Gründerszene Was Maschinenbau-Start-ups von IT-Gründungen trennt

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2017 sollen die nächsten Produkte folgen

Dazu kommt die Frage des Geschäftsmodells: Bislang hatten Bridgewater und Simeitis zwei Optionen geplant. Entweder kauft ein Kunde die Maschine und baut sie fest in seine Fertigungsanlage ein. Oder Brige verkauft die Reinigung als Dienstleistung und kommt regelmäßig mit einer Maschine bei dem Unternehmen vorbei. Für letzteres gibt es unter den frühen Interessenten eine große Nachfrage. Doch es stellt auch die Gründer vor eine neue Herausforderung: Bei verkauften Maschinen haben sie sofort einen Zahlungseingang – bei der Dienstleistung muss Brige die Maschine aber erst auf eigene Kosten bauen, bevor sie damit Geld verdienen können – noch mehr Finanzbedarf.

Teil 5: Die Fertigung

Der Messebesuch im April war ein Anschub für das noch junge Unternehmen – erst am 31.3.2016 hatten sie die GbR in die bis heute bestehende Brige GmbH umgewandelt. In Hannover entsteht der Kontakt zu Conveyor Teknik, einem Förderanlagenhersteller aus Dänemark. Den Dänen gefällt die Idee der beiden Gründer, sie stellen Teile zum Aufbau der Testanlage in Bremen zur Verfügung.

Nachdem sie in Eigenarbeit die Räume in Bremen renoviert haben, läuft in diesem November – also ein Jahr nach der Gründung – der Prototyp zum ersten Mal. Er funktioniert, sogar besser als gedacht. „Die Anlage kann mit bis zu 100 Bar Wasserdruck reinigen“, sagt Simeitis. „Wir lassen sie aber meistens nur mit einem Drittel der Leistung laufen, das reicht in den meisten Fällen aus.“

Doch bei Aufbau und Test der ersten Maschine fallen auch einige Schwachpunkte auf. Die Montage der Druckschläuche war schwieriger als gedacht, zudem tropft es bei hoher Leistung aus der Reinigungskapsel. Aber nichts, was sich nicht beheben lässt.

Im kommenden Jahr soll dann die Fertigung für die Kundenmaschinen anlaufen, bis zu 15 Exemplare sollen allein 2017 gebaut werden. Doch dazu ist weitere Unterstützung notwendig: Simeitis arbeitet schon an den nächsten Entwürfen, Bridgewater und die angestellte Sarah Gräser am Vertrieb und den Geschäftsmodellen. „Wir würden in Bremen gerne einen Monteur aus der Altersklasse 50+ einstellen“, sagt Bridgewater. „Mit einem weiteren Jüngeren wären wir ein Haufen Unerfahrenheit, die Lebenserfahrung aus 50 Jahren würde uns gut tun.“ Das Problem: Noch hat sich kein passender Bewerber gefunden, der auch das Wagnis eines so jungen Unternehmens eingehen würde.

Teil 6: Der Ausblick

Anders als so manche Gründer, die mit ihren Start-ups eine klare Exit-Strategie haben, kommt ein Komplett-Ausstieg für Bridgewater und Simeitis derzeit nicht in Frage. „Dazu steckt zu viel Herzblut drin, wir sind hier nicht bei der Höhle der Löwen“, sagt Bridgewater. „Unverschämten Angeboten gegenüber sind wir aber aufgeschlossen.“

Die größten Hemmnisse für Unternehmensgründungen

„Wir sind herstellerunabhängig und können alle Systeme reinigen. Darin sehen wir unsere große Stärke“, fügt Simeitis hinzu. „Wir wollen auch ein Stück unsere Unabhängigkeit.“

Um diese Unabhängigkeit zu sichern, arbeitet Simeitis bereits an den nächsten Entwürfen. Bislang kann das Brige-System sogenannte Hängeförderketten reinigen. Im kommenden Jahr sollen eine Fernwarte-Funktion und auch eine Trockenreinigung ohne Wasser ins Angebot aufgenommen werden, aber auch eine neue Maschine, die auch Bodenförderer reinigen kann – wie sie etwa in der Logistik oder Großbäckereien zum Einsatz kommen. 2018 soll eine Anlage für Transportbänder wie an Flughäfen folgen.

Auch auf der Hannover Messe 2017 will Brige sich wieder präsentieren – aber nicht mehr auf der Sonderfläche „Young Tech Enterprises“ in Halle 3, sondern in Halle 26 auf der ComVac, einer Fachmesse für Luft- und Vakuumtechnik. Dann spielt Brige bei den Großen mit – keine zwei Jahre nach der Gründung.

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