Dass die Digitalisierung der Produktion sich auch auf Beschäftigung und Arbeitsalltag auswirkt, ist längst in der Politik angekommen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat diese Woche bereits neue Tarifverträge gefordert, die der gestiegenen Flexibilität Rechnung tragen. Damit sollen Missstände wie etwa bei Werkverträgen frühzeitig verhindert werden.
„Natürlich ist bei Industrie 4.0 die Flexibilität der Beschäftigten gefordert. Wir brauchen für sie aber auch Sicherheit“, sagte Nahles. Dies zu regeln, sei in ihren Augen Aufgabe der Tarifparteien.
Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) muss die Arbeit in der vernetzten Fabrik so gestaltet werden, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. „Wir wollen gute Arbeit 4.0“, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann auf dem Digitalisierungskongress des DGB. Dafür müssten zum Beispiel Beschäftigungsverhältnisse sicher und Regeln für neue Arbeitsformen fair sein. Neben Problemen wie der dauerhaften Verfügbarkeit von Arbeitnehmern bringe der digitale Wandel aber auch Chancen: „Es fallen nicht nur Tätigkeiten weg, es entstehen auch neue Arbeitsplätze.“
„Die Fabrik der Zukunft wird keineswegs menschenleer sein“
Eine tarifliche Sicherheit ist nicht nur im Interesse der unzähligen Angestellten in kleinen und mittleren Industriebetrieben, sondern auch von Großkonzernen. Nicht jedes Unternehmen geht das Thema Industrie 4.0 so offen an wie SEW. Auch, weil sie die Investitionen scheuen. Nicht zuletzt erwarten Experten deshalb, dass der digitale Wandel in der Fabrik vor allem von Konzernen vorangetrieben wird.
Bei Daimler etwa sind bereits zahlreiche Anwendungen umgesetzt. „Erfahrung, Kreativität und Flexibilität der Menschen bleiben in vielen Bereichen der Automobilproduktion unersetzlich“, sagt Markus Schäfer, Produktions-Bereichsvorstand bei Mercedes-Benz Cars. „Die Fabrik der Zukunft wird keineswegs menschenleer sein. Im Gegenteil – wir rechnen damit, dass sich neue Aufgaben und Profile für unsere Beschäftigten ergeben.“
So schneidet Deutschland als Wirtschaftsstandort ab
Frage: Wie bewerten die Unternehmen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland die folgenden Standortfaktoren im internationalen Vergleich?
Im Rahmen der Umfrage wurden 1300 Unternehmen befragt und gebeten ihre Meinungen mit den Durchschnittsnoten von 1 („klarer Wettbewerbsvorteil“) bis 6 („nicht wettbewerbsfähig“) einzuordnen.
Quelle: Deutsche Industrie und Handelskammer // DIHK-Umfrage im Netzwerk Industrie 2014
2011: Note 2,4
2014: Note 2,3
2011: Note 2,4
2014: Note 2,3
2011: Note 2,4
2014: Note 2,4
2011: Note 2,7
2014: Note 2,5
2011: Note 2,8
2014: Note 2,6
2011: Note 2,8
2014: Note 2,6
2011: Note 2,5
2014: Note 2,7
2011: k.A.
2014: Note 2,8
2011: Note 3,3
2014: Note 2,9
2011: Note 3,0
2014: Note 2,9
2011: Note 2,5
2014: Note 2,9
2011: Note 3,1
2014: Note 3,0
2011: Note 2,5
2014: Note 3,1
2011: Note 3,6
2014: Note 3,2
2011: Note 3,8
2014: Note 3,5
2011: Note 3,6
2014: Note 3,5
2011: k.A.
2014: 3,7
2011: Note 4,0
2014: Note 3,7
2011: Note 4,1
2014: Note 3,8
2011: Note 4,0
2014: Note 3,9
2011: Note 4,1
2013: Note 4,0
2011: Note 4,4
2014: Note 4,1
2011: Note 4,2
2014: Note 4,4
2011: Note 4,8
2014: Note 4,5
Die Produkte werden digital entwickelt, getestet und die Produktion simuliert, bevor überhaupt das erste echte Bauteil entsteht. Die Abläufe in der Fertigung können dadurch so optimiert werden, dass beim Start der Produktion kein überflüssiger Handgriff mehr auftaucht.
Für Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht ist daher entscheidend, wie das Verhältnis von Autonomie und Kontrolle in Mensch-Maschine-Interaktionen gestaltet wird. „Die technischen Veränderungen kommen. Zu ihrer Gestaltung ist eine neue Humanisierungspolitik erforderlich“, sagt Brecht. „Entweder: Die Menschen sagen den Maschinen, was sie tun sollen. Oder: Die Menschen bekommen von den Maschinen gesagt, was sie tun sollen. Der Schlüssel ist, dass wir die Menschen durch Qualifizierung gut darauf vorbereiten.“