Exklusivranking Die innovativsten deutschen Mittelständler

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Platz 2: Kaeser – Digitale Luft

Wer sein Geld mit Luft verdienen will, muss seinen Kunden schon etwas Besonderes bieten. Denn Druckluft ist allgegenwärtig und ein Standardprodukt: im Krankenhaus für Beatmungsgeräte, auf Baustellen für Presslufthämmer oder in der Industrie, um Maschinen anzutreiben. Letzteres ist das Feld des Kompressorenherstellers Kaeser. Das Besondere, das das Unternehmen aus dem bayrischen Coburg seinen Abnehmern bietet, ist die Vernetzung von Maschinen und Anlagen – Kern der vierten industriellen Revolution, kurz genannt Industrie 4.0.

Das 1919 gegründete Familienunternehmen mit weltweit mehr als 5000 Mitarbeitern, davon 1900 in Deutschland, ist ein Vorreiter bei diesem wohl wichtigsten Projekt des deutschen Mittelstands. Die digitale Kommunikation zwischen Werkstücken, Maschinen und Unternehmen soll die Wirtschaft effizienter und vor allem wettbewerbsfähiger machen. Das Interesse an Industrie 4.0 ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen.

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Bei Kaeser – Umsatz im vergangenen Jahr: 650 Millionen Euro, davon zwei Drittel im Ausland – funktioniert Industrie 4.0 so: Kunden, die Kompressoren des Unternehmens nutzen, können die Betriebsdaten der Maschinen automatisch in die Kaeser-Zentrale nach Coburg schicken lassen: Im Sekundentakt werden Drehzahlen, Temperaturen und abgegebene Druckluftmenge übermittelt. „Sobald eine Maschine auffällig wird, informieren wir unsere Kunden oder lösen das Problem direkt“, sagt Vorstandschef Thomas Kaeser.

Für den Kompressorenhersteller haben die Informationen ebenfalls einen wichtigen Vorteil: Kaeser weiß genau, wann, wo und wie oft mit welchen Maschinen Probleme auftreten. Die so gewonnenen Erkenntnisse können die Coburger bei der Entwicklung neuer Kompressoren nutzen.

Allerdings schrecken Unternehmen oft noch vor solch einem Datenaustausch mit ihrem Maschinenlieferanten zurück.

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Grund ist die Angst vor Hackern: Mehr als drei Viertel der mittelständischen Unternehmen nennen die Datensicherheit als größte Herausforderung bei digitalen Projekten, ergab eine Umfrage des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI). „Der Datenschutz wird von all unseren Kunden angesprochen“, bestätigt Vorstandschef Kaeser, „da gibt es viele offene Fragen.“

Viele Unternehmen fürchten sich vor Cyberangriffen von außen, sobald Informationen aus ihrer Fabrik ins Internet geraten. Die meisten Kunden konnte Kaeser bisher jedoch überzeugen, dass die Datenverschlüsselung durch sein Unternehmen sicher ist.

Wegen der Bedenken werden die Abläufe in deutschen Fabrikhallen erst allmählich digitalisiert. Aber 75 Prozent der Mittelständler gehen laut BDI-Untersuchung davon aus, dass das Thema in den kommenden Jahren immer wichtiger wird. Für Industrie-4.0-Unternehmen wie Kaeser ist damit noch viel Luft nach oben.

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