Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung „Deutsche Unternehmen liegen weiter vorne als mancher denkt“

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„Der Mittelstand ist bei Industrie 4.0 mitten im Geschehen“

Nun ist Bosch ein Großkonzern mit so manchen Baustellen. Sind denn die Probleme in der Industrietechnik überwunden?
Baustellen? Hinter uns liegt ein Rekordjahr mit Rekordumsatz und Rekordergebnis. Auch der Bereich Industrial Technology ist im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gewachsen. Bis 2020 will die gesamte Bosch-Gruppe mit Industrie 4.0 insgesamt mehr als eine Milliarde Euro Zusatzumsatz erzielen.

Das beste Geschäft machen Sie bei Industrie 4.0 ja mit sich selbst.
Unsere Kunden profitieren davon, dass wir Dinge erstmal selbst ausprobieren, bei uns dann breiter ausrollen und erst wenn sie sich auch in größerem Maßstab bewährt haben, extern anbieten.

Welche ihrer Fabriken ist besonders stark vernetzt?
Blaichach im Allgäu und auch Homburg im Saarland sind sehr weit. Aber auch an vielen weiteren Standorten im In- und Ausland sind smarte Fabriken zu finden. In Xian in China entsteht in zwei Jahren ein neues Referenzwerk für Industrie 4.0.

Wieso in China und nicht in Deutschland?
Wir investieren weltweit. Gerade haben wir den Bau einer neuen Smart Factory mit intelligenten Fertigungslinien in Celaya, Mexiko, Partnerland der Hannover Messe, beschlossen. Ein Investment von 100 Millionen Euro.

Das sagen Sie jetzt aus Publicity-Gründen vor der Messe?
Bosch investiert keine 100 Millionen nur um eine gute Figur in der Öffentlichkeit zu machen. Der Markt wächst, die Kundennachfrage ist hoch und das bestehende mexikanische Werk platzt aus allen Nähten. Es entsteht dort ein Standort mit 1 200 Beschäftigten und modernen Methoden zur Fertigung von Schlüsselkomponenten für vernetzte Mobilität, beispielsweise mit Hilfe vorausschauender Wartung.

Wie deutsche Unternehmen in Mexiko produzieren
Hannover Messe Partnerland Mexiko Quelle: Ralf Baumgarten, Hannover Messe
Audi-Werk in San José Chiapa Quelle: Audi
Audi-Werk in San José Chiapa Quelle: Audi
Audi-Werk in San José Chiapa Quelle: Audi
Hannover Messe Partnerland Mexiko Quelle: Ralf Baumgarten, Hannover Messe
Hannover Messe Partnerland Mexiko Quelle: Ralf Baumgarten, Hannover Messe
Hannover Messe Partnerland Mexiko Quelle: Ralf Baumgarten, Hannover Messe

Ist aber schon wieder nicht in Deutschland.
Bosch ist eben ein globales Unternehmen. Aber ich kann Sie beruhigen. Wir investieren auch in Deutschland, zum Beispiel in Dresden, in eine neue Chipfabrik, mit einer Milliarde Euro die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte.

Wie sehen Sie den Mittelstand bei Industrie 4.0 positioniert?
Es ist klar, dass nicht jeder über so viele Softwareentwickler wie große Unternehmen verfügen kann. Muss er auch nicht. Erstens gibt es größere Mittelständler, die spezialisierte Plattformen anbieten. Und zweitens, wenn nicht, helfen wir Unternehmen auch gerne bei der Vernetzung bestehender Maschinenparks. Der Mittelstand wird keinesfalls abgekoppelt sein. Er ist aus meiner Sicht bei Industrie 4.0 mitten im Geschehen.

Was machen eigentlich ihre Mensch-Maschine-Roboter, die sogar auf Hautkontakt reagieren?
Sie meinen unseren APAS, den automatischen Produktionsassistenten? Der ist seit 2012 an Bosch-Standorten im Einsatz und seit 2014 auf dem externen Markt verfügbar.

Wie viele sind aktuell im Einsatz und was kosten die Roboter pro Stück?
Rund 100 sind verkauft. Wir treiben das Projekt weiter voran. Es gibt Kunden im In- und Ausland, die den APAS nutzen, darunter namhafte Automobilhersteller, Zulieferer, aber auch Hersteller von Schmuck und Konsumgütern. Der Preis liegt inzwischen unter 100.000 Euro, er wird günstiger und damit sein Potenzial größer.

Und warum sollte die Bundeskanzlerin sich ihren Stand auf der Hannover-Messe anschauen?
Wir zeigen auf 1 300 Quadratmetern geballte Industrietechnik-Kompetenz von heute, morgen und übermorgen. Unser Highlight sind 1,50 m große und bewegliche Roboterfiguren, die in Pixar-Manier den Bosch-Assistenten der vernetzten Fabrik ein Gesicht geben. Vielleicht will die Kanzlerin aber auch unseren Tischkicker testen, der mit künstlicher Intelligenz von Spiel zu Spiel sein fußballerisches Können verbessert.

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