bussen pro Tag kam nur ein Drittel. In der Woche war also nicht so viel los wie in den Jahren zuvor.

Lässt sich ein Freizeitpark unter diesen Bedingungen profitabel betreiben?
Wir haben unsere Kosten heruntergefahren, wo es nur geht. Wir schließen den Park früher, also um 18 Uhr. Das ist recht früh am Abend, da steht die Sonne noch hoch. Aber so sparen wir uns eine zusätzliche Schicht. Außerdem haben wir zum Saisonstart bis Ende Juni die Zahl der Shows und Künstler reduziert und die Paraden eingeschränkt. Wir haben das nicht gerne gemacht, aber wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen scharf kalkulieren.

Seit Ende Juni hat die Politik die viele Beschränkungen etwa bei der Kapazität aufgehoben. Wird jetzt wieder alles gut?
Wir spüren, dass die Nachfrage anzieht. Unser Hygienekonzept mit Maske und Abstand funktioniert. Wir lassen das auch wissenschaftlich begleiten. Seit ein paar Tagen dürfen wieder deutlich mehr Besucher mit Maske in die Shows. Aber wir spüren da noch eine Zurückhaltung. Viele scheuen die Innenräume. Ich bin aber zuversichtlich: Das Glas ist halb voll.

Wann wird es wieder ganz voll?
Bei den Großveranstaltungen etwa von Unternehmen oder Verbänden sind die Organisatoren noch immer zurückhaltend. Die Events kommen frühestens im Herbst zurück. Großveranstaltungen sind ein wichtiger Geschäftsbereich. Immerhin kommen wieder mehr internationale Gäste.

Warum sind die Schweizer und Franzosen nicht gekommen? Die Grenzen waren doch offen...
Eine Zeitlang durften wir nur Besucher mit negativem Coronatest reinlassen. In Deutschland hat der Staat die Kosten übernommen. In Frankreich und der Schweiz war das nicht der Fall. Viele Familien haben deshalb auf den Besuch verzichtet. Seitdem die Testpflicht aufgehoben wurde, kommen wieder Schweizer und Franzosen in den Park. Aber wir sind noch weit weg von der maximalen Auslastung. Wir könnten 30.000 Besucher aufnehmen – in der Woche waren es selten mehr als 10.000 Besucher.

Wie viel Umsatz hat der Europa-Park durch die Pandemie verloren?
Im vergangenen Jahr haben wir durch den Lockdown im Frühjahr und die Einschränkungen danach rund 300 Millionen Euro verloren. Ich erwarte auch in diesem Jahr noch einmal 100 Millionen Euro weniger Umsatz. Unterm Strich fehlen also 400 Millionen Euro.

Und wie viel Geld musste die Familie Mack am Ende beisteuern?
Auch wir haben staatliche Förderung bekommen, etwa die November- und Dezemberhilfen. Außerdem gab es die Mehrwertsteuersenkung für die Ticketpreise und Speisen. Das hat ein bisschen geholfen. Außerdem konnten wir mit 2,5 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr recht ordentlich abschließen. Unser Ergebnis ist dadurch leicht negativ.

Angesichts der historischen Krise ist das sicher verkraftbar, oder? 
Ja, durchaus. Die staatlichen Hilfen waren ein Segen. Außerdem haben wir unsere Kosten angepasst. Wir haben Baustellen dicht gemacht, andere nicht geöffnet. So haben wir Liquidität gesichert. Aber die Fortentwicklung des Parks wurde ausgebremst. Außerdem hatten wir kurz vor der Krise 250 Millionen Euro in unseren neuen Wasserpark investiert. Kurz nach der Eröffnung kam Corona. Das war schon ein Schlag.

Was kommt nun später als geplant?
Wir haben 40 Millionen Euro Investitionen zurückgehalten. Davon haben wir jetzt wieder einiges angefahren. Wir investieren in einen Betriebskindergarten und Betriebswohnungen. Das Resort erhält mit „Eatrenalin“ das ‚Restaurant der Zukunft‘ und das Hotel Krønasår wird mit Designersuiten und einem Infinity Pool erweitert. Für den Europa-Park planen eine weitere Großattraktion in 2023.

