Familienunternehmer „Die Kanzlerin muss Digitalisierung zur Chefsache machen“

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"In der Digitalisierung will kein Politiker Verantwortung übernehmen"

Liegt das Problem nicht eher darin, dass viele kleinere und mittelgroße Unternehmen nicht attraktiv genug für die besten IT-Leute sind, weil sie die Digitalisierung immer noch nicht ernst genug nehmen?
Das glaube ich nicht. Es stimmt auch nicht, dass die Unternehmer das Thema nicht ernst nehmen. Es ist nur so, dass solche Veränderungen Zeit benötigen. Das dauert eine Weile.

Laut einer BDI-Studie sieht sich nur die Hälfte der größten Familienunternehmen gut aufgestellt in Sachen Digitalisierung.
In der Studie steht aber auch, dass die Unternehmen das Thema erkannt haben und jetzt investieren. Ich glaube wir sind da auf einem guten Weg. Wir müssen aber in der Digitalisierung aufholen, ganz klar.

In der Regierung ist das Thema auf verschiedene Ressorts verteilt. Hilft das?
In der Digitalisierung will kein Politiker Verantwortung übernehmen. Also verteilt man das Thema auf mehrere Köpfe. Falls es dann schief geht, gibt es auch keinen Schuldigen. Ein eigenes Ministerium bräuchte es auch gar nicht. Eine einzelne Maßnahme würde reichen: Die Kanzlerin muss die Digitalisierung zur Chefsache machen. Ein erster Schritt mit Dorothee Bär als Staatsministerin für Digitalisierung ist gemacht.

Noch vernetzter, noch intelligenter: Die Fabrik der Zukunft wird smart. Doch damit könnte der Standort Deutschland an Bedeutung verlieren. Hannover-Messe-Chef Köckler fordert daher die „optimale Infrastruktur“.

Bei der Energiewende gibt es mit Peter Altmaier einen Ansprechpartner im Wirtschaftsministerium. Was erwarten Sie von ihm?
Das Projekt Energiewende wird für uns noch ein harter Ritt werden und die deutsche Wirtschaft erheblich verändern. Viele Unternehmen stellt es schon jetzt vor riesige Herausforderungen. Das größte Problem ist, dass wir uns bisher nur auf den Strom konzentrieren. Den Wärmesektor und die Mobilität packt dagegen keiner an. Genau da müsste man aber rangehen und ein sektorübergreifendes C02-Handelssystem aufsetzen.

In Europa gibt es längst ein Handelssystem. Die Preise für CO2-Emissionen sind aber noch immer im Keller.
Ja, und das liegt auch daran, dass es nicht sektorübergreifend funktioniert. Und daran, dass möglicherweise zu viele Zertifikate ausgegeben wurden.

Diese Länder haben das schnellste Internet
Breitband-Internet Quelle: dpa
Platz 25: DeutschlandDeutschland landet mit einer durchschnittlichen Downloadrate von 14,6 Mbit/s noch knapp unter den 25 Ländern mit dem schnellsten Internet. Während das Internet in den Städten ordentliche Geschwindigkeiten vorweisen kann, tropft es in vielen ländlichen Gebieten mit nicht einmal zwei Megabit aus der Leitung. In einer zweiten Statistik hat Akamai erfasst, wie viele der Anschlüsse es über die Marke von recht lahmen 4 Mbit/s schaffen – hier liegt Deutschland mit nur 89 Prozent der Anschlüsse auf Rang 33.Anmerkung: Die Datenübertragungsrate wird in Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gemessen. Ein Megabit entspricht einer Million Bit. Quelle: dpa
Platz 10: Niederlande Quelle: dpa
Platz 9: Japan Quelle: AP
Platz 8: Singapur Quelle: dpa
Platz 7: Finnland Quelle: dpa
Platz 6: Dänemark Quelle: dpa

Man könnte das Problem mit einem CO2-Mindestpreis beheben.
Das wäre wieder ein staatlicher Eingriff ins System. So etwas funktioniert nicht, das hat man ja beim EEG gesehen.

Wie ginge es dann?
Eben mit einem stringenten Handelssystem. Bislang sind große Teile der Industrie vom Handel ausgenommen. Wenn man den Emissionshandel von Anfang an ernsthaft durchgezogen hätte, würde eine Tonne CO2 heute vielleicht nicht 12 Euro, sondern ein Vielfaches kosten. Und dann hätten wir auch längst eine ganz andere Industrie, in der sich die effizientesten Technologien durchgesetzt hätten.

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