"In Shanghai sind die Quadratmeterkosten viel zu hoch, westlich der Stadt in Taicang sind bereits so viele deutsche Firmen vor Ort, dass es schlicht Platzmangel gibt", sagt Gunda Stolle, die bei Labom den Einkauf leitet und die Expansion vorantreibt. Schließlich landete Labom in der Startup-Factory in Kunshan in der Provinz Jiangsu. Die Liegenschaft gehört dem Deutschen Bernd Reitmeier, der kleinen Investoren wie Labom auch kleinere Flächen vermietet. Vor allem kümmert sich der gut vernetzte Chef des deutschen Industrieparks bei den Behörden um den Papierkram.
Reitmeier hat vor zwei Jahren die Startup-Factory aufgebaut, die bei freien Straßen nur eine Autostunde von der Megacity Shanghai entfernt im Landesinneren liegt. "Oft wird unterschätzt, was das Mutterhaus leisten muss", sagt Investor Reitmeier, "man braucht international erfahrene Finanzbuchhalter und jemanden, der weiß, wie Exporte dokumentiert werden müssen." Wer in China selbst produzieren oder zumindest montieren will, brauche außerdem 10 bis 15 Leute. Die müsse man erst einmal finden - auch dabei hilft der Dienstleister.
Labom will im September mit der Produktion beginnen. Einen Expat schicken die Norddeutschen aber nicht nach China. Mit Gunda Stolle kümmert sich die Einkaufschefin um den Aufbau. Wenn die Produktion angelaufen ist, soll der Produktionsleiter pendeln und die lokale Belegschaft von drei Mitarbeitern für die Produktion von Messgeräten trainieren. "Bei uns in Oldenburg fahren die Leute teilweise mit dem Fahrrad zur Arbeit", sagt Gunda Stolle. "Wer so stark in seiner Heimat verwurzelt ist, den kriegen Sie nicht so leicht mitsamt Familie nach China."
Kaum Schnäppchen in Asien
Wer seine Leute ins Ausland schickt, hat die Kontrolle über die Prozesse: Ein Expat weiß, wie die Zentrale tickt - und mit guter Vorbereitung und interkultureller Kompetenz bringt er auch eine Fabrik fern der Heimat zum Laufen. Das hat den Vorteil, dass der Chef nicht ständig nach Asien fliegen und nach dem Rechten schauen muss. Doch Expats sind auch teuer. Sie wollen in Singapur oder Shanghai wohnen, wo das Leben schön ist - nicht in Jakarta oder Chengdu, wo Preise für Fabrik-Quadratmeter noch halbwegs erschwinglich sind.
Wer einen Einheimischen als CEO anstellt, fährt auf den ersten Blick günstiger: Das Unternehmen muss dann kein teures Apartment für einen Expat anmieten oder dessen Kindern Privatschule oder Kindergarten finanzieren. Allerdings finde man in Asien kaum noch Schnäppchen auf dem Personalmarkt, sagt Walter Jochmann von Kienbaum: "Gute Leute sind dort mittlerweile fast so teuer wie in Deutschland und von Europa aus nur schwer zu identifizieren."