Digitalisierung Der Fünf-Punkte-Plan zum digitalen Wandel

Für die einen ist es eine Modeerscheinung, für andere längst Realität: der digitale Wandel. Den meisten Unternehmen, so eine aktuelle Studie, fehlt es jedoch an einer guten Strategie. Dieser Fünf-Punkte-Plan kann helfen.

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Wie können Unternehmen den digitalen Wandel meistern, ohne sich dabei zu verzetteln? Ein Fünf-Punkte-Plan soll helfen.

Die Digitalisierung: Sie ist bereits in vollem Gange und hat quer durch alle Branchen die Unternehmen im Griff. Doch noch immer betreten viele von ihnen Neuland, denn die Technologie dahinter ist nur die eine Seite des Wandels.

Zwar stehen disruptive Geschäftsmodelle und digitaler Wandel schon ganz oben auf der Agenda. Doch die Personalberatung Heidrick & Struggles aus Hamburg kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass es bei den Konzernen im Dax und im MDax oft an organisatorischen und personellen Voraussetzungen mangelt, die Digitalisierung auch effizient zu steuern. Mindestens genauso wichtig ist also auch, was in den Köpfen passiert.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits im vergangenen Jahr eine Studie der IT-Analysefirma Crisp Research: Demnach haben nur 42 Prozent der befragten Entscheider eine funktionierende Digitalstrategie. Ergebnisse, die im 21. Jahrhundert, in dem in Echtzeit interagiert wird und digitale Technologien längst in den privaten und beruflichen Alltag integriert sind, nachdenklich machen.

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In vielen Firmen gab es lange gar kein digitales Verständnis und keine Strategie. Jetzt muss alles ganz schnell gehen, ohne dass Zeit für eine abgestimmte Planung da ist. „Es fehlt in den deutschen Großunternehmen ein Transformationsplan für die Anpassung der Unternehmenskultur an das digitale Zeitalter. Häufig herrscht ein Defizit an konkreten Ideen, womit man den Wandel einläuten könnte“, erläutert Wiebke Köhler von Heidrick & Struggles.

„In allen Branchen stehen Entscheider vor einer Fülle von neuen digitalen Möglichkeiten. Die Aufmerksamkeit dafür ist zwar vorhanden, aber es fehlt an Orientierungspunkten“, schreibt auch Didier Bonnet, Digitalexperte bei der Unternehmensberatung Capgemini in einem Fachbeitrag.

Doch welche übergeordneten Kategorien, Stellschrauben und Maßnahmen sind geeignet, um den digitalen Wandel in Unternehmen voranzutreiben? Nach der Diskussion mit Experten aus der Wirtschaft kam Wiebke Köhler zu dem Ergebnis: Eine erfolgreiche digitale Kultur kann an einem Fünf-Punkte-Programm festgemacht werden, wobei jeder übergeordnete Punkt natürlich noch mit entsprechenden Maßnahmen inhaltlich gefüllt werden muss.

Dazu hat die Expertin ein ganzes Maßnahmenpaket entwickelt, dass sie in der Studie, die dem Handelsblatt vorliegt, konkretisiert. Köhler: „Wir wollen Unternehmen und Führungskräften damit ein praxisrelevantes Manual an die Hand geben, mit dem sie einen Kulturwandel herbeiführen können, der die Organisation und ihre Mitarbeiter insgesamt digitaler und agiler macht.“ Köhler ist überzeugt, dass Unternehmen einen digitalen IQ brauchen, das heißt digital denkende und agierende Mitarbeiter, um digitale Geschäftsmodelle und technologische Plattformen erfolgreich einführen zu können.

So erhöhen Unternehmen ihren digitalen IQ

Die fünf wesentliche Punkte zur digitalen Transformation der Kultur, die Köhler aufgeschrieben hat, lauten:

1. Unternehmensvision und -mission

Voraussetzung eines digitalen Kulturwandels ist eine abgestimmte Agenda zur Digitalisierung. Ein Unternehmen bedarf einer digitalen Strategie, die den Bezugsrahmen für alle Geschäftsbereiche abgibt. Die Zielsetzungen müssen klar und gut kommuniziert werden und kongruent sein. Die Kundenorientierung ist als oberstes Ziel im Leitbild zu verankern. Nur wenn diese Unternehmensvision und -mission vom Top-Management geschaffen wurde, kann eine digitale Kultur sinnvoll entstehen.

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Die Forderung nach einer digitalen Unternehmensvision sei nicht trivial, betont Köhler: „Die Diskussionen mit den Unternehmensvertretern zeigten, dass es auf diesem Feld noch Orientierungslosigkeit und Nachholbedarf gibt. Zwar ist häufig ein allgemeines Leitbild bekannt, aber weder ist es für Unternehmensbereiche detailliert noch so konkret ausformuliert, dass allen klar wäre, wie genau die Digitalisierung einzelne Bereiche betrifft oder was genau von jedem erwartet wird.“

2. Organisationsstruktur

Eine digitale Kultur braucht flache Hierarchien, nur diese erlauben ein agiles Arbeiten und schnelle Entscheidungen. Ein „digitaler Führer“, etwa in Form eines Chief Digital Officers, sollte für das gesamte Unternehmen für eine konsistente Umsetzung der digitalen Agenda Sorge tragen. Statt Arbeiten in Silos sollten Projektarbeit und crossfunktionale Teams gefördert werden. Das Unternehmen muss mit digitalen Geschäftsideen experimentieren dürfen, dazu dienen Spin-offs, Inkubatoren und der Kauf von Start-ups.

3. Fähigkeiten der Organisation

Die Fähigkeiten von Führungskräften und Mitarbeitern müssen um spezielle digitale Kenntnisse erweitert werden, insbesondere in den Bereichen technisches Verständnis, Projektmanagement und im digitalen und Online-Marketing. Daneben muss eine Organisation über eine kritische Masse an digitalen Talenten verfügen, das heißt, es muss eine Qualifizierungsinitiative aufgesetzt werden.

4. Innovationsmanagement

Das Unternehmen braucht einen klaren Plan, wie man Innovationen identifizieren, bewerten und umsetzen will, wie schnell hierfür Budgets freigegeben werden und mit welchen Prozessen Innovationen insgesamt beschleunigt umgesetzt werden können. Neue Ideen müssen dabei gefördert und mit Awards ausgezeichnet werden. Zum Innovationsmanagement gehören agile Netzwerke innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Es gilt, den Austausch mit digitalen Best-Practice-Unternehmen zu fördern. Der Vorstand nimmt an all diesen Aspekten teil, er agiert als Mentor für Innovationen und als Sponsor. Das Innovationsmanagement nutzt neue IT-Tools, Cloud-Lösungen und schlanke Start-up-Prozesse.

5. Kultur

Der Wandel hin zu einer digitalen Kultur basiert auf dem „Versuch und Irrtum“-Prinzip und setzt auf eine erhöhte Risikobereitschaft von Führungskräften und Mitarbeitern. Adaptives Ausprobieren und Lernen sind erwünscht. Es muss eine Fehlerkultur etabliert werden, die Fehler als Teil eines iterativen, agilen Handelns begreift. Eine digitale Kultur braucht auch neue Formen der Arbeitsplatzgestaltung und das Überdenken der Kleiderordnung und weniger formale Formen der Kommunikation.

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