Audi, BMW, Mercedes „Mexiko ist der Hidden Champion der Exportmärkte“

Audi, BMW, Mercedes: Was die Autobauer nach Mexiko zieht Quelle: Presse

Niedrige Löhne, kurze Wege in die USA: Mexiko zog viele Autobauer in den vergangenen Jahren nahezu magisch an. Seit Trumps Strafzoll-Drohungen werden viele vorsichtiger. Hier liegen die Chancen und Risiken.

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„Heute ist die Geburtsstunde der Premium-Autoproduktion in Mexiko!“ Mit diesen Worten eröffnete Audi-Chef Rupert Stadler das erste Nordamerika-Werk der Ingolstädter in San José Chiapa. Das war 2016. Seitdem wird in Mexiko die zweite Generation des Mittelklasse-SUV Q5 gebaut – für den Weltmarkt, wohlgemerkt. Jeder neue Q5, der seitdem auf deutschen Straßen fährt, wurde nicht mehr in Ingolstadt montiert, sondern in Mexiko. 150.000 Stück pro Jahr.

Für Mexiko war das Werk viel mehr als nur die erste Fabrik eines Premium-Autobauers: Man hatte den großen Bruder USA ausgestochen. Anstatt das Audi-Werk direkt neben der VW-Fabrik Chattanooga in Tennessee zu bauen, fiel die Entscheidung des Audi-Managements auf ein kleines Örtchen in Zentralmexiko, etwa eine Autostunde von der bekannten VW-Fabrik Puebla entfernt. Rund eine Milliarde Euro hat Audi in das 460-Hektar-Gelände investiert und eine komplette Fertigung aufgebaut: Presswerk, Lackiererei, Montagehalle, Qualitätslabor, Ausbildungszentrum und einen Logistik-Park. Rund 4200 Menschen arbeiten dort.

Mit solchen Erfolgsmeldungen war das Autoland Mexiko zuletzt immer seltener in den Schlagzeilen. Stattdessen prägen die andauernden Vorwürfe von US-Präsident Donald Trump das Bild: Die billige Auto-Produktion in Mexiko zerstöre amerikanische Arbeitsplätze. „Make in U.S.A. or pay big border tax!“, twitterte der US-Präsident nicht nur einmal. Der ein oder andere US-Autobauer ließ angesichts solcher Äußerungen (vorübergehend) von seinen Mexiko-Plänen ab.

Mexiko-Werke der deutschen Autobauer

Doch der Tendenz tat das keinen Abbruch: Inzwischen ist Mexiko der siebtgrößte Autoproduzent und zum viertgrößten Auto-Exporteur der Welt aufgestiegen – und den USA damit auf die Pelle gerückt. Nur noch Japan und Deutschland exportieren mehr Autos als Mexiko und die USA. Am Wachstum der mexikanischen Produktion haben auch deutsche Unternehmen ihren Anteil – und profitieren davon. VW ist in der Millionenstadt Puebla seit Jahrzehnten vertreten, seit 2013 werden auch in Silao Volkswagen montiert. Audi zog nach, bald eröffnen die Werke von BMW in San Luis Potosí (dort wird der 3er für Nordamerika gebaut) und Daimler in Aguascalientes (A- und B-Klasse für Nordamerika).

Noch vor den Autobauern kamen viele Industrieunternehmen und Zulieferer. In 60 Prozent aller mexikanischen Autofabriken kommt Technik von Siemens zum Einsatz. Der schweizerisch-schwedische Konkurrent ABB hat in Mexiko 2200 Roboter installiert und rechnet vor, dass 90 Prozent aller Autos mithilfe von ABB-Robotern montiert werden. Für Continental ist Mexiko gemessen an der Mitarbeiterzahl der zweitgrößte Markt, über 24.000 Menschen arbeiten dort für die Hannoveraner. Aber auch kleinere Zulieferer wie der Stecker-Spezialist Harting aus Espelkamp produzieren inzwischen in dem Land. Gerade im Industrie- und Zulieferersektor erhofft sich Mexiko, in diesem Jahr als erstes lateinamerikanisches Land Partnerland der Hannover Messe, neue Aufträge und Ansiedlungen.

Gleich mehrere Faktoren begünstigen den Erfolg Mexikos – nicht nur in der Autobranche:

  • Die geografische Lage mit Pazifik- und Atlantikhäfen,
  • die Nähe zum US-Markt,
  • Freihandelsabkommen mit 46 Ländern,
  • relativ niedrige Produktionskosten
  • und eine gesicherte Zuliefererkette machen das Land interessant.

„Seit 2009 sehen wir einen spürbaren Aufwärtstrend des verarbeitenden Gewerbes“, sagt Gabriele Welcke-Clemens, Außenhandelsexpertin für die Nafta-Region beim Maschinenbauverband VDMA. „Mexiko ist der Hidden Champion der Exportmärkte.“

Diesen Export machen vor allem ausländische Investitionen möglich. Viele Unternehmen bringen ihre etablierten Zulieferer mit, um zumindest anfangs auf gewohnte Qualität und Abläufe setzen zu können – sie erwarten überall auf der Welt eine zunehmend vernetzte und digitalisierte Produktion. In Mexiko ein Unternehmen zu finden, dass aus dem Stand die Standards und Stückzahlen eines Weltkonzerns erfüllen kann, ist nicht einfach: 99 Prozent aller einheimischen Unternehmen sind das, was man in Deutschland als KMU (kleine und mittlere Unternehmen) bezeichnet.

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