Der Verband will sich weiterhin auf die Nachwuchswerbung konzentrieren, um sich die Fachkräfte der Zukunft selbst heranzuziehen. So gut das im Rahmen des demographischen Wandels eben möglich ist. Neue Wege, wie etwa ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, wagt kaum ein mittelständischer Betrieb.
„Ein großes Problem ist die Sprache“, sagt Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (WHF), die sich die Förderung der Infrastruktur in der Region auf die Fahnen geschrieben hat. Auch der „Region der Weltmarktführer“, wie Schumm seinen Wirkbereich liebevoll nennt, fehlt es an fähigen Leuten. Um die ansässigen Unternehmen bei der Suche zu unterstützen, geht die WHF gezielt ins europäische Ausland und spricht, beispielsweise in Spanien, arbeitslose Akademiker an. „In drei Wochen gehen wir nach Pamplona“, sagt Schumm. „Zuvor waren wir in Barcelona, aber es ist deutlich schwieriger, einen Großstädter in ländliche Gegenden zu bekommen. Der interessiert sich für Hamburg, Berlin, die Metropolen eben. Damit können wir hier in der Region nicht dienen.“
Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Das Problem sei aber nicht nur die ländliche Region, die auf potenzielle Fachkräfte abschreckend wirken könnte. Auf deutscher Seite tut sich mancher Unternehmer schwer, die fehlenden Ingenieure und Maschinenbauer im Ausland anzuheuern. „Ein großes Problem sind die unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, sagt Schumm. Auf der einen Seite säßen die Spanier sprichwörtlich auf gepackten Koffern und wollen lieber heute als morgen nach Deutschland kommen und arbeiten. Auf der anderen Seite stehen die deutschen Unternehmen, die wegen der aktuellen Konjunktur sehr vorsichtig sind und die Entscheidung lieber hinauszögern wollen. „Das ist in Spanien leider noch nicht angekommen, dass es hier auch nicht mehr so toll ist“, so Schumm. Er ist sich sicher: Hätte man für die Region Heilbronn-Franken im Februar begonnen, nach spanischen oder griechischen Akademikern zu suchen, hätte man vielleicht schon im April die ersten Fachkräfte einstellen können. „Aber momentan gestaltet es sich schwierig.“
Das ist auch mit der Grund, warum der Besuch der WHF in drei Wochen in Spanien eine Infoveranstaltung und kein Bewerbungstag werden wird. "Ursprünglich wollten wir zwei, drei Unternehmen mitnehmen, die sich dort vorstellen und so eine Art Speed-Dating veranstalten“, sagt Schumm. Er ist jedoch zuversichtlich, dass die WHF für 2013 in einer weiteren Veranstaltung ein paar Unternehmen zur Mitgestaltung gewinnen kann. Grundsätzlich stünden die Betriebe dem Gedanken an ausländische Mitarbeiter ja positiv gegenüber und begrüßten die Bemühungen der WHF, sie seien nur einfach „zurückhaltend und unsicher wegen der aktuellen Wirtschaftslage.“
Die abflauende Konjunktur kann sich für deutsche Mittelständler in punkto Bewerbersuche aber auch als Glücksfall erweisen. In vielen Wirtschaftszweigen, wie etwa auch im Elektrohandwerk, kommt der Abschwung mit erheblicher Verzögerung zur Großindustrie an. Die Auftragsbücher sind noch prall gefüllt und der Bedarf an Mitarbeitern ungebremst hoch. Großunternehmen wie Siemens setzte dagegen Sparprogramme auf, Verhängen Einstellungsstopps oder warten ganz einfach ab.
Das macht sich für Betriebe wie Hartmann-exact positiv bemerkbar. „Die Qualität der Bewerber steigt wieder und die Gehaltsforderungen gehen zurück“, sagt Geschäftsführer Hofele. Und dann lautet das Motto wie auf dem Wochenmarkt: Zuschlagen, solange das Pfund günstig ist.