Grund für den Run der Reichen auf die Familienbüros ist vor allem der Vertrauensverlust gegenüber Banken. Der Unterschied der Family Offices gegenüber herkömmlichen Geldinstituten ist klein, aber wesentlich: Sie kassieren für ihre Beratungen Honorare, verzichten dafür aber auf Geschäfte, für die es Provisionen gibt. Dadurch vertreten sie eher die Interessen der Geldanleger als die der Emittenten von Finanzprodukten. Darüber hinaus agieren viele Family Offices nicht nur als Vermögensverwalter, sondern beraten auch bei Testamenten und Nachfolgeregelungen, Firmenkäufen, in Steuerfragen oder bei Schenkungen. In der Regel zahlen die Familien pro Jahr ein halbes Prozent ihres verwalteten Reichtums an die Berater.
„Viele Hochvermögende haben sich von der klassischen Finanzindustrie abgewandt“, freut sich auch Kontora-Chef Buchwald. Das liege zum einen daran, dass dort überwiegend Produkte von der Stange angeboten würden, zum anderen an den hohen Kosten für solche Standardleistungen. Außerdem traue seine Kundschaft den Banken nicht zu, in der jetzigen Situation das Richtige zu tun. „Wir reden momentan nur noch darüber, wie sich die Kaufkraft eines Vermögens bewahren lässt“, sagt Buchwald. „So haben in der Vergangenheit nur die ganz großen Familien gedacht.“ Ein ähnliches Bild bietet sich bei den Familien-Stiftungen: Nach einer Befragung des Centrums für Soziale Investitionen und Innovationen der Universität Heidelberg sehen heute die meisten deutschen Stiftungen den Kapitalerhalt als ihr wichtigstes Ziel an.
Family Offices stehen damit vor der ständigen Aufgabe, Familien- und Stiftungsvermögen immer wieder neu zu strukturieren. Viele Anlagen, die einst als sicher und rentabel galten, kommen heute nicht mehr infrage. Darum trennen sich Geldverwalter, vermögende Familien und Stiftungen seit Monaten von Papieren wie Staatsanleihen und Schuldverschreibungen oder von Kapitallebensversicherungen. Weil selbst mit Tripple A bewertete Papiere nicht mehr als ein bis zwei Prozent Zinsen bringen, ist bei einer Inflationsrate von über 2,5 Prozent der Vermögensstock in Gefahr.
Das hat Folgen für die Tätigkeit gemeinnützig orientierter Stiftungen. Nach Schätzungen von Wilhelm Ahrens, Geschäftsführer der HST Hanse StiftungsTreuhand in Hamburg, werden im kommenden Jahr zwischen zwei und vier Milliarden Euro weniger für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stehen. Einige Stiftungen können ihre Förderzusagen schon heute nicht mehr einhalten. Selbst das Nobelpreis-Komitee in Stockholm musste in diesem Jahr die Dotierungen um 20 Prozent kürzen, weil Finanz- und Wirtschaftskrise zu Verlusten beim Kapitalvermögen der Nobel-Stiftung geführt haben.
Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle, Genussrechte und Unternehmensbeteiligungen sind die neuen Renner. Eine Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und der Baden-Württembergischen Bank ergab, dass sich derzeit etwa acht von zehn Family Offices stärker als zuvor für Investitionen in Sachwerte und Unternehmensbeteiligungen interessieren.