Facharbeitermangel Auf Facebook Azubis finden

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Integration erleichtern

Welche Branchen unter Fachkräftemangel leiden

Sein Arbeitgeber IMST wirbt auf Fachmessen in Spanien um neues Personal und hat gute Kontakte zu den Hochschulen des Landes. So kam auch Martha Campo vor gut zwei Jahren zu IMST. Ihr Professor hatte sie empfohlen. Nach einem Einjahresvertrag hat die 25-Jährige nun eine Festanstellung in der Tasche. Sie fühle sich wohl bei ihrem deutschen Arbeitgeber, sagt die Spanierin. IMST hilft ausländischen Mitarbeitern bei der Wohnungssuche; eine Handvoll Spanier arbeitet bereits bei IMST und erleichtert so Neuankömmlingen die Integration. Neu-Kollege Balcells, seit Anfang März in Deutschland, spielt inzwischen in einer Basketballmannschaft in Kamp-Lintfort.

Lockruf aus Deutschland

Viele Landsleute könnten ihm nachfolgen: 14.000 Spanier hätten „ernsthaftes Interesse“ an einer Arbeit in Deutschland, so die Zentrale Arbeits- und Fachvermittlung bei der Bundesagentur für Arbeit. Die Deutschkurse an den Goethe-Instituten in Barcelona und Madrid sind ausgebucht, seit Kanzlerin Angela Merkel im Februar verkündete, Deutschland lade junge Spanier zur Arbeit ein. In 90 Prozent der Fälle scheitere eine Vermittlung allerdings an fehlenden Sprachkenntnissen, heißt es bei der Deutschen Botschaft in Madrid.

Der Haken bei ausländischen Fachkräften: Die Suchzeiten sind lang, oft fehlt es Mittelständlern auch an Expertise für das Recruiting im Ausland.

So tat sich das sächsische Technologieunternehmen ACTech schwer mit der Anwerbung rumänischer Fachkräfte. Der Freiberger Hersteller von Gussteilen für den Automobilbau mit 361 Beschäftigten und 22 Millionen Euro Umsatz sondierte mithilfe von Personaldienstleistern den Markt. „In Rumänien ist die Suche nach Fachkräften genauso schwierig wie hier“, sagt die kaufmännische Leiterin Cornelia Bahr. Der Markt sei leergefischt, die Gehaltsvorstellungen unterschieden sich kaum von denen deutscher Fachkräfte. Nun will ACTech lieber Auszubildende in Tschechien rekrutieren. „Gerade Mittelständler müssen die Initiative ergreifen, wenn sie Fachkräfte aus dem Ausland wollen. Von alleine klopft keiner an die Tür“, sagt Bahr.

Attraktiver sein für Mütter und Ältere

Daran hat auch die neue Freizügigkeit wenig geändert: Seit Mai können Arbeitnehmer aus acht europäischen Ländern ohne Einschränkungen in Deutschland und anderen EU-Ländern arbeiten. Doch in den ersten drei Monaten kamen gerade mal 41.000 Zuwanderer über die Grenzen, der Zustrom ebbt sogar schon wieder ab. Die 800.000 osteuropäischen Arbeitskräfte, mit denen das Institut der deutschen Wirtschaft für 2011 und 2012 gerechnet hatte, liegen in weiter Ferne. Deutschland ist zu spät dran: Viele qualifizierte Osteuropäer sind bereits nach England oder Skandinavien gezogen. Dort können sie schon seit Mai 2004 ohne Einschränkungen arbeiten.

Ausländische Fachkräfte können den Mangel in Deutschland zumindest kurzfristig ohnehin nicht beheben. „Sie sind eine Ressource, ich sehe darin aber nicht die Hauptquelle“, sagt Mittelstandsexperte Kranzusch. Personalsuchenden Mittelständlern rät er, im Inland besser auf sich aufmerksam zu machen – etwa durch flexiblere Arbeitsbedingungen für Mütter, Väter und ältere Erwerbstätige oder, insbesondere in strukturschwachen Regionen, durch höhere Löhne.

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