Am Ende finden sie drei Zulieferer in Bremen und siedeln ihre Werkstatt deshalb auch dort an. Auf dem Gelände einer ehemaligen Wollfabrik in Bremen-Blumenthal können sie zur Untermiete bei der Firma Brewa 150 Quadratmeter beziehen. Doch um den Prototyp aufbauen und vor allem Testen zu können, benötigen sie Werkzeuge und vor allem eine eigene kleine Förderkette – noch mehr Kosten.
Also muss ein Partner her.
Teil 4: Die ersten Kunden
Die finanzielle Förderung eines jungen Unternehmens ist das eine, Kontakte zu potenziellen Kunden das andere. Sie zieht es auf die Hannover Messe, die weltweit wichtigste Industriemesse – aber nicht als einfache Besucher, sondern als Aussteller.
Gründertypen: So ticken junge Unternehmer rund um den Globus
Die prinzipientreuen Planer gehen äußerst methodisch an ihr Werk und freuen sich über den sorgfältig geplanten Erfolg. Aufgrund ihres ehrgeizigen Charakters nehmen sie nichts als bare Münze und stellen eine Menge Fragen.
Diese Ergebnisse gehen auf den "Walk With Me Report" von Sage zurück, der weltweit die Charakterzüge, Verhaltensweisen und Einstellungen der Y-Generation untersuchte.
Die Technikgetriebenen lieben ihre Arbeit und können es nicht ertragen, herumzusitzen und Däumchen zu drehen. Sie vertrauen auf die Power und Effizienz innovativer Technologien, um den Wettbewerbern immer einen Schritt voraus zu sein. Sie glauben an die Fähigkeit der Technologie, die Bedürfnisse der existierenden und zukünftigen Kunden akkurat zu erfüllen.
Die intuitiven Entdecker sind ungezwungen und unbekümmert, lieben das Unbekannte und erforschen unentdecktes Terrain. Sie vertrauen ihrem Bauchgefühl und lassen nicht locker. Ein modernes Image ist für sie extrem wichtig. Sie wollen etwas schaffen, an das sich alle erinnern.
Die Realisten sind einfallsreich und vertrauen auf Technologie, die die Erfolge erzeugt. Wenn sie sich entscheiden müssen, setzen sie mal auf ihr Bauchgefühl, mal auf Methodik.
Die Abenteuerlustigen schnell gelangweilt, suchen sie immer nach der nächsten Herausforderung. Sie kümmern sich nicht um Äußerlichkeiten. Sie arbeiten am besten für sich und glauben, dass der soziale Effekt überbewertet wird.
Die Messe ermöglicht es Start-ups, sich mit geringem Aufwand und Kosten in einer eigenen Halle potenziellen Investoren, Kunden und Partnern zu präsentieren. „Es war ein ausdrücklicher Wunsch aus der Industrie, dass wir die Schwellen für kleine Unternehmen senken und ihnen Raum für die Präsentation ihrer Ideen zu geben“, sagt Jochen Köckler, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG. „Junge Unternehmen sind schnell und innovativ, aber oft fehlt es ihnen an Geschäftserfahrung, Finanzierung und Strategie.“ Der Bereich „Young Tech Enterprises“ biete den Start-ups daher auch hervorragende Vernetzungschancen und Beratung.
115 Start-ups hatten auf der diesjährigen Messe im April ihre Chance gesucht. Messe-Chef Köckler ist zuversichtlich, dass diese Zahl auch 2017 erreicht wird – auch wenn er noch keinen konkreten Anmeldestand für die kommende Messe nennen will.
Für Brige hat sich der Schritt gelohnt: Die Gründer kamen mit großen Förderanlagenherstellern ins Gespräch, aber auch mit Unternehmen, die selbst ein Problem mit schmutzigen Förderketten haben. Viele davon kommen aus dem Bereich der Oberflächen-Veredelung – beim Lackieren oder Pulverbeschichten müssen die Teile sauber sein. Einige der Firmen unterstützen das junge Unternehmen bis heute.
Dennoch war der Gang auf die Hannover Messe nicht ohne Risiko. „Wir haben uns auf der Messe angemeldet, ohne eine fertige Maschine zu haben“, sagt Simeitis. Sprich: Hätte sich der Prototyp in der Testphase als Flop erwiesen, wären die potenziellen Interessenten wohl wieder abgesprungen. Und ohne Aufträge und Unterstützung aus der Industrie hätten die beiden Gründer umplanen müssen.