Seit die ersten Sonnenstrahlen die Menschen an die frische Luft locken, laufen beim Remagener Motorrollerhersteller E-Bility die Telefone heiß. Zum Saisonbeginn der Zweiradbranche ist der Roller Kumpan Electric 1954, den das Startup seit mehr als zwei Jahren verkauft, stark gefragt. Das liegt zum einen wohl an seinem Retro-Design, zum anderen an dem Elektromotor, der das Zweirad antreibt. „Umweltfreundlich unterwegs zu sein ist den Menschen wichtiger denn je“, sagt Co-Gründer Daniel Tykesson.
Und so stellen sich Zweiräder als die wahren Vorreiter der Elektromobilität heraus: Nur 4.541 Elektroautos fahren auf deutschen Straßen, aber laut Zweirad-Industrie-Verband rund 18.000 E-Fahrräder mit einem Höchsttempo von 45 Stundenkilometern. Und nun erwarten Experten auch einen Boom bei strombetriebenen Mofas in der 50-Kubikzentimeter-Klasse: „Elektroroller werden sich deutlich schneller durchsetzen als Elektroautos“, prophezeit Reiner Brendicke, Hauptgeschäftsführer des Industrie-Verbands Motorrad.
Volltanken für 50 Cent
Dominierten bisher chinesische Billigroller den Markt, so bringen nun immer mehr Markenhersteller wie Peugeot und Startups wie E-Bility, Elmoto, Erockit, EFW-Suhl oder Govecs kleine Design-Scooter in den Handel. Die neuesten Lithium-Akkus bieten Reichweiten von 50 bis 110 Kilometern. Damit sind E-Mofas nicht mehr nur als Einsteigermodelle für 16-Jährige mit dem M-Führerschein interessant, sondern auch für Erwachsene. „Vor allem bei Kunden ab 25 Jahren spüren wir eine wachsende Nachfrage“, sagt Manuela Dannenberg, Geschäftsführerin des Elektromobilitätsdienstleisters Lautlos durch Deutschland mit Sitz in Berlin.
In manchen Punkten sind die Elektromopeds den Benzinern sogar überlegen. Sie beschleunigen stärker, was es etwas leichter macht, im städtischen Verkehrsfluss mitzuhalten. Der Besitzer muss weder Zündkerzen austauschen noch Öl nachfüllen. Einmal Volltanken kostet rund 50 Cent und auf 100 Kilometern verbrauchen E-Roller Strom für nur rund einen Euro.
Für wen lohnt sich die Anschaffung?
Verbrenner dagegen schlucken Benzin für mindestens fünf Euro. Wer täglich insgesamt 50 Kilometer zur Arbeit pendelt, spart mit dem E-Mofa bis zu 500 Euro im Jahr. Allerdings sind Strommofas mindestens 1.000 Euro teurer als vergleichbare Benziner. Ein guter E- Roller mit Lithium-Ionen-Akku kostet 3.500 Euro. Für sporadische Fahrten kann ein Modell mit preiswertem Bleiakku ab 2.000 Euro reichen. Hinzu kommen Ausgaben für den vorgeschriebenen Helm und für Motorradkleidung mit Protektoren, die Ruprecht Müller, Zweiradexperte beim ADAC, dringend empfiehlt.
Schnell wieder einsatzbereit
Wer keine Garage mit Steckdose besitzt, sollte einen Roller kaufen, bei dem sich der Akku zum Laden herausnehmen lässt – etwa Modelle von Emco, Innoscooter, Tanta Paula und ab dem Sommer auch von Govecs. Peugeots E-Vivacity, ab April im Handel, punktet dagegen mit einem Display, das die restliche Reichweite in Kilometern anzeigt. Und wer sich ein Extraladegerät kauft, soll den Scooter binnen drei Stunden volltanken können. Andere Roller laden die ganze Nacht.
Vielfahrer kommen um eine weitere Investition nicht herum: Nach etwa 50.000 Kilometern ist ein neuer Lithium-Ionen-Akku fällig, was derzeit 1.500 Euro kostet. Ein Trost: Die Batteriepreise fallen – während die Benzinpreise steigen.