Höher, schneller, weiter?
Wir werden eine Großattraktion bauen, aber wir haben noch keine Baugenehmigung. Details kann ich daher noch nicht nennen. Es geht uns aber nicht um neue Rekorde. Wir müssen alle Zielgruppen bedienen, nicht nur die Jugendlichen, die den Geschwindigkeitsrausch suchen. Nur auf Tempo zu gehen, ergibt keinen Sinn. Mehr als 200 km/h sind an sich technisch kein Problem. Aber die Fahrgeschäfte sind am erfolgreichsten, wenn sie die gesamte Familie einbeziehen. So wie das Flying Theatre 'Voletarium' oder unsere Themenfahrt 'Arthur'.

Zur Unternehmensgruppe gehört auch Mack Rides – der Ursprung des Europa-Parks. Das Unternehmen entwickelt, designt und baut unter den Namen Fahrgeschäfte für andere Freizeitparks weltweit. Werden die noch nachgefragt?
Absolut. Freizeitparks werden immer ihren Platz in der Tourismusindustrie haben. Wir bauen in den USA gerade eine Großanlage für einen Freizeitpark in Florida. Es gibt mehrere Beschleunigungsstrecken und eine extrem lange Fahrt. Wir arbeiten mit einem Induktionsantrieb – wie beim Blue Fire im Europa-Park. Die Technik ermöglicht hohe Geschwindigkeiten ohne große Höhen.

Ist das der nächste Trend bei Achterbahnen?
Das wird mehr und mehr Standard. Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten für ein Fahrgeschäft, das auf Loopings und Geschwindigkeit setzt. Entweder Sie gehen mit der Anlage in die Höhe von bis zu 100 Meter und nutzen den Abschwung aus der Abfahrt für hohe Geschwindigkeiten. Oder Sie nutzen kinematische Antriebe. Dann kann man sehr erdnah bauen und das Fahrgeschäft in die Architektur der Umgebung einbetten. So bauen wir derzeit im Disney Park in den USA.

Im der wiedereröffneten Themenfahrt „Piraten in Batavia“ geht es gemächlich zu. Die Piratenwelt ist im Jahr 2018 abgebrannt und wurde danach wieder neu aufgebaut. Statt Kolonialzeit mit betrunkenen und rauschbärtigen Europäern geht es in dem Wasser-Dark-Ride jetzt in den indonesischen Dschungel. Haben Sie die Erzählweise bewusst angepasst?
Die Attraktion hat jetzt eine komplett neue Thematisierung. Es gab zwar durchaus Stimmen, die sich gewünscht haben, dass wir 'Piraten in Batavia' eins zu eins so bauen wie im Original vor dem Brand. Aber wir haben uns für eine Erzählweise entschieden, die ‚political correct‘ ist. Im Mittelpunkt steht Bartholomeus van Robbemond, der von seiner geheimnisvollen Suche nach dem Feuertiger, einem magischen Dolch, erzählt. Wir haben die Geschichte umgeschrieben.

Wäre das nicht auch eine Blaupause für den Park insgesamt? Im Abenteuerland, durch das die Besucher in Holzkähnen über Wasser gondeln, stehen neben Elefanten, Nashörnern und Nilpferden schwarze Puppen im Lendenschurz: Das ist Afrika. Fröhliche Europäer werden mit Tropenhelm und beigefarbenem Anzug gezeigt. Müsste damit nicht auch Schluss sein?
Wir werden das Abenteuerland umbauen und dabei Rücksicht nehmen auf die Gefühle der Menschen. Wir wollen keine Ressentiments schüren. Als der Park gebaut wurde, war der Zeitgeist ein anderer. Jetzt merken wir zum Beispiel auf den sozialen Kanälen, dass wir umdenken müssen.

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Wann folgt der Umbau?
Der Umbau ist nicht einfach, da das Abenteuerland mitten im Park liegt. Ein Umbau würde etwa drei Monate dauern. Das ist eine Herkulesaufgabe im laufenden Betrieb.

Mehr zum Thema: Im September 2020 sprach Roland Mack im Podcast über seine Kindheit im Familienunternehmen, die Beziehung zu Disney, Wolfgang Schäubles großen Irrtum und die Folgen der Coronakrise.

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