Gründer im Europa-Vergleich Deutschen Start-ups fehlen die Frauen

Eine Start-up-Studie zeichnet ein buntes Bild der europäischen Gründerlandschaft: Spanier und Italiener sind die größten Teamplayer, die Schweden haben die ältesten Gründer – und die Deutschen die wenigsten Frauen.

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In Deutschland gründen Frauen nur selten ein Unternehmen.

Berlin E-Commerce ist out. Galt es vor zehn Jahren noch als revolutionär, einfach immer neue Produkte, seien es Schuhe, Kosmetik oder Hundefutter, im Internet zu verkaufen, konzentrieren sich die europäischen Start-ups heute auf innovativere Geschäftsmodelle. Die größte Gruppe, nämlich 16,4 Prozent, setzt auf sogenannte SAAS-Lösungen, die Kurzform für Software as a Service. Der Unterschied zu herkömmlicher Software besteht vor allem daran, dass man sie nicht kaufen muss, sondern via Cloud darauf zugreifen kann - und nur dann bezahlt, wenn man etwas nutzt. Sechs von zehn Start-ups konzentrieren sich auf den B-to-B-Markt.

Das ist eines der Ergebnisse des ersten European Start-up Monitors (ESM), der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Für die Studie, erstellt von der Universität Duisburg im Auftrag des deutschen Start-up-Verbands, wurden 2300 Start-ups in 28 Ländern in Europa und Israel befragt. Als Start-ups definiert der ESM dabei Unternehmen, die nicht älter sind als zehn Jahre, mit innovativen Technologien oder Business-Modellen arbeiten, und ein signifikantes Wachstum vorweisen oder planen.

Verglichen mit anderen Regionen, so die Studie, liegt Europa in Sachen Unternehmertum noch zurück: Während in Asien oder Nordamerika 13 Prozent der erwachsenen Bevölkerung aus Gründern bestehe, seien es in Europa nur 7,8 Prozent. Dabei wird deutlich, dass Europa von den Start-ups profitieren könnte: Die befragten Firmen haben im Durchschnitt 13 Arbeitsplätze nach 2,5 Jahren geschaffen und sie planen, innerhalb der nächsten zwölf Monate sieben weitere Stellen zu schaffen. Einer Drittel aller Beschäftigten arbeitet nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden.

Die meisten Jobs, nämlich durchschnittlich 15 pro Firma, wurden in Deutschland geschaffen. Zudem schaffen die Start-ups Innovationen. Zwei Drittel schätzen ihr Produkt oder Dienstleistung als Neuerung auf dem europäischen Markt ein.

14,7 Prozent der befragten Gründer sind weiblich. Den größten Anteil weiblicher Gründer hat Schweden mit 33 Prozent, gefolgt von Rumänien mit 28,1 Prozent. So wenig wie in Deutschland (12,9 Prozent) gibt es sonst nirgends in Europa, außer in Tschechien, was aber daran liegt, das für das Land keine Geschlechter-Zahlen erhoben wurden. Die meisten Gründer sind zwischen 25 und 34 Jahren alt. Die ältesten Gründer findet man in Schweden, Tschechien und Spanien, die jüngsten in Belgien, Großbritannien und Italien.


Deutsche führen bei Business Angels

Fast 80 Prozent der Start-ups werden im Team gegründet, nur 20 Prozent der Befragten gründeten alleine. Die Einzelkämpfer stammen vor allem aus nördlichen Ländern wie Großbritannien, Niederlande oder Schweden, in Italien, Spanien und Israel gründet man fast ausschließlich im Team.

40 Prozent der Gründer haben vor dem aktuellen Start-up schon einmal eine Firma gegründet. Etwas mehr als 40 Prozent davon sind gescheitert. Der Rest wurde entweder verkauft, oder die Gründer sind ausgeschieden. 37 Prozent der Befragten sind noch Teilhaber von ihrem ehemaligen Start-up.

Die befragten Firmen haben im Durchschnitt 2,5 Millionen Euro externes Kapital eingesammelt. Sie planen, noch einmal 3,3 Millionen Euro aufzunehmen. Von den Firmen, die Zugang zu Venture Capital haben, sitzen die meisten in Deutschland (19,1 Prozent). Führend sind die Deutschen auch bei der Beteiligung von Business Angels (29,6 Prozent). Die Kapitalaufnahme steht allerdings nur an zweiter Stelle der wichtigsten Herausforderungen, denen sich die Firmen gegenüber sehen. Noch wichtiger ist den meisten die Gewinnung von Kunden.

Überhaupt sind die europäischen Start-ups ziemlich optimistisch: Mehr als 90 Prozent der Befragten schätzen ihre aktuelle ökonomische Lage als gut ein, 72 Prozent erwarten eine Verbesserung innerhalb der nächsten sechs Monate.

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