
„Buy made in America!“ Den kleinen Seitenhieb auf Angela Merkel konnte sich US-Präsident Barack Obama nicht verkneifen – auch wenn er mit einem Schmunzeln kam. Die Bundeskanzlerin hatte sich am Sonntag zur Eröffnung der Messe für bessere Handelsmöglichkeiten deutscher Unternehmen in den USA ausgesprochen: „Buy German ist auch schön.“
Damit spielte sie auf bestehende US-Handelshürden für Importe an: Bei vielen Ausschreibungen sind US-Produkte zu bevorzugen. Das Verkaufstalent Obama griff die Spitze bei dem Messerundgang am Montag auf – und konnte gleichzeitig für die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Industrie werben.
Nach der verbalen Spitze vom Vorabend war Merkel in Hannover um einen freundlichen Umgang bemüht: „Wir begrüßen Sie als Freunde, die stark sind.“ In diesem Jahr werde man „die Weltspitze in geballter Form“ erleben. Deutsche und amerikanische Firmen könnten voneinander lernen.
Die Sticheleien in Hannover verdeutlichen die ambivalente Beziehung der deutschen und der amerikanischen Wirtschaft. Man ist auf die starke Partnerschaft angewiesen – die USA haben im vergangenen Jahr erstmals Frankreich als wichtigsten Außenhandelspartner Deutschlands abgelöst. Im auf der Hannover Messe so wichtigen Maschinenbau haben die USA ebenfalls den Spitzenplatz von China zurückerobert.
Andererseits ist man sich nicht in allen Punkten einig. So ähnlich die Kulturräume auch sein mögen, im Alltag kommen immer wieder die Unterschiede ans Tageslicht. Das zeigt ein Besuch bei den US-Niederlassungen europäischer Unternehmen.





Einer, der den US-Markt mit seinen Eigenheiten gut kennt, ist Rainer Hundsdörfer. Heute ist der Schwabe Geschäftsführer des weltgrößten Ventilatoren-Herstellers ebm papst. In den 90er Jahren war Hundsdörfer US-Chef des Laserspezialisten Trumpf.
In all den Jahren konnte Hundsdörfer sich sein Urteil über den US-Markt bilden – was sein Handeln bis heute prägt. „Die USA sind ein eigenständiger Markt mit eigenen Regeln“, sagt der Manager. Die Amerikaner seien Billigheimer. „Das Bewusstsein, dass sie bei der Energieeffizienz etwas tun müssen, wächst nur langsam.“
Die Entwicklung der Industrie
Industrieära: 1784
Technologische Revolution: Mechanische Produktion mit Wasser-/Dampfkraft
Transformatorischer Wandel: Substitution von Arbeit durch Kapital,; Prozessstabilität und Geschwindigkeit
Quelle: "Digital Industry – Connecting the Dots" von Oliver Wyman
Industrieära: 1870
Technologische Revolution: Elektrisch betriebene Massenproduktion
Transformatorischer Wandel: Arbeitsteilung ("Taylorismus"); Durchgängigkeit von Prozessen
Industrieära: 1969
Technologische Revolution: Produktionsautomatisierung durch Elektronik und IT
Transformatorischer Wandel: Business Process Reengineering; Prozessqualität und Lean
Industrieära: heute
Technologische Revolution: Digitalisierung durch cyber-physische Seyteme, Vernetzung und Big Data
Transformatorischer Wandel: "Digitale Industrie"; Die technologische Revolution schafft die Voraussetzung für die Hebung des wahren Werts durch Prozessverbesserung
Sein Unternehmen hat sich auf die Fahnen geschrieben, für jeden Kunden die optimale Lösung anzubieten – sprich: keine billige Massenware. „In den USA müssen Sie aber marktgerechte Produkte anbieten“, so der ebm-papst-Geschäftsführer. „Der Mindeststandard reicht oft aus, auch wenn das mit unserer Mentalität oft nicht vereinbar ist.“
Seine Lösung: Eigene Entwicklungsingenieure in den USA – die Tüftler im schwäbischen Mulfingen sind für „Good enough“-Lösungen nicht geeignet.