Finanzierung Mittelständler sind zu abhängig von Banken

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Schuldscheindarlehen von Versicherern

Die auf den Erwerb von mittelständischen Unternehmen spezialisierte Holdinggesellschaft Indus mit ihren 44 Tochterunternehmen besorgt sich Fremdkapital neuerdings auch bei Versicherern. Finanzriesen wie Allianz oder Signal Iduna suchen angesichts niedriger Kapitalmarktzinsen nach höheren Renditen, um die Verpflichtungen gegenüber ihren Versicherungskunden erfüllen zu können. Deshalb finanzieren sie auch bereitwillig Mittelständler.

So hat Indus von Versicherern Schuldscheindarlehen mit Laufzeiten zwischen acht und zwölf Jahren bekommen. Diese sind ökonomisch betrachtet nichts anderes als verbriefte Kredite. Indus gibt die auf diesem Weg beschafften Finanzmittel an seine einzelnen Töchter weiter. Für kleinere und auf sich allein gestellte Unternehmen sind Schuldscheine mit Startvolumen ab 20 Millionen Euro dagegen in der Regel zu groß.

Mit der Weltbank ins Ausland

Immerhin 15 Prozent ihrer Investitionen finanzieren Mittelständler mit Fördermitteln. Sie bieten gegenüber Bankfinanzierungen den Vorteil längerer Laufzeiten von mehr als fünf Jahren. So vergibt die International Finance Corporation (IFC), Teil der supranationalen Weltbank-Gruppe, besonders lang laufende Kredite an deutsche Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren wollen. Hiesige Geschäftsbanken stellen in solchen Regionen der Welt, wenn überhaupt, meist nur auf drei Jahre befristete Kredite zur Verfügung. Nicht nur große Mittelständler können in den Genuss der Finanzmittel kommen. Es komme „weniger auf die Größe des Unternehmens an als auf die Qualität des Investitionsprojekts“, sagt Karsten Fuelster, IFC-Repräsentant in Frankfurt.

Wen Deutschlands Mittelständler wirklich schätzen
Audi Quelle: PR
Jemand drückt auf einen Knopf "Schulung" Quelle: momius - Fotolia
Schriftzug der Berliner Bank Quelle: dpa
Internetseite von Booking.com für Geschäftsreisen Quelle: PR
DHL-Wagen und Paketbote Quelle: dpa
Ein Lieferwagen Quelle: tournee - Fotolia
Schuhe und Koffer Quelle: doris_bredow - Fotolia

Wenn Unternehmer sich über Anleihen, Fördermittel oder die eigene Pensionskasse refinanzieren, dann liegt das nicht immer daran, dass sie keinen Kredit bekommen. Der Grund dafür sind ausgerechnet die rekordniedrigen Zinsen, die nach dem Kalkül der Notenbank eigentlich dafür sorgen sollen, dass Geschäftsbanken mehr Kredite vergeben. Sie machen die Bankverbindung aber zum Risikofaktor. „Ich empfehle jedem Unternehmer oder Geschäftsführer, sich seine Finanzstruktur nebst Finanzpartner genau anzuschauen“, sagt Jürgen Abromeit, Chef der Indus Holding.

Banken können als verlässlicher Finanzier ausfallen

Denn anhaltend niedrige Zinsen entziehen vielen Banken nach und nach das Geschäftsmodell, sie verdienen weniger und können oft kaum noch Vorsorge für Kreditausfälle bilden. In der Folge können sie perspektivisch als verlässlicher Finanzier ausfallen – auch wenn Volksbanken und Sparkassen sich zuletzt noch rühmten, ihre Firmenkredite stark ausgeweitet haben. Manche mittelständische Finanzexperten sehen das aber nur als letztes Zucken. „In Zeiten von Nullzinsen geraten besonders die Erträge von Sparkassen und Volksbanken unter Druck“, beobachtet Mittelstandsberater Sander.

„Damit ist letztlich auch ein Gläubiger ein Risikofaktor“, sagt der Indus-Chef.

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