Gründershow „Die Höhle der Löwen“ „Das ist eine Millionen-Idee“

Online-Shops und eine Bügel-Hilfe: Wer zum Staffelstart von „Die Höhle der Löwen“ auf innovative Geschäftsmodelle gehofft hat, erlebt eine große Enttäuschung. Auch Neuling Carsten Maschmeyer ist noch nicht in Form.

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Die Löwen sind wieder los: Der Staffelstart der Gründershow offenbart einen Mangel an innovativen Ideen. Quelle: Screenshot

Düsseldorf Der Deal hängt am seidenen Faden. Investor Frank Thelen fordert 20 Prozent der Firmenanteile im Tausch für 300.000 Euro frisches Kapital. Doch Stefan Lemcke, Gründer von „Ankerkraut“, einem Start-up für Gewürzmischungen und Grillsaucen, ringt mit sich. „Unsere Unternehmensbewertung mal eben zu halbieren, tut mir doch ein bisschen weh“, sagte er. Zehn, maximal 15 Prozent will Lemcke hergeben. Doch Jury-Mitglied Thelen bleibt zum Start der dritten Staffel von „Die Höhle der Löwen“, die am Dienstagabend bei Vox anlief, hart: „Wenn Du übers Geld argumentierst, sind wir einfach nicht beieinander.“

Lemckes Gründer-Story hört sich wie ein Märchen an: Einen Teil seiner Kindheit verbrachte der 38-Jährige in Tansania. Dort entdeckte er früh seine Leidenschaft für Gewürze, die er nun zusammen mit seiner Frau zum Beruf gemacht hat. Mittlerweile beschäftigen sie 15 Mitarbeiter, machen einen Millionenumsatz und 250.000 Euro Gewinn. Und wie jedes Märchen hat auch die Geschichte von „Ankerkraut“ ein Happy-End.

Die Lemckes sagen schließlich ja, Gründer und Investor fallen sich in die Arme – privatfernsehgerecht inszeniert. Doch nach der zweiten Staffel musste sich die Macher der beliebten Start-up-Show den Vorwurf gefallen lassen, dass ein Großteil die vor der Kamera ausgehandelten Deals platzte. Auch bei „Ankerkraut“? Von Investor Frank Thelen kommt ein klares Nein. „Die Zusammenarbeit läuft unfassbar gut“, sagt er kurz nach Ausstrahlung der Sendung. Der Umsatz der Gewürzmanufaktur wachse stetig.

Und die Fernsehsendung wird ihrem Ruf als Marketingplattform wieder einmal gerecht: Die Zugriffszahlen für „Ankerkraut“ sind am Dienstagabend so hoch, dass die Server zusammenbrechen. Für etwa zehn Minuten ist der Internetshop des Start-ups nicht erreichbar – obwohl zusätzliche Kapazitäten eingekauft worden sind. „Das ärgert mich natürlich“, sagt Thelen. Dennoch ist der Seriengründer und Wagniskapitalgeber mit dem ersten Investment in dieser Staffel zufrieden.

Es bleibt auch sein einziges in dieser Folge. Doch Thelen, der schon im Alter von 18 Jahren sein erstes Start-up gegründet hat, will in der „Höhle der Löwen“ nicht nur Investment-Ideen sammeln. Die Sendung schaffe es, in der breiten Masse ein Verständnis für Gründer zu etablieren, sagt er. Doch der Anspruch, die Massen zu unterhalten, hat auch einen Nachteil: Die Geschäftsmodelle der Start-ups bleiben simpel: Nach dem Gewürz-Versandhandel, folgt ein Blumen-Versandhandel, danach kommt ein Dirndl-Versandhandel. Wer Technologie-Start-ups, Fintechs oder echte Innovationen erwartet, wird enttäuscht.

Stattdessen gelingt es Bernd Maurer mit seinem „Bügel-Clou“ das nächste Investment einzuheimsen. Maurer hat eine Bügelhilfe für Hemdenärmel entwickelt. Nach einem kurzen Test in bester Homeshopping-Manier kommt Jurorin Judith Williams ins Schwärmen: „Das ist eine Millionen-Idee“. Auch Neu-Juror Ralf Dümmel, der mit seiner Firma DS Produkte massenweise Haushaltswaren verkauft, ist begeistert: „Ich investiere gerne in Problemlösungen“, sagt er. Besonders überzeugt dürfte Dümmel gewesen sein, als er hört, dass es Maurer mit seinem Staubsaugervertreter-Charme bereits geschafft hat, 40.000 Stück gebogenen Stahl für jeweils knapp 20 Euro zu verkaufen.


Warum Carsten Maschmeyer noch mit dem Jury-Job fremdelt

In die Herzen von Jury und Zuschauern pitcht sich Sibilla Kawala mit einem Dirndl-Webshop „Limberry“, in dem man per Konfigurator sein Trachtenkleid individuell zusammenstellen kann. „Darauf habe ich gewartet“, sagt „Löwin“ Williams. Sie legt mit dem zweiten Neu-Juroren Carsten Maschmeyer zusammen und steigt mit 250.000 Euro bei „Limberry“ ein. Doch wie das Löwen-Paar dem Start-up über das Investment hinaus weiterhelfen wollen, bleibt unklar. Denn Kawala ist bereits bestens aufgestellt: Ihr Webshop ist technisch auf hohem Niveau, die Margen stimmen.

Spätestens im Fall von „Limberry“ wird deutlich: Neu-Löwe Carsten Maschmeyer fremdelt noch mit dem Jury-Job. Sein Auftritt wirkt hölzern, er hat praktisch keine Mimik. Maschmeyer ist sich auch nicht zu schade, beim Test von Maurers „Bügel-Clou“ dem einzigen weiblichen Jury-Mitglied zu unterstellen: „Du hast sicher schon öfter gebügelt als ich.“ So wird es schwierig, die Sympathie der Zuschauer zu gewinnen.

Auch sonst fallen die Schwächen der Sendung auf: Den als Einspieler getarnten Werbeblock für das Unternehmen von Williams, der etwas zu aufgekratzte Moderator Amiaz Habtu, die schlichten Geschäftsmodelle. Und doch schafft es „Die Höhle der Löwen“, großartige Gründer-Stories zu erzählen.

Wenn Lemcke bei den Verhandlungen um Firmenanteile um Fassung ringt, oder Kawala begeistert von ihrem Dirndl-Konfigurator erzählt, wirkt das vor allem authentisch. Für eine Show im Privatfernsehen ist das ein großer Erfolg.

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