Maschinenbau Frauen brauchen noch immer starke Nerven

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„Harmonie darf nicht an erster Stelle stehen“

Wenn der erste Job noch nicht die „Traumstelle“ ist, dann sollte zumindest die eigene fachliche Ausbildung nicht deutlich überqualifiziert für die Einstiegsstelle sein. Eine Ingenieurin, die zum Beispiel als technische Zeichnerin einsteigt, wird in der Regel den Sprung zur Entwicklungs-/ Konstruktionsingenieurin nicht schaffen.

Und was raten Sie Ingenieurinnen, bei denen nach den ersten Jahren im Job die Karriere hakt?
Bleiben Sie sich und Ihren Zielen treu. Und erfahrene Ingenieurinnen sollten sich nicht zu sehr aus dem Teamgedanken hinter die männlichen Kollegen stellen.

Sie meinen Ingenieurinnen und andere Frauen sollten nicht immer so nett und teamfähig sein? 
In bestimmten Fällen ist ein klares „ich möchte“ angebrachter als ein „wir“. Die überwiegend weibliche Eigenschaft der Empathie, des Harmoniebedürfnisses und der Suche nach Übereinstimmung und Zustimmung – das ist alles in vielen Situationen wichtig. Aber es darf nicht immer an erster Stelle stehen.

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Wie reagieren Frauen richtig auf blöde Sprüche?
Selbstverständlich sind frauenfeindliche Sprüche unakzeptabel. Man darf aber auch nicht immer zu viel hinein interpretieren. Erkennt man, dass es sich um einen verunglückten Witz oder ein misslungenes Kompliment handelt, habe ich immer vorgezogen, mit einem ähnlich dummen Spruch zu kontern. Das wirkt auch. Und Humor auch.  

Sind Frauen heute weniger ehrgeizig als Männer?  
Ist das eine Frage des Geschlechts oder eine Frage der Generation? Stichwort Work-Life-Balance.

Was meinen Sie?
Da sitzen junge Frauen im Bewerbungsgespräch bei uns und viel zu selten sagt mal eine klar und deutlich: „Ich möchte erreichen, dass…“ . Das wünsche ich mir aber von einer Bewerberin. Ich staune, wie viele junge Frauen und Männer fast schon behäbig sind. Als würde sie an der neuen Aufgabe nur die Frage interessieren, wie komme ich da problemlos durch. Wie schade!

Was können die Studentinnen und die Ingenieurinnen selbst ändern?
Frauen müssen selbstbewusster auftreten, überzeugt von ihren Qualifikationen sein. Sie sollten sich von der abwartenden Rolle stärker in die agierende Position bringen, auch mal eine Forderungen stellen, wenn sie von deren Berechtigung überzeugt sind. Frauen denken zu häufig an erster Stelle an zwischenmenschliche Faktoren, an das Abteilungsklima, an die Beziehung zu Kollegen und Kolleginnen, an das Betriebsklima und so weiter. Sie vernachlässigen darüber fachliche und karrierefördernde Faktoren.

Kooperieren die Ingenieurinnen heute gut genug?
Nein, hier herrscht noch Optimierungsbedarf. In der Regel kooperieren diejenigen Ingenieurinnen, die sich eh durchsetzen und in einer entsprechenden Position sind.

Getrieben vom Ehrgeiz Prozesse und Produkte zu verbessern, verlieren viele Unternehmen ihre Kunden aus den Augen. Das zeigt eine neue Studie. Und die Folgen sind gravierend.  
von Anke Henrich

Wie unterstützen Sie junge Frauen in Ihrem eigenen Unternehmen?
Ich suche nicht bewusst nach Frauen, sondern schaue bei Bewerbungen auf die Qualifikation. Es gibt weniger Bewerbungen von Frauen, aber deren Qualität ist häufig höher. Bei uns sind die Positionen gemischt verteilt. Wir haben sowohl im Bereich der Sachbearbeitung kaufmännisch und technisch als auch bei Führungspositionen einen hohen Frauenanteil. Das gesamte Qualitätswesen als auch der Customer Support liegt in der Verantwortung von Ingenieurinnen, auch in der Produktion haben wir einen hohen Frauenanteil.

Und was würde passieren, wenn eine Mitarbeiterin bei Ihnen dämliche Sprüche hören müsste?
Als erstes ist mir wichtig, dass sich die Kollegin selbst wehrt und klarstellt, dass dies zu unterbleiben hat. In schweren Fällen beziehungsweise bei Wiederholung wird der Vorgesetzte oder die Personalabteilung eingeschaltet. Bei Kolleginnen, die selbst nicht in der Lage sind, dem entsprechenden Kollegen deutlich entgegen zu treten, wird sofort ein Dreiergespräch mit dem Vorgesetzten geführt.

Fiele ein Kollege öfters auf mit frauenfeindlichen Sprüchen auf, laden wir erst zu einem ermahnenden Gespräch. Ließe er es immer noch nicht, wären weitergehende Maßnahmen die Folge. Und das wirkt.

